Modellregion für Lockerungen: Bad Segebergs Unternehmer erfreut

Eine Inzidenz tagelang über hundert, Notbetreuung und wieder ein Einzelhandel im Click & Collect: Trotz hartem Lockdown in Segeberg hat die Politik in der Kreisstadt überraschend einen Punktekatalog für Corona-Lockerungen im Hochinzidenzgebiet erarbeitet. Den Unternehmerverein in Bad Segeberg freut vor allem die Geschlossenheit aller Parteien und Fraktionen. Hinzu kommt die Freude über die Initiative, als Modellregion aus der starren Haltung hervorzutreten und Lösungen zu suchen. „Es ist nicht der richtige Weg, auf der Straße zu demonstrieren oder die Zeit für gegenseitige Schuldzuweisungen. Es braucht konstruktive Lösungen“, sagt Marlis Stagat, Vorsitzende von „Wir für Segeberg“. „Wir befinden uns in einer denkbar guten Situation mit unserer Politik“, lobt sie. Diesen glücklichen Umstand gebe es in vielen anderen Städten nicht. Sie könne gar nicht oft genug darauf hinweisen, wie schwer es die Betriebe haben. „Ich bin erschüttert und erschrocken. Ich finde gar nicht mehr die richtigen Worte dafür, was hier passiert.“ Neue Testverordnung in SH: Wer jetzt nur noch getestet wird Kürzere Quarantäne: Das sind die neuen Regeln für Reiserückkehrer So verhalten Sie sich, wenn Sie keinen Corona-Test bekommen Das sind die neuen Corona-Schnelltests – und so werden sie eingesetzt Positiv auf Corona getestet worden, aber nicht ansteckend? Was der Ct-Wert über die Infektiosität verrät Drosten: PCR-Corona-Tests sind „zweifelsfrei“ Was unterscheidet den Corona-Schnelltest vom PCR-Nachweis? Wie entscheidend sind „falsch positive“ Testergebnisse? Modellregion Bad Segeberg: Entscheidung am 6. April: In Segeberg ist der Einzelhandel seit 1. April wieder dicht, als eine von wenigen Regionen im Land. „Die Kaufkraft wird abgezogen in die umliegenden Kreise. Das ist für unsere Stadt völlig fatal“, sagt sie. Kann das Sinn der Sache sein? „Die Menschen haben die Akzeptanz nicht mehr. Sie gehen einfach woanders hin. Das verstärkt das Problem nur.“ Man habe alles getan, was möglich ist – von Click & Collect bis hin zu anderen digitalen Lösungen. Die Luca-App sei auf dem Vormarsch. „Kiel hat bereits bestätigt, dass der Einzelhandel nicht zum Krisenherd gehört. Doch uns trifft es am härtesten“, kritisiert Stagat. Endlich eine Toilette in der Innenstadt: Die Stadtvertretung will am 6. April eine Bewerbung als Modellregion auf den Weg bringen. Vorschläge für Maßnahmen in der Innenstadt sind zum Beispiel 30 Minuten freies Parken, Verkauf vor den Geschäften oder die Einrichtung einer Teststraße in der Innenstadt. Das Jugendcafé gilt als Vorschlag. In jedem Fall wollen die Jugendlichen unterstützen: „Klar helfen sie mit, sie haben sich sofort dazu bereit erklärt“, sagt Mona-Luise Wagemann (Grüne) vom Verein Jugendtreff Bad Segeberg. Ihrer Ansicht nach werden Testungen gut angenommen, schließlich bekomme man auch einen gewissen Lohn. Im Café gebe es einen Eingang und Ausgang sowie fließend Wasser. Auch soll hier in Kürze eine öffentliche Toilette zugänglich sein. „Jugendliche können durchaus flexibel sein. Das können wir in der Politik ruhig wertschätzend mitnehmen.“ Denn in der Stadt unerwünscht, traf die Idee für ein Jugendcafé zunächst auf Widerstand. So schnell kann es gehen: „Die Stimmung hat sich total gedreht“, sagt der BBS-Vorsitzende Jürgen Niemann. „Das ist eigentlich das Schönste daran.“ Von Irene Burow