Mord an 84-Jähriger aus Norderstedt: Polizei schließt Ermittlungen ab

Der Fall scheint aufgeklärt, zur Verantwortung gezogen wird dafür jedoch niemand mehr. Nach Auswertung aller zur Verfügung stehenden Spuren ist für die Staatsanwaltschaft in Kiel jetzt klar, dass die 84-Jährige, deren Leichnam am 17. Februar an einem Feldweg in der Stormarner Gemeinde Tangstedt gefunden wurden, bereits am Wochenende zuvor in ihrer Norderstedter Wohnung erstickt worden war. Tatverdacht gegen 60-Jährigen hat sich erhärtet: Bereits kurz nach dem Leichenfund war ein 60-Jähriger aus Hamburg ins Visier der Ermittler geraten und von der Polizei vernommen worden. Zugleich durchsuchten Beamte der Kriminalpolizei die Wohnung und ein Kleingartengelände des Mannes in Hamburg und im südlichen Schleswig-Holstein. Mangels dringenden Tatverdachts wurde der Hamburger von der Polizei jedoch weniger entlassen. Wenige Stunden nach seiner Vernehmung nahm er sich am Abend des 21. Februar das Leben. „Die Auswertung der kriminaltechnischen Spuren hat jetzt den Tatverdacht gegen den Mann erhärtet“, erklärte der Kieler Oberstaatsanwalt Michael Bimler am Donnerstag. Sowohl am Fundort der Leiche als auch am Tatort in der Wohnung der Frau sei genetisches Material des 60-Jährigen gefunden worden. Kieler Staatsanwaltschaft und Mordkommission gehen deshalb davon aus, dass der verstorbene Tatverdächtige die 84-Jährige in ihrer Wohnung erstickt und anschließend an dem Feldweg in Tangstedt abgelegt hatte. Mordmotiv bleibt unklar: „Zum Motiv der Tat können allerdings keine belastbaren Angaben gemacht werden“, erklärte Bimler. Nach allem, was bekannt ist, standen die 84-Jährige und der Hamburger lediglich in einer geschäftlichen Beziehung zueinander. Er hatte eine kleinen Schuppen auf dem Grundstück der Frau in Norderstedt angemietet und offenbar als Werkstatt für sich genutzt. Auch ein Abschiedsbrief, den der Mann nach seinem Suizid hinterlassen hatte, habe nach Angaben der Ermittler weder einen Hinweise auf eine mögliche Schuld des Mannes noch ein Tatmotiv erbracht. Da das deutsche Strafrecht keine Ermittlungen gegen Tote vorsieht, gelten die Ermittlungen in dem Fall jetzt ein abgeschlossen. In den kommenden Tagen wird die Kieler Staatsanwaltschaft darüber entscheiden, ob das Verfahren endgültig eingestellt wird. Von Oliver Vogt