Mühlstein erinnert an Reinfelds Claudiusmühle

Viele Relikte aus vergangener Zeit geben im Mühlenmuseum in der Seniorenresidenz Claudiushof einen Einblick in die geschichtsträchtige Vergangenheit der Claudiusmühle. Was bislang fehlte, war ein Mühlstein. Dank der Oldtimerfreunde Neuengörs ist das Museum seit Mittwoch um einen solchen Mühlstein reicher. Das Ver- und Abladen des 800 bis 900 Kilogramm schweren Steins erforderte logistische Planung und Fingerspitzengefühl. Bernd Prange, Leiter des Mühlenmuseums, strahlte, als der lang ersehnte Koloss endlich an dem für ihn vorbereiteten Platz in dem kleinen Park neben der Promenade am Herrenteich lag. „Ich habe so lange nach einem solchen Mühlstein gesucht und freue mich sehr, dass er nun in Reinfeld angekommen ist. Mein Dank ist riesengroß“, sagt der Museumsleiter, der die neuste Errungenschaft der Aufmerksamkeit seines Schwiegersohns Andreas „Loisl“ Scheel zu verdanken hat. Schwergewicht aus Neuengörs: „Der Mühlstein hatte seit vielen Jahren einen angestammten Platz an der Einfahrt zur Mühle in Neuengörs. Er stand immer zwischen zwei Kastanien. Als diese gefällt werden mussten, lag er achtlos am Rand des Mühlengeländes“, erzählt der Hobby-Kartoffelbauer und Trecker-Oldtimerfan. Er kaufte den Mühlstein und nahm ihn mit nach Hause. Ein Jahr lag er dort, bis alle Voraussetzungen für den Transport nach Reinfeld passten und sein neuer Bestimmungsort im Park von Bauhofleiter Klaus Haska und Museumsleiter Bernd Prange vorbereitet war. Mittwoch war es endlich soweit, dass sich Andreas Scheel und seine Oldtimerfreunde auf den Weg nach Reinfeld machen konnten. Befördert wurden Stein und Helfer stilecht mit Trecker-Oldies. Das Abladen erforderte das ganze Geschick und Fingerspitzengefühl von Jörg „Festus“ Jaacks, der seinen Fiat 640 DT mit einem Industriefrontlader ausgerüstet hatte. Obwohl sein Oldtimer bereits 39 Jahre alt ist, schaffte er es spielend, den Koloss auf seinen neuen Platz zu hieven. Damit jeder weiß, was es mit dem Mühlstein auf sich hat und woher er kommt, ist ein Schild in Vorbereitung, das nähere Erläuterungen geben soll. Reinfelder Wassermühle mit langer Tradition: Die Reinfelder Wassermühle wurde bereits 1235 errichtet. Das noch vorhandene Mühlrad wurde mit der Wasserkraft des aufgestauten Herrenteichs angetrieben. Bis ins 18. Jahrhundert wurde in dem alten Mühlgebäude Getreide zu Mehl verarbeitet. 1850 wurde die baufällige Mühle abgerissen und eine neue gebaut, die erst 1917 zu Ehren des Dichters Matthias Claudius den Namen „ Claudiusmühle “ bekam. Ein Brand im Jahr 1943 vernichtete die Anlage, die aber bereits ein Jahr später ihren Betrieb wieder aufnehmen konnte. Bis 1995 wurde die Mühle von de Gloria-Mühlenwerken und der Oldesloer Firma Johannes Ströh betrieben, die auch die Mühle in Neuengörs unter ihre Fittiche genommen hatte. Pro Jahr wurden in Reinfeld rund 100 000 Tonnen Getreide gemahlen. In Hochzeiten zählte die Mühle 102 Mitarbeiter. 1996 wurde sie stillgelegt. Auf dem ehemaligen Formengelände steht heute die Seniorenresidenz Caudiushof. Von Petra Dreu