Na, geht doch: Uhren in Bad Segeberg gehen wieder richtig

„Wer hat an der Uhr gedreht?“ heißt es schön im Liedchen von Paulchen Panther. Tatsächlich wurde am vergangenen Wochenende kurz nach dem Erscheinen des Artikels der Lübecker Nachrichten sämtliche kaputte Uhren im Bad Segeberger Stadtgebiet von einem unbekannten Wohltäter wie von Geisterhand zum korrekten Laufen gebracht. Was für ein schönes Weihnachtsgeschenk für die zeitgestressten Segeberger! Die können den Kopf jetzt wieder heben, um hoch oben auf öffentliche Uhren zu schauen und müssen nicht mehr gebückt nur auf Handy oder Armbanduhr starren. An der Bushaltestelle am Landratspark gab es am Montag entzückte Aufschreie bei zwei Damen, als die LN sie auf die nunmehr genau gehende Uhr verwies. Seit Jahren lebten sie nun mit deren falscher Zeitansage, hatten das Vertrauen in die amtlich wirkende Standuhr direkt an der Bushaltestelle völlig verloren. Wie viele Menschen haben wohl wegen dieser defekten Uhr schon ihren Bus verpasst? Zufälle gibt’s: Nach LN-Artikel waren plötzlich Ersatzteile da: Jetzt gilt es, wieder neues Zutrauen aufzubauen mit korrekter Zeitmessung der Uhren des Werbekonzern Ströer SE & Co. Das Unternehmen verdient mit den Werbeaufschriften an den Uhren. Die Kölner Zentrale teilte den LN am Montag auf Anfrage per Mail mit, dass „die Thematik der fehlerhaften Uhren“ bekannt gewesen sei. „Aus Mangel an Ersatzteilen hatte sich die Reparatur der Uhren leider verzögert. Die Uhren konnten jedoch am vergangenen Samstag nach Lieferung der notwendigen Teile wieder in den regulären Betrieb genommen werden.“ Tatsächlich grenzt es schon an ein vorweihnachtliches Wunder, dass pünktlich mit dem Erscheinen des LN-Artikels nach jahrelangem Warten die Uhren-Ersatzteile endlich geliefert und eingebaut werden konnten. Nur Insider kannten korrekt gehende Uhren: Die LN hatten das Unternehmen darauf hingewiesen, dass die meisten seiner öffentlichen Uhren in Bad Segeberg entweder völlig ungenau gingen oder stehen geblieben waren, als sei der Blitz eingeschlagen. Teilweise war offenbar vergessen worden, die Winterzeit einzustellen. Über Jahre konnten sich Bad Segeberger nicht mehr auf die Zeitmessung der öffentlichen Uhren verlassen, wenn sie auf der Fahrt zu Arbeit oder Schule die Zeit kontrollieren wollten. Nur Insider ahnten, welcher Uhr im Stadtbild zu vertrauen war, und welche man möglichst nicht beachten soll. Bad Segebergs Bürgermeister Dieter Schönfeld, der als pünktlicher Verwaltungschef gilt, zeigte sich empört: Ich weiß nicht einmal, wem diese Uhren gehören. Es ist aber nicht hinzunehmen, dass hier Einwohner und Besucher in die Irre geführt werden.“ Wie weit die Uhren-Verdrossenheit inzwischen bei der Jugend grassiert, erfuhren die LN auf dem Zob. Dort lassen die Kids die öffentlichen Uhren Bad Segebergs schon seit langem links liegen. Kaum einer interessierte sich für die zwei angezeigten Uhrzeiten zwischen denen die Pendler bislang wählen durften. Jetzt läuft alles wieder synchron und mit der genauen Zeit. Fast unbemerkt. Denn jeder starrt hier ohnehin weiter auf sein Handy. Senioren orientieren sich hingegen noch an den über 30 Jahre alten Ziffern. Bleibt zu hoffen, dass die öffentlichen Uhren ab jetzt zuverlässig die Zeit angeben. Von Wolfgang Glombik

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