Neue Landärzte-Praxis in Schlamersdorf eröffnet

Die Gemeinde Nehms hat das Nachsehen, die Seedorfer aber freuen sich: Am 30. November eröffnet die Gemeinschaftspraxis „Landärzte Seedorf“ ihre neuen Praxisräume im Seedorfer Ortsteil Schlamersdorf, Am Markt 11. Ihr neues Domizil befindet sich in einem alten Kuhstall, den Volker Pries passgenau auf die Bedürfnisse der vier Ärzte und ihrer elf Angestellten umgebaut hat. Die Vorfreude ist Dr. Broder Brodersen, Nadine Möller-Schliemann, Dr. Anke Dammann und Katja Holland, die das medizinische Team als Vierte im Bunde verstärkt, deutlich anzumerken. Sie sind bereits ein eingespieltes Team, das seine Praxis bislang in der 1974 umgebauten Alten Schule der Nachbargemeinde Nehms hat. Dort jedoch wurde es zunehmend beengter, die Praxis war nicht behindertengerecht, und auch die neusten Hygieneanforderungen ließen sich dort nicht umsetzen. Kuhstall stand 15 Jahre leer: Umso glücklicher sind die Mediziner über die neuen Räume im alten Kuhstall, der immerhin 15 Jahre leer gestanden hat. „Ursprünglich wollte ich den Stall mal für drei Gewerbeeinheiten ausbauen. Ich hatte sogar bereits eine Baugenehmigung dafür. Aber irgendwie habe ich mich nicht getraut“, erzählt Eigentümer Volker Pries. Als Bürgermeister Gerd Lentföhr dann den Kontakt zwischen ihm und der Ärztegemeinschaft hergestellt hatte, war der Landwirt Feuer und Flamme für die neue „Landärzte-Praxis“, die zusammen mit der Krankengymnastik Schwien im gleichen Gebäudekomplex zu einem Gesundheitszentrum avanciert. Insgesamt ist die Landärzte-Praxis 250 Quadratmeter groß. Neben drei Sprechzimmern verfügt sie über ein großzügiges Foyer mit Tresen und Wartezimmer, vier weitere Räume für Sonographie, EKG, Labor und Lager und ein Behinderten-WC. Zusätzlichen Platz für Sozialräume und ein kleines Büro hat die Krankengymnastik frei gemacht. Alles ist hell gestaltet und mit großen Fenstern ausgestattet. Praxis ist für Corona-Patienten gerüstet: Auch für die Behandlung von Covid-19-Patienten sind die Ärzte in den neuen Räumen gerüstet. „Wir haben zwei Zugänge, so dass sich Patienten nicht begegnen müssen“, erläutert Broder Brodersen. Den Lockdown im zweiten Quartal dieses Jahres haben die Ärzte in Nehms zu spüren bekommen, deutlich weniger Patienten hatten damals die Praxis aufgesucht. „Inzwischen hat sich alles wieder normalisiert. Von dem Teil-Lockdown haben wir bislang nicht viel gespürt“, ergänzt Nadine Möller-Schielmann. Während sich während der ersten Welle keine Patienten mit dem Coronavirus infiziert hatten, seien mit der zweiten Welle nicht alle verschont geblieben. Für sie gibt es separate Infektsprechstunden, für die eine telefonische Anmeldung erforderlich ist, damit diese Patienten von den anderen getrennt werden können. Von Allgemeinmedizin bis Naturheilverfahren: Groß ist der Einzugsbereich ihrer Patienten, der von Klein Rönnau über Ahrensbök, Rickling und Gnissau bis hin zum Plöner See reicht. Rund 3000 Patienten behandeln die Mediziner pro Quartal. Ihre medizinischen Fachgebiete sind mit Allgemeinmedizin, Innere Medizin, Notfallmedizin, Chirotherapie und Naturheilverfahren ebenso breit gefächert wie ihre Sprechstundenzeiten. Auch sonnabends ist die Praxis geöffnet. „Dann kommen vor allem Kinder und Berufstätige wie Fernfahrer, die in der Woche nicht zum Arzt gehen können“, verrät Dr. Broder Brodersen. Auch wenn es Patienten im ländlichen Raum anders empfinden, gehört der Kreis Segeberg nicht zu den mit Hausärzten unterversorgten Gebieten. Im Gegenteil: „Im Kreis Segeberg gibt es 170 Stellen für Hausärzte, die teilweise auch geteilt sind. Damit haben wir in dem Gebiet einen Versorgungsgrad von 115 Prozent“, sagt Nikolaus Schmidt von der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein mit Sitz in Bad Segeberg. Der Anteil der über 60-jährigen Hausärzte liege im Landesdurchschnitt bei 30 Prozent. Im Kreis Segeberg sei der Anteil mit 35 Prozent etwas höher. Gerd Lentföhr, der am kommenden Donnerstag sein Bürgermeisteramt an Philipp Frank abtreten will, freut sich, dass seine Gemeinde als Standort der „Landärzte-Praxis“ die Nase vorn hatte: „Ich weiß, dass andere Gemeinden auch dran waren. Schlamersdorf ist ein Ortsteil mit besonderer Versorgungsfunktion. Das passt.“ Von Petra Dreu