Neue Technik im Windpark Neuengörs Weede: Kein Blinklicht an Windrädern

Als 2017 im Bürgerwindpark Neuengörs-Weede die sechs Windkraftanlagen mit insgesamt 20,4 Megawatt Nennleistung ans Netz gingen, gab es das Versprechen, die nächtliche Dauerbefeuerung sobald wie möglich durch eine neue Technik zu ersetzen. Vier Jahre sind seitdem vergangen. Am Freitag um 18.30 Uhr war endlich soweit: Windpark-Geschäftsführer Eike Schuldt schaltete das Dauer-Blinklicht an den Windrädern aus und die bedarfsgesteuerten Nachtkennzeichnung (BNK) ein. Hersteller ist die Firma „Lanthan Safe Sky“, die als erstes Unternehmen eine Zulassung für das transponderbasierte System erhalten hat. „Künftig blinkt die Nachtkennzeichnung nur noch, wenn tatsächlich Luftverkehr in der Nähe ist. Es funktioniert wie ein Bewegungsmelder für Flugzeuge“, erklärt Schuldt, für den das neue System ein wichtiger Baustein für die Akzeptanz und damit auch Zukunftsfähigkeit der Windenergie ist. Gerade für ortsverbundene Betreiber wie beim Bürgerwindpark Neuengörs-Weede sei das wichtig. „Eine maximale Ausschaltzeit der Hinderniskennzeichnung bedeutet eine große Entlastung für Anwohner und die umliegende Natur. Wir hatten den umliegenden Gemeinden eine sehr zügige Umsetzung versprochen, und deshalb freuen wir uns sehr, dass das Projekt nun abgeschlossen und dass die Weltpremiere bei uns in Neuengörs stattfindet“, so Schuldt. Der spanische Dienstleister Siemens Gamesa hat auf den Windkraftanlagen im Bürgerwindpark Neuengörs-Weede „Smart Aviation Lights“ installiert, die in Verbindung mit der Transponder-BNK wie ein Bewegungsmelder für Luftfahrzeuge funktionieren. Die Schaltung des Befeuerungssystems erfolgt durch spezielle Empfänger der Firma Lanthan Safe Sky. Das Unternehmen, das im April 2020 als Joint Venture der Firmen „RECASE“, „Lanthan“ und „Air Avionics“ gegründet wurde, hat mittlerweile nach eigenen Angaben von mehr als 3000 Windenergieanlagen Aufträge zur Ausrüstung erhalten, wovon sich fast 100 Projekte in der Umsetzung befinden. Sogar in Flughafennähe erreicht die Transponder-BNK ebenfalls nach eigenen Angaben Ausschaltzeiten von durchschnittlich über 98 Prozent, in den meisten Fällen nahezu 100 Prozent. Der Bürgerwindpark Neuengörs-Weede wurde 2017 gegründet und umfasst rund 90 Anteilseigner aus den Gemeinden Neuengörs und Weede, die ihr Eigenkapital in den aus sechs Anlagen bestehenden Windpark eingebracht haben. Sie und die örtlichen Landeigentümer der Windflächen fördern die umliegenden Dörfer, in dem sie einen Teil der Pachterlöse für die dörfliche Entwicklung zur Verfügung stellen. 2000 Anlagen im Land müssen umgerüstet werden: Im Jahr 2018 war im Rahmen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes eine verpflichtende Einführung der bedarfsgesteuerten Technik an allen kennzeichnungspflichtigen Windenergieanlagen beschlossen. Bundesweit müssen laut Bundesverband WindEnergie (BWE) rund 10 000 Anlagen umgerüstet werden. In Schleswig-Holstein etwa 2000 der rund 3000 Windräder. Die Frist zur Umrüstung hat die Bundesnetzagentur gerade erst bis zum 31. Dezember 2022 verlängert, für Offshore-Windparks sogar bis zum 31. Dezember 2023. Ein besonderer Moment ist das Abschalten der Dauerbeleuchtung auch für Gerd Möller, Geschäftsführer der Lanthan GmbH, der zusammen mit weiteren Teammitgliedern vor mehr als achtzehn Jahren die Transponder-BNK erfand und sich seither für diese innovative Technologie stark gemacht hat. „Schon im Jahr 2002 wurden wir mit dem Thema der Anwohnerakzeptanz konfrontiert. Unsere erste Maßnahme war die technische und die juristische Umsetzung der Sichtweitenregelung. Ziel war es, dass die Feuer bei guter Sicht mit reduzierter Intensität leuchten. Im Jahr 2004 wurden wir erstmalig auf das Thema bedarfsgesteuerte Nachtkennzeichnung auf der Basis von Transpondersignalen angesprochen“, erinnert sich Gerd Möller. Neuengörs soll Blaupause für weitere Projekte werden: Marc Förderer, Marketing-Chef bei Lanthan Safe Sky, hob die gute Zusammenarbeit mit dem Servicedienstleister Siemens Gamesa hervor: „Auch wenn es die eine oder andere Hürde zu nehmen galt, konnten wir immer auf die Unterstützung von Siemens Gamesa zählen, was uns die erfolgreiche Umsetzung deutlich erleichtert hat.“ Neuengörs ist für Lanthan Safe Sky nicht nur eine besondere Premiere, sondern soll auch als Blaupause für weitere Projekte dienen, die bald folgen sollen: „Wir sind optimistisch, dass in naher Zukunft weitere Windparks die Lichter ausschalten werden“, sagt Mitja Klatt, Geschäftsführer bei Lanthan Safe Sky. „Auch wenn die gesetzliche Frist bis Ende 2022 verlängert wurde, profitieren Anwohner und Natur natürlich von einer schnelleren Umsetzung. Jedes Ausschalten der Hindernisfeuer bedeutet einen weiteren Schritt in Richtung zukunftsfähiger Windenergie.“ Von Petra Dreu