Neuer Anlauf: Bad Segeberg will Schutzstreifen für Fahrradfahrer

In anderen Kommunen sind sie längst überall zu finden und haben sich bewährt: Die Fahrrad-Schutzstreifen. Warum gibt es in Bad Segeberg so etwas nicht? Bislang sind hier alle Anläufe dafür an der Kreisverkehrsaufsicht als Genehmigungsbehörde gescheitert. Die Grünen stellten nun im Bauausschuss einen Antrag, in Bad Segeberg überall auf den Straßen eine gestrichelte Markierung mit einem Abstand von 1,50 Meter vom Fahrbahnrand zu kennzeichnen, die keinen separaten, normgerechten Radweg haben. Das wäre geradezu eine Revolution für den Radverkehr in Bad Segeberg – denn normgerechte Radwege gibt es so gut wie gar keine in der Kreisstadt. Als Ausweg für Radfahrer bleibt nur der Bürgersteig: Montag früh, 7.30 Uhr, der übliche „Wahnsinn“ auf Bad Segebergs Dorfstraße kurz vor der Ziegelstraße. Höhe Netto-Markt darf hier sogar 50 gefahren werden. Lastwagen donnern vorbei, Autofahrer halten nur geringen Abstand beim Überholen zu den Grundschulkindern, die hier mit dem Rad unterwegs sind. Einige Radfahrer ziehen es vor, aus Sicherheitsgründen lieber auf dem engen Bürgersteig zu fahren – auch wenn sie Gefahr laufen, an den Grundstücksausfahrten mit Autos zu kollidieren. Gleiches gilt für die Straße An der Trave als Schulweg. Hier fahren Radfahrer mangels Radweg und Schutzstreifen in beiden Richtungen auf dem Bürgersteig. Manchmal kracht es auch an den Querstraßen, meist kommen die Schüler mit glimpflichen Verletzungen davon. Fahrrad-Schutzstreifen könnten hier etwas mehr Sicherheit bieten, auch in Zusammenhang mit Tempo 30. Doch Bauamtsleiterin Antje Langethal schüttelt den Kopf: „Es tut mir furchtbar leid, aber wir dürfen keinen Schutzstreifen für Radfahrer auf die Straße pinseln.“ Das müsse von der Kreisverkehrsaufsicht erst angeordnet werden. Und die – das wissen inzwischen alle Stadtpolitiker – gilt nicht gerade als „innovationsfreudig“. Trotz mehrerer Versuche habe die Stadt keinen Schutzstreifen angeordnet bekommen, berichtet Langethal. In Kiel zum Beispiel werden hingegen konsequent – wenn kein Radweg vorhanden ist – sogenannte Schutzstreifen für Radfahrer angelegt. Die Landeshauptstadt muss sich hier nicht mit einer höheren Instanz abkämpfen. Wie berichtet, beißt die Stadt Bad Segeberg bei der Kreisverkehrsaufsicht auch dann oft auf Granit, wenn es um die Ausweisung von verkehrsberuhigten Zonen, Tempo 30 oder Fußgängerampeln geht. Hin und wieder konnte der Landrat vermitteln. Langethal stellte klar, dass sie für Fahrradschutzstreifen sei, aber der Kreisbehörde nicht vorgreifen dürfe. „Wir haben Straßen, auf denen wir es für möglich halten.“ Schon nach dem Radwegekonzept von 2001 sollte ein Schutzstreifen bei der Straße An der Trave radelnden Kinder den Schulweg sichern. Auch an der Hamburger Straße habe man so etwas im Innenstadtbereich geplant. Bislang vergebens. Man scheiterte an der fehlenden Genehmigung, so Langethal. Die Kreisverkehrsaufsicht blockierte Wünsche der Stadt: Joachim Wilken-Kebeck (SPD) glaubt indes nicht, „dass sich die Einstellung der Kreisverkehrsaufsicht geändert hat“. Und Michael Hintz (CDU) warnt davor „mit einem zu großen Wunsch“ beim Kreis zu scheitern. Bad Segebergs Radfahrbeauftragter Udo Nickel kann es nicht nachvollziehen, dass in anderen Kommunen des Kreises wie Kaltenkirchen Radfahrstreifen möglich seien, nicht aber in Bad Segeberg. Annelie Eick (Grüne) betonte, dass seit dem 28. April für Autofahrer beim Überholen von Radfahrern innerorts ein Abstand von 1,50 Metern eingehalten werden müsse. Damit haben sich auch die rechtlichen Bedingungen für Schutzstreifen geändert. „So haben wir heute andere Voraussetzungen.“ Fahrrad-Schutzstreifen sind eigentlich eine Notlösung bei fehlenden, ausreichend breiten Radwegen. Die Schutzstreifen mit unterbrochenen Linien seien für „Engstellen“ gedacht, wenn sich begegnende Autos ausweichen müssen. Die durchbrochene Linie dürfe für den Fall von Autos und Lastwagen überfahren werden, wenn kein Radfahrer gefährdet wird. Nicht zu verwechseln sind die Schutzstreifen mit den Radfahrstreifen. Hierbei handelt es sich um für den Radverkehr bestimmte, von der Fahrbahn nicht baulich, sondern mit Zeichen auf der Fahrbahn gekennzeichneten Teile der Straße. Die Politik setzt jetzt auf Überzeugungskraft: Die Verwaltung möge prüfen, welche Straßenzüge in Bad Segeberg mit einer gestrichelten Markierung im Abstand von 1,50 Metern vom Fahrbahnrand zu kennzeichnen wären und diese mit der Verkehrsaufsicht des Kreises Segeberg abzustimmen, lautet das einstimmige Votum des Bauausschusses. Die Stadtpolitiker hoffen also weiter auf ein Einsehen ihrer Kreisbehörde. Was bleibt ihnen auch anders übrig? Lesen Sie auch „Mordsgefährliche“ Strecken: Das sind die schlimmsten Radwege im Kreis Segeberg Scharfe Kritik am Zustand der Radwege im Kreis Segeberg Von Wolfgang Glombik