Neues Fachpflegezentrum für Demenz: Was wird jetzt aus dem Haus Wahlstedt?

Das Fachpflegezentrum an der Wahlstedter Dorfstraße wächst und soll – so die Pläne des Bauherren und der betreibenden Heimverwaltungs- und Vermietungsgesellschaft HVVG – Anfang 2021 fertig werden. Dann verlässt die Gesellschaft das Mietobjekt an der Waldstraße und nimmt alle Bewohner und Pflegekräfte mit. Der Name „Haus Wahlstedt“ zieht mit um. „Es gibt in der Stadt mit der Diakonie und uns zwei Anbieter, ich glaube nicht, dass ein dritter sich hier niederlassen würde“, sieht HVVG-Geschäftsführer Christian Nitsche eher ein Ende für die dortige Altenpflegeeinrichtung. Zumal die Kapazitäten am neuen Standort mit über 80 stationären Plätzen für an Demenz erkrankte Menschen verdoppelt werden. Dabei war die Einrichtung unter großem öffentlichen Interesse erst Ende 2006 eingeweiht worden. Als „Neuland für Schleswig-Holstein“ bezeichnete Schleswig-Holsteins damalige Sozialministerin Gitta Trauernicht (SPD) das „Haus Wahlstedt“ an der Waldstraße. Die in Kooperation der Wankendorfer Baugenossenschaft als Bauherr mit der Evangelischen Stiftung Alsterdorf als Träger entstandene Einrichtung galt als Vorzeigeprojekt, das mit dem Prädikat „besonders wertvoll“ versehen an den Start gegangen war. Der Name war aus einem öffentlichen Wettbewerb hervorgegangen. Konzept nach modernsten Erkenntnissen: 40 Menschen mit mittlerer oder schwerer Demenz haben hier nach einigen Startschwierigkeiten ein Zuhause, das sie gemäß ihren verbliebenen Fähigkeiten mitgestalten sollen. Alles in dem Gebäude war nach neuesten Erkenntnissen auf den milieutherapeutische Ansatz und die biografische Arbeit ausgerichtet worden. Kleine, gemütlichen Nischen, der Rundgang um das helle Atrium, der dem Bewegungsdrang als Teil des Krankheitsbildes Rechnung trägt. Die Bushaltestelle mitten im Raum, die Erinnerungen wachruft: Alles Bestandteil des Konzeptes, die Welt, in der die einzelnen Bewohner leben, nicht zu unterbrechen. Es gibt Bereiche, in denen der Gemeinschaftssinn gefördert werden soll, aber auch Rückzugsorte für diejenigen, die lieber als Beobachter am Geschehen teilnehmen möchten. Gespräche mit potenziellen Kauf- oder Mietinteressent laufen: 2014 beendete die evangelische Stiftung Alsterdorf die Trägerschaft. Die HVVG übernahm. Spätestens im Januar 2022, so lange besteht der Mietvertrag noch, steht also wieder ein Wechsel an – oder das Aus. Letzteres sieht Dr. Ulrik Schlenz, Mitglied des Vorstandes der Wankendorfer Baugenossenschaft für Schleswig-Holstein, nicht. Er gehe davon aus, dass die speziell auf die Pflege von Menschen mit demenziellen Erkrankungen ausgerichtete Immobilie sinnvollerweise auch in Zukunft eine derartige Nutzung erfahren wird. „Wir führen derzeit Gespräche und Verhandlungen mit potenziellen Kauf- und Mietinteressenten.“ Selbstnutzung schließt die Wankendorfer aus: „Eine anderweitige Verwendung ist bisher noch nicht geprüft worden und ist bis auf Weiteres auch nicht vorgesehen“, so Schlenz weiter. Eine Nutzung durch die Wankendorfer werde es nicht geben: „Das ist aus heutiger Sicht ausgeschlossen, da das Unternehmen weder die Qualifikation für das Betreiben derartiger Einrichtungen noch über das entsprechende Personal verfügt.“ 1,6 Millionen Menschen mit Demenz lebten 2018 Laut Alzheimer-Gesellschaft in Deutschland. 2,7 Millionen Personen, und damit 3,4 Prozent der Bevölkerung, werden es laut Experten bis zum Jahr 2050 sein. 60 000 Schleswig-Holsteiner sind laut Alzheimer-Gesellschaft an Demenz erkrankt. 579 stationäre Pflegeeinrichtungen gibt es laut dem Verband der Ersatzkassen, VDEK, in Schleswig-Holstein. Einrichtungen die auf Demenz spezialisiert sind, werden jedoch nicht gesondert erfasst. Von Heike Hiltrop