Öffnung der Außengastromie: Nur in Segeberg bleibt alles geschlossen

Schleswig-Holsteins Landesregierung hat Wort gehalten und die Außengastronomie unter strengen Auflagen dort ab Montag, 12. April, erlaubt, wo niedrige Infektionszahlen es zulassen. Mit einem aktuellen Inzidenzwert von 114,0 bleiben Kneipen, Restaurants und Cafés im Kreis Segeberg – als bislang einzigem Kreis in Schleswig-Holstein – jedoch weiter auf Liefer- und Außer-Haus-Dienste beschränkt. Im Café draußen sitzen dürfen die Segeberger vorerst nicht. Segebergs Wirte haben die Situation im Blick: „Es ist bedauerlich, aber ich kann es gut verstehen. Es geht um die Gesundheit der Menschen. Und wer will bei diesem Wetter schon draußen sitzen“, bleibt Nicole Hasanramaj vom Bella Vita an der Tennisanlage in Wahlstedt abwartend. Allerdings, sagt die Wirtin und schaut über zwölf Terrassen-Tische mit je vier Plätzen, werde Ende April die Freiluft-Saison eröffnet. „Die Tennis-Leute warten schon lange darauf, mal hier sitzen zu können.“ Bereit zum Start sei der Betrieb jedenfalls. „Ich fände es besser, wenn ich wüsste, wie sich die Corona-Zahlen im Kreis genau entwickeln“, würde sie sich von der Kreisverwaltung mehr Transparenz wünschen. Das gebe mehr Sicherheit. Segeberger fahren nach Eutin, Lübeck oder anderswo: „Es ist naheliegend, dass der Hamburger Speckgürtel stärker betroffen ist als wir hier“, sagt Lutz Frank, Restaurant-Besitzer sowie Vize des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes Schleswig-Holstein (Dehoga). „Wenn die Zahlen in Norderstedt hoch sind und in Bad Segeberg niedrig, müsste man kommunal reagieren, das wird sicherlich schwierig. Die Regeln gelten nun mal für den ganzen Kreis, es macht also keinen Unterschied“, sagt Frank. „Und machen wir uns nichts vor: Wenn hier dicht ist, dann fahren die Segeberger nach Eutin, Lübeck oder anderswo hin – aber richtig gemütlich ist das nicht.“ Lesen Sie auch Kommentar zur Außengastronomie in Segeberg: Diese Regeln machen wütend Er selbst könne in seinem Ihlsee-Restaurant reichlich Außenbewirtung anbieten, bummelig 100 Gäste. „Aber nicht jeder Gastronom hat solche Möglichkeit.“ Dennoch begrüße er die Entscheidung zu Lockerungen sehr. Er persönlich glaube jedoch eher, dass die Politik am Montag einen weiteren harten Lockdown beschließen werde, als dass es über längere Zeit Lockerungen gebe. Da die Witterung ein eher sehr schlechtes Freiluftgeschäft verspricht, bleibt auch Marcel Krüger von den „Kiek ut Stuben“ abwartend. 70 Plätze könnten unter Corona-Bedingungen und strengen Hygieneauflagen auf der großen Terrasse vor dem Restaurant im Wildpark Eekholt besetzt werden. „Wir haben den Platz und wir haben ein sehr gutes, im vergangenen Jahr erprobtes Hygienekonzept. Aber wir würden sowieso die Terrasse noch nicht öffnen. Jetzt verfolgen wir gespannt die aktuelle Situation und wie sie sich entwickelt.“ Er glaube ebenfalls eher an einen erneuten Lockdown als an Lockerungen, sagt Marcel Krüger. Er sei froh darüber, wenigstens das To-go-Geschäft mit Imbiss- und Crêpewagen im Park zu haben. „Auch, damit sich alles gut verteilt, die Menschen nicht zu eng aufeinandertreffen.“ Länger dicht und dann durchstarten: Die ersten Lockerungen für die Gastronomie seien als Signal in Ordnung. „Auf der anderen Seite sagen die Wissenschaftler, dass nur ein richtig harter Lockdown vieles vereinfachen und verbessern würde“, reagiert Ninortha Hanno, Chefin im Restaurant Einstein in Bad Segeberg, eher verhalten. „Ich glaube, da kommt noch was.“ Durch die Arbeiten am Marktplatz könne sie nur sechs Tische vor dem Einstein aufstellen, was sich nicht lohne. Und etwas los sei in der Stadt derzeit durch die Einschränkungen sowieso nicht. Darum warte sie weiter ab, so Ninortha Hanno: „Lieber 14 Tage länger zu und dann richtig durchstarten.“ Von Heike Hiltrop