Partys auf der See-Promenade in Bad Segeberg rauben Patienten den Schlaf

Es waren anstrengende Wochen für Nicole Purrucker (49). Nicht nur, dass sie nach einer Operation mehrere Wochen im Allgemeinen Krankenhaus der Segeberger Kliniken verbringen musste. Sie wurde vor allem an den Wochenenden auch noch um den dringend benötigten Schlaf gebracht. Durch wilde Partys von jungen Leuten, die auf der Promenade des Großen Segeberger Sees, direkt unter den Fenstern der Segeberger Kliniken feierten. „Oft ging es erst um 23 Uhr los. In Gruppen zogen die Jugendlichen in Richtung See und lieferten sich mit ihren Bluetooth-Lautsprechern Duelle, wer lauter ist. Die Feiern gingen dann bis in den frühen Morgen. Und gerade, wenn es einem nicht gut geht, geht das gar nicht“, erzählt die Klein Rönnauerin. Bei der Hitze habe man natürlich auch das Fenster immer offen lassen müssen. Sie vermutet, dass es vielleicht zu wenig Ausweichplätze für die Jugendlichen gibt oder vielen gar nicht bewusst sei, dass sie direkt unter den Fenstern kranker Patienten feiern. Partys sind kein Einzelfall: Dass die Erlebnisse der 49-Jährigen kein Einzelfall sind, bestätigt Robert Quentin, Sprecher der Segeberger Kliniken: „Das Thema ist uns bekannt. Es gibt Klagen von Patienten und auch von Gästen des Vitalia Seehotels.“ Generell habe man natürlich Verständnis dafür, dass Menschen draußen feiern möchten, wenn das Sommerwetter so schön sei wie in den vergangenen Wochen. Dass die Hotelgäste und die Patienten, die ihren Schlaf dringend benötigen, nicht zur Ruhe kommen, könne man aber nicht akzeptieren. Zudem habe sich das Feiern auf der Promenade durch die Corona-Krise noch verstärkt. Das Klinikpersonal habe teilweise 200 bis 300 Leute gesehen, die an den Abenden dort gefeiert haben. Polizei fährt verstärkt Streife: Ordnungsamt und Polizei sind alarmiert. „Wir haben natürlich auch Mitteilungen bekommen“, sagt Hartmut Gieske vom Bad Segeberger Ordnungsamt. „Wir führen auch tagsüber schon Gespräche mit den Jugendlichen. Bei einigen fruchtet das, bei anderen eben leider nicht.“ Jeden Fall von vorneherein präventiv verhindern, könne man jedoch nicht, dafür fehle das Personal. „Dafür bräuchte es eine dauerhafte Bewachung.“ Für die Segeberger Kliniken wäre das eine gute Lösung. „Leider können wir dort selber aber keinen Sicherheitsdienst engagieren, da die Promenade ja nicht zu unserem Grundstück gehört“, sagt Kliniksprecher Quentin. Dafür fährt die Polizei in der Nacht verstärkt an der Promenade Streife. „Und wir fahren natürlich auch jedes Mal hin, wenn eine Ruhestörung gemeldet wird. An einem schönen Wochenende werden wir im Schnitt fünf mal gerufen. Teilweise stellen wir auch Lautsprecherboxen sicher“, sagt Polizeisprecherin Sandra Firsching. Lärm schallt über den See: Am See kommen derzeit viele Probleme zusammen. Firsching: „Bei der Wärme haben natürlich auch alle die Fenster auf und am See ist es sehr hellhörig.“ Der Schall werde oft weit über das Wasser getragen. „Manchmal ist es schwer festzustellen, woher der Lärm kommt. Wir haben es auch schon gehabt, dass er von Stipsdorf aus über den See geschallt ist“, sagt die Polizeisprecherin. Kliniken, Patienten und Ordnungshüter setzen deshalb ihre Hoffnungen in den Wettergott. „Das Problem tritt ja nur bei gutem Wetter auf“, sagt Quentin und Hartmut Gieske findet: „Wenn es freitags und sonnabends ab 22 Uhr regnet, reicht das ja schon. Dann ist Ruhe.“ Tatsächlich sagt der Wettertrend für Bad Segeberg kühlere Temperaturen und mehr Regen voraus. Und damit einen erholsamen Schlaf für alle Patienten und Hotelgäste. Von Sven Wehde