Planspiel: Jugend spielt Stadtvertretung in Bad Segeberg

Das Grundgerüst der neuen „Stadtvertretung“ von Bad Segeberg ist vielversprechend: „Wir haben anfangs schon so viel diskutiert, dass wir in zwei Gruppen aufgeteilt wurden“, erklärt Hanna Panetzsch. Die 16-Jährige besucht die Schule am Burgfeld und ist Teil des Projektes „Jugend in der Stadtvertretung“. Es findet zum ersten Mal statt.... was würdet ihr dann tun? Lautete eine der Fragen, die die Jugendlichen im Rathaus beantworten sollten. Die Antworten: Drogengesetze ändern. Mehr Aufklärung über den Nationalsozialismus und das Steuersystem betreiben. Und mehr dafür tun, die Deutschlandflagge hissen zu können, ohne dabei ein schlechtes Gewissen haben zu müssen. Was gefällt/missfällt euch in Bad Segeberg? Die meisten Pluspunkte gab es für Jugendarbeit, Kultur, Kirche und den Que-Club sowie zuletzt die Demonstrationen. Die meisten Minuspunkte gab es für den öffentlichen Nahverkehr sowie Rechtsextreme in der Stadt. Für einen Tag Stadtvertreterin sein: Im Rathaus sind 30 Jugendliche von fünf Schulen eifrig am Lernen – fernab der Schulbank. Sie erfahren hautnah, wie die Kommunalpolitik ihrer Stadt funktioniert. Am Donnerstag werden sie selbst die Plätze der Politiker einnehmen und eine Stadtvertretersitzung nachspielen. Hanna Panetzsch möchte wissen, wie es sich anfühlt: für einen Tag Stadtvertreterin zu sein. „Ich interessiere mich ohnehin für Politik“, sagt sie, ist in der Schülervertretung der Stadt und ihrer Schule aktiv sowie im neuen Klimarat. Sie ist sich sicher, dass sich in der Gemeinschaft gute Themen entwickeln werden. „Ich bin gespannt, wie es hier abläuft“, sagt Malte Viehl (16). Hanna möchte bei den Schwerpunkten Jugend und Klima ansetzen. Malte im Bereich Soziales und Wirtschaft. Der Übergang von Schule ins Berufsleben sollte nach seiner Ansicht einfacher werden. Er spricht von unmotivierten Mitschülern, die man anders abholen müsse. Busverbindungen sind ein großes Thema: Nicht nur die Schüler bekommen einen Einblick. Sondern auch die echten Abgeordneten. Was bewegt die Jugend? Was will sie verändern? In einem ersten Brainstorming wird deutlich: In Bad Segeberg ist der öffentliche Nahverkehr bei den Jugendlichen ein großes Thema – vor allem die Busverbindungen nach 20 Uhr. „Beim Austausch zwischen jung und alt hakt es oft“, sagt Seminarleiter Marcello Hagedorn (25). „Die Kommunalpolitiker sind dankbar für dieses Projekt, denn so bekommen sie die direkte Sichtweise der Jugend mit.“ Die Vorschläge, die es durch die finale Sitzung schaffen, könnten schließlich in den echten Ausschüssen der Stadtvertretung diskutiert werden. Schließlich ist das der Wille der Jugend. Sie haben also eine echte Chance, etwas zu verändern. Neuer Schulhof durch das Planspiel: In anderen Orten ist zum Beispiel schon die Straßenführung an Schulen geändert oder der Schulhof erneuert worden, heißt es von den Jugendtrainern der Friedrich-Ebert-Stiftung, die im Rathaus zu viert mit den Schülern arbeiten. „Das Wichtigste ist die Selbsterkenntnis des Einzelnen, dass er etwas bewirken kann. Es gibt Wege, etwas zu verändern. Nicht selten werden die Jugendlichen durch unsere Planspiele motiviert. Wenn sie anschließend tatsächlich politisch in Aktion treten, ist das natürlich das Beste“, sagt Hagedorn, der auch Stadtverordneter in Elmshorn ist. Beim zweitägigen Planspiel „Jugend in der Stadtvertretung“ sind Schüler des Städtischen Gymnasiums, der Dahlmannschule, des BBZ, der Schule am Burgfeld und der Schule am Seminarweg beteiligt. Die öffentliche Stadtvertretersitzung beginnt am 30. Januar um 16 Uhr im Bürgersaal. Lesen Sie auch: Jugend fragt Bad Segebergs Bürgermeister: „Was haben wir denn in der Stadt?“ „Ohne Jugend ist kein Staat zu machen!“ heißt das Planspiel der Friedrich-Ebert-Stiftung zur Kommunalpolitik. Jugendliche erleben, wie kommunalpolitische Entscheidungen zustande kommen. Nach einer Einführung schlüpfen die Jugendlichen in die Rollen von Kommunalpolitikern. Sie bilden Fraktionen und erarbeiten in Form von Anträgen Standpunkte zu ihren Themen. Da es um die Probleme vor ihrer eigenen Haustür geht, wird es richtig spannend. Am Ende spielen die Jugendlichen im Ratssaal ihrer Stadt unter Leitung des Bürgermeisters eine Ratssitzung nach, in der sie die Anträge diskutieren und entscheiden. Von Irene Burow

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