Prozess: Serieneinbrecher verunglückten auf der Flucht

Vier Einbrüche in Einfamilienhäuser im südlichen Schleswig-Holstein und im Raum Stade legt die Staatsanwaltschaft zwei Männern zur Last, die sich seit Ende Oktober wegen schweren Diebstahls und Sachbeschädigung vor dem Kieler Landgericht verantworten müssen. Ende April 2019 waren die beiden mutmaßlichen Serieneinbrecher aus Chile bei einer Verfolgungsjagd mit der Polizei in einem Wald bei Henstedt-Ulzburg im Fluchtwagen verunglückt und festgenommen worden. Vor Gericht schweigen die beiden in U-Haft sitzenden Männer. Als die beiden Angeklagten auf der Flucht im Straßengraben landeten, hatte ihr gemieteter Renault Clio nur noch Schrottwert. Und dann wurde einer von ihnen auch noch von einem Polizeihund ins Handgelenk gebissen. Die Wunde schmerzt den 34-Jährigen bis heute, vor allem wenn er Handfesseln tragen muss. Vor Gericht bedankte er sich für die ärztliche Behandlung in der JVA. Flucht nach dem Einbruch mit hohe Geschwindigkeit: Laut Vorwurf waren zuletzt drei Täter in ein Einfamilienhaus im Raum Norderstedt eingestiegen, wo sie Schmuck, eine Uhrensammlung und Unterhaltungselektronik erbeuteten. Eine aufmerksame Nachbarin beobachtete den Einbruch und alarmierte die Polizei, während die Männer im Pkw mit hoher Geschwindigkeit flüchteten. Nachdem sie aus dem Fahrzeugwrack gestiegen waren, flüchteten die drei Insassen zu Fuß weiter. Zwei von ihnen wurden von Polizeihunden gestellt. Der Mann am Steuer wurde nicht gefasst. Jetzt wirft die Staatsanwaltschaft den Angeklagten vier Einbrüche in Einfamilienhäuser im südlichen Schleswig-Holstein und im Raum Stade (Niedersachsen) vor. Beute im Wert von mehr als 11 000 Euro: Zwei Wochen vor ihrer Festnahme sollen die Einbrecher im Keller eines Einfamilienhauses auf zwei miteinander verschraubte Tresore gestoßen sein. Sie stemmten die Geldschränke auseinander und nahmen den kleineren mit, so der Vorwurf. Die Beute: rund 8000 Euro Bargeld und Schmuck im Wert von weiteren 3000 Euro. Weil die Angeklagten kein Deutsch sprechen, muss jeder im Prozess gesprochene Satz und jedes erörterte Schriftstück von einem Dolmetscher ins Spanische übersetzt werden. Um die Verhandlung nicht unnötig zu verzögern, sollen die endlosen Zahlenkolonnen in den LKA-Gutachten über genetische Spuren im Selbstleseverfahren eingeführt werden. Die Strafkammer hat sich davon überzeugt, dass die Angeklagten des Lesens mächtig sind. Nur für Einbrüche nach Deutschland gereist: Der ältere Chilene (37) soll bereits in England drei Mal rechtskräftig wegen einschlägiger Eigentumsdelikte zu Haftstrafen verurteilt worden sein. Auch deshalb ist die Staatsanwältin davon überzeugt, die angeblichen „Touristen“ seien nur deshalb nach Deutschland eingereist, um Einbrüche zu begehen. Bei der Fortsetzung des Prozesses im Januar will die 1. Große Strafkammer Aufstellungen von Asservaten und Diebesgut erörtern, das die Angeklagten auf ihrer wilden Flucht aus dem Auto geworfen haben sollen. Die Verteidigung hat zudem Beweisanträge angekündigt. Insgesamt sind fünf Verhandlungstage für den Prozess angesetzt. Von Thomas Geyer

Landgericht Kiel - Polizeihund biss Einbrecher ins Handgelenk