Rohlstorf: Wie eine Familie imaginäre Hochzeit feierte

Eigentlich wollte Anika Meier zu Hartum nie heiraten. Doch als sie vor zweieinhalb Jahren ihren Felix kennengelernt hat, ging zunächst alles ganz schnell. Im vergangenen Jahr fand die standesamtliche Trauung statt, im November kam Söhnchen Oke zur Welt. Die große Party mit Freunden und der ganzen Familie stand noch aus. Der Hochzeitstermin: 18. April. 70 Leute waren ins Restaurant am Ihlsee in Bad Segeberg eingeladen. „Wir hatten alles, wirklich alles vorbereitet. Die Torte, das Auto, alles stand fest. Ich hatte gerade noch die Blumen bestellt...“, sagt Anika Meier zu Hartum. Doch Corona-Pandemie, Kontaktverbot und der allgemeine gesellschaftliche Lockdown zogen jäh einen Strich durch ihre Hochzeitsrechnung. „Uns war das Risiko schon ziemlich früh klar, dass Alte, Kranke, unsere Gäste sich auf einer so großen Feier anstecken könnten. Deswegen haben wir selbst beschlossen, sie abzusagen. Unser Pastor war sehr froh darüber, denn sonst hätte er es tun müssen“, erzählt sie. Nicht nur sie und ihr Mann waren traurig, auch ihre beiden großen Töchter Mia und Fenja waren enttäuscht. „Es ist etwas ganz Besonderes, was da ausgefallen ist.“ Absage: aufwendig und ein mulmiges Gefühl: Anschließend ging es für sie und ihren Mann ans Telefon. Jeder Beteiligte musste angerufen und informiert werden. Das sei nicht nur aufwendig gewesen, sagt die Rohlstorferin. „Man hat sich ja ein Jahr lang vorbereitet.“ Noch ein anderes Gefühl beschlich die beiden dabei: Wie würde es bei den Menschen wohl ankommen, dass sie ihre Hochzeit absagen? „Es hatte dann aber wirklich jeder Verständnis. Es tat allen leid.“ Das LN Corona-Update als Newsletter Alle News zum Coronavirus in Lübeck dienstags bis samstags gegen 7 Uhr im E-Mail-Postfach Die kirchliche Hochzeit allein zu begehen, kam nicht infrage. „Wir sind ja schon verheiratet“, sagt sie. „Es ist uns wichtig, jetzt noch mal alle dabei zu haben.“ Am 18. April sind da schließlich aber weder Blumen, noch Torte, noch Gäste. „Dass einzige, was da ist, ist mein Kleid. Das musste ich nicht zurückgeben. Es hängt zu Hause und wartet“, so die 39-Jährige lachend. Am Termin war die Familie trotzdem da: Am vergangenen Sonnabend gehen die Eheleute dennoch mit ihren drei Kindern in die Kirche zu Warder in Rohlstorf. Ganz allein. Denn hier wollten sie sich ursprünglich ein zweites Mal das Ja-Wort geben. Sie setzen sich in die Reihen und stellen sich vor, wie es gewesen wäre. „Das wollten wir uns nicht nehmen lassen“, erzählt Anika Meier zu Hartum. Und dann kommen auf einmal immer mehr Nachrichten. „Viele haben uns geschrieben, dass sie an uns denken.“ Familienmitglieder schicken nach und nach Bilder davon, wie sie sich schick machen, Anzug und Kleider anziehen. Ganz so, als wäre Hochzeitstag. „Unsere ganze Familie hat sich abgesprochen. Es hat uns so berührt all die Fotos zu sehen, die uns Stück für Stück erreicht haben. Sie haben sich richtig hübsch gemacht und tatsächlich die Sachen angezogen, die sie an dem Tag getragen hätten“, sagt die Braut. „Erst war es ein komischer Tag für uns. Doch durch unsere Familie wurde er so viel schöner – weil sie in Gedanken bei uns war.“ Da könne man wohl auf den echten Tag der Trauung gespannt sein. Denn der steht auch schon fest – im August 2021. Die LN-Themenseite mit allen Artikeln zum Thema Corona Coronavirus in und um Lübeck: Diese Texte sollten Sie gelesen haben Coronavirus in SH: Das ist die aktuelle Zahl der Infizierten Liveblog zur Corona-Krise: Das ist die Lage in Lübeck und Schleswig-Holstein Alle aktuellen Informationen aus Deutschland und der Welt im Live-Blog #supportyourlocal: Machen Sie Ihr Angebot bei uns bekannt #supportyourlocal: So helfen Sie Geschäften, Restaurants und Freiberuflern in Lübeck Hier gibt es in und rund um Lübeck noch Masken So setzen Lübecker Geschäfte die 800-Quadratmeter-Regel um Lübeck: Media Docks werden zum Corona-Testzentrum Am 4. 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