Ruhestand: Betriebsleiter Herbert Pakulla verlässt Wahlstedts Schwimmbad

In den Technik-Räumen des Hallenbads hat sich während der Corona-Pandemie ordentlich was getan: Der Boden hat einen rutschfesten Anstrich bekommen, Kessel und Wände sind frisch gepinselt, Wände im Bad selbst farblich aufgefrischt: „Fast 15 000 Euro haben wir dadurch eingespart, dass wir alles, was immer so aufgeschoben wurde, in der Zwangspause selbst gemacht haben“, rechnet Betriebsleiter Herbert Pakulla bei einem Rundgang hoch. Es war für ihn die letzte große Arbeitsaktion. In ein paar Tagen geht der Wahlstedter in Rente. Nach unglaublichen fast 50 Jahren im Horst-Max-Tietz-Bad. Genau sind es 47 Jahre und fünf Monate. Mit schriftlicher Erlaubnis in die Ausbildung: Dort, wo Rohre, Kessel und Leitungen dafür sorgen, dass es funktioniert, ist er besonders gerne, kontrolliert Abläufe, zeigt Azubis, wie die Technik funktioniert und was alles so in einem halben Jahrhundert verbessert werden konnte. „Läuft alles über die Freibadfilter. Das spart Kosten und Platz“, sagt er und schaut sich nickend um. Dass Hallen- und Freibad ist sozusagen sein Baby. Denn als er mit 16 Jahren die schriftliche Erlaubnis seiner Mutter Käthe für eine Lehre zum Schwimmmeistergehilfen in der Tasche hatte, ging am 1. August 1973 ein Traum in Erfüllung. „Ich hatte die Kfz-Lehre abgebrochen. Das war nicht meins. Die Arbeit nicht und auch nicht das Drumherum. Das hier, das hat einfach von Anfang an gepasst“, erinnert sich der demnächst 64-Jährige. Rettungsschwimmer war er da schon, kannte das Bad also und baute die DLRG-Ortsgruppe mit auf. Die Ausbildung verkürzte er, den Meisterbrief hatte er Anfang 1981 in der Tasche. Das gesteckte Ziel war schnell erreicht. Damals hatte das Hallenbad noch einen Hubboden - bis zur großen Sanierung 1995. Auch wenn der Brötchengeber zwischendurch nicht Stadtwerke Wahlstedt, sondern Mittelzentrums Holding hieß und sein Job mit der Bezeichnung „Meister für Bäderbetriebe“ irgendwann einen modernen Anstrich bekam, blieb Pakulla der engagierte Mitarbeiter, der er immer war. „Ich hatte viele Ideen und wollte viel bewegen“, sagt er auf 38 Jahre Betriebsleitung zurückblickend. Jürgen Langmaack soll am 1. Januar die Nachfolge von Bad-Betriebsleiter Herbert Pakulla antreten. Der Personalie wurde während der letzten Sitzung vor Jahresende von den Stadtvertretern zugestimmt. Damit geht der 57-Jährige, der unter anderem das Schwimmzentrum in Rendsburg geleitet hat, zurück zu seinen Wurzeln. Er wurde vor Jahren von seinem Vorgänger in Wahlstedt ausgebildet. Außerdem soll Jürgen Langmaack Geschäftsführer der Stadtwerke Wahlstedt werden und damit die Nachfolge des im August überraschend verstorbenen Luzian Roth antreten. Kommissarisch hatte sich seither Wahlstedts Büroleiter Tobias Köpke um die Geschäfte dort gekümmert. Herbert Pakulla sorgte dafür, dass das Bad als erstes in Schleswig-Holstein Wassergymnastik im Programm hatte. „Ich habe das in Hamburg gesehen und dachte, es ist genau das Richtige für uns.“ Verschiedene Kursangebote kamen dazu. Aus allen Richtungen kamen Kindern, denen er das Schwimmen beibrachte. Eine Herzensangelegenheit, die ihm immer große Freude bereitet habe. Preetzer Schüler seien busweise zu Crashkursen herangekarrt worden. Jüngster Schwimmschüler war drei Jahre alt: Herbert Pakulla kann es selbst kaum glauben, dass er nach ein bisschen Rechnerei auf die stattliche Summe von bummelig 10 000 Jungen, Mädchen und Erwachsenen kommt, denen er in seinem Berufsleben in Wahlstedt beigebracht hat, sich im Wasser sicher zu bewegen. Stunden lang habe er dafür mitunter wie auch seine Kollegen im Wasser gestanden. „Der jüngste war ein Dreijähriger. Wahnsinn. Die Zeit verlief wie im Flug.“ Schwimmhäute sind ihm in den fast fünf Jahrzehnten nicht gewachsen, „aber Verknöcherungen im Ohr. Eine typische Schwimmererkrankung“, sagt Pakulla achselzuckend. Seine Bahnen zu ziehen, davon lässt er sich dennoch nicht abhalten. Auch zukünftig nicht. Dafür sorgt auch die lebenslang gültige Eintrittskarte, die er von Wahlstedts Bürgermeister Matthias Bonse zum Abschied überreicht bekommen hat. Am Beckenrand, ohne großes Brimborium und mit Maske und Abstand, wegen Corona. Mit dabei sein Nachfolger Jürgen Langmaack. „Er kam einst als Student zur Aushilfe zu uns und machte dann seine Ausbildung“, erinnert sich Herbert Pakulla. „Einen Besseren haben wir gar nicht kriegen können.“ Von Heike Hiltrop