Schöpfungsgarten Bad Segeberg nach Vandalismus zurückgebaut

Im kommenden Gemeindebrief soll dafür getrommelt werden: Wer möchte hier regelmäßig nach dem Rechten sehen? Die evangelische Kirchengemeinde Segeberg hofft sehr, dass sich ein neues Team findet. Denn vom Glanz des Generations- und Schöpfungsgartens hinter St. Marien ist nicht mehr viel übrig. Die Steganlage ist weg. Zu groß war der Aufwand, hier immer wieder nachzubessern, um die Unfallgefahr zu beseitigen. „Den Steg mussten wir wegen der immer wiederholten und starken Sachbeschädigung sowie des morschen Zustandes aus Sicherheitsgründen zurückbauen“, sagt Hausmeister Andreas Hellberg. Dass man hier einst über ein Bächlein laufen konnte, lässt sich nur erahnen. Durch das Grün sind noch leidlich die Geländer der hölzernen Brücke zu sehen. Der Weg ist zugewuchert. Ebenso verschwunden: die Schilder mit der Beschreibung der Ruheoase. Nur ihre hellen Abdrücke sind verblieben. Vom Pavillon steht nur noch das Gerippe. Die Wände wurden regelmäßig beschmiert. Müll und Zigarettenstummel liegen bei den zwei Bänken, die noch übrig sind. 18 000 Euro EU-Mittel stecken im Projekt: „Wenn es mit der Förderung klappt, wollen wir das oft und gern überall nachbauen“, schwärmten die Initiatoren im Jahr 2009. Das Projekt sollte landesweit Modellcharakter haben. Das mit der Förderung klappte auch: 18 000 Euro EU-Mittel kamen von der Aktivregion Holsteins Herz. Rund 50 000 Euro kostete das Projekt insgesamt. Die Differenz zahlte die Kirche. Der Modellcharakter aber, der ist verflogen. Zwar wird der Garten nicht völlig sich selbst überlassen. Denn dann müssten unter Umständen Fördergelder zurückgezahlt werden. Bis Ende 2022 ist die Kirchengemeinde daran gebunden, das Projekt aufrecht zu erhalten. „Mit dem Ruhestand des Initiators Michael Modrow Anfang des Jahres und dem vielen Vandalismus kam die Frage auf, wie wir damit umgehen. Wir haben überlegt, Teile zurückzubauen“, sagt Kirsten Geißler, Vorsitzende des Kirchengemeinderats. Zunächst sei alles, was zusätzliche Reparaturen bedeuten könnte, entschärft worden – um die Arbeiten für den Hausmeister und die Ehrenamtlichen so gering wie möglich zu halten. „Es wäre traurig um den Ort“: Auch Rückfragen an die Geldgeber habe es gegeben. Eine Begehung wurde aber verworfen. „In diesem Zustand soll es bleiben. Es hieß, es ist in Ordnung so“, sagt Geißler. „Es könnte schöner sein.“ Aber mit einer Komplettaufgabe würde man kapitulieren. Das wäre noch schlechter. „Es wäre traurig um den Ort, wenn er eingestampft werden müsste. Wir finden, er ist immer noch erlebenswert.“ Und der Zeitraum bis Ende 2022 sei überschaubar. „Die Bindungsfrist gilt für zwölf Jahre“, erklärt Silvia Fritz von Holsteins Herz. Also von 2009 bis 2022. „So lange kann es sein, dass die EU das prüft. Aber wir hatten noch keinen Fall, bei dem ein Projekt aus der letzten Förderperiode geprüft worden ist.“ Für neue Projekte würde inzwischen nur noch eine Bindungsfrist von fünf Jahren gelten. Draufzahlen möchte niemand: Sich vom Vandalismus besiegen zu lassen – so weit soll es im Schöpfungsgarten Bad Segeberg noch nicht sein. Andernfalls müsste man sich tatsächlich an das Landesamt für ländliche Räume wenden, so Geißler. „Das müsste dann geprüft werden.“ Am Ende drauf zahlen, das möchte natürlich niemand. Gerade auch, weil die Kirche mehr als die Hälfte der Kosten aus eigener Tasche finanzierte. Mit einem neuen Helferstab soll es gelingen. „Den Wunsch gibt es weiterhin. Wir wollen es in jedem Fall versuchen.“ Denn solche Gärten seien Schätze. Ein Ort der Begegnung, zum in der Erde wühlen, zur Erholung oder einfach nur zum Sitzen, so die Vorsitzende. Doch den recht versteckten Garten machen sich eben auch Randalierer zunutze. Vor einem Jahr hatte der Vandalismus überhand genommen. Bienenstöcke wurden zerstört, regelrechte Müllberge hinterlassen. Und so viel ist klar: Wie die Kirche berichtet, lungern die Jugendlichen hier derzeit immer noch herum, verunreinigen das Grundstück, beschädigen weiter Zäune und Pflanzen. „Die Leute kommen, wenn es dunkel wird. Es war so viel Vandalismus in den letzten Jahren “, bedauert Michael Modrow, der einst die Idee zu dem Projekt hatte. Zuletzt hätten die Ehrenamtlichen gar Angst gehabt, den Garten überhaupt noch zu betreten. In der Hoffnung, keine öffentlichen Gelder zurückzahlen zu müssen, bleibe der Garten nun offen. „Zehn Jahre hat es funktioniert. Es ist ein Trauerspiel. So geht es an der Sache vorbei, wie es einst geplant war“, sagt Modrow. Von Irene Burow