Segeberg: Wie das Coronavirus die Gastronomie verändert

Der Lockdown ist zwar vorbei, die Corona-Krise jedoch noch lange nicht. Die Folgen sind gerade auch für die Gastronomie in Segeberg groß. Viele Restaurants leiden unter der Pandemie, für die klassischen Lieferdienste wie Pizzaservices hatte die Corona-Krise aber auch positive Effekte. „Natürlich gab es in der gesamten Lieferbranche insgesamt Umsatzsteigerungen“, sagt Melanie Lüdtke, Managerin in der Zentrale des Pizzalieferservice Mundfein. Genaue Zahlen nennt das Unternehmen nicht. Es ist jedoch nicht so, dass Lieferdienste nur profitiert haben. „Bei uns hat sich der Umsatz nicht groß geändert“, sagt der Franchise-Nehmer Patrick Marcel Lux, der eine Mundfein-Pizzawerkstatt in Bad Segeberg betreibt. Seine Erklärung: Zwar seien einige Kunden dazu gekommen, weil viele Restaurants geschlossen hatten, aber auf der anderen Seite würden viele Menschen in der Krise auch ihr Geld zusammenhalten, auch Selbstabholer habe es weniger gegeben. Einige seien ja auch von Kurzarbeit betroffen. Bei Mundfein gab und gibt es jedoch keine Kurzarbeit. Die Angebote der kontaktlosen Lieferung, bei der die Pizza nur vor der Haustür beispielsweise auf einem Hocker abgestellt werde und der Kunde bargeldlos per Paypal bezahle, seien gut angenommen worden. „Die kontaktlose Lieferung ist jetzt nach den Lockerungen nicht mehr so gefragt, aber das bargeldlose Bezahlen hat einen nachhaltigen Schub bekommen“, sagt Lux. Das bestätigt auch Lüdtke: „Das Online-Payment hat extrem zugenommen.“ Restaurants stellen Lieferservice wieder ein: Für Restaurants, die während des Lockdowns auf Lieferdienste umstellen mussten, hat das System ebenfalls gut funktioniert. „In der Zeit, wo alles zu war, hat das wirklich gut funktioniert“, sagt Vivek Talwar, Chef vom Steakhouse Fusion in der Fußgängerzone. Dafür nutzte er einfach lieferando.de, ein Onlineportal für Lieferdienstleistungen. Doch seit das Restaurant wieder geöffnet ist und die Mitarbeiter dort wieder arbeiten, hat man das Angebot eingestellt. „Ich müsste jetzt extra einen Fahrer einstellen, aber es sind jetzt nur noch fünf oder sechs von 100 Kunden, die den Lieferservice weiterhin nachfragen. Das lohnt sich nicht“, sagt Talwar. Für die Kunden, die nicht im Restaurant essen wollen, biete man aber die Möglichkeit, das Essen selbst abzuholen. Das ist auch eine Möglichkeit für die Gäste, die wegen der Corona-Krise noch Angst haben, in ein Restaurant zu gehen. „Es hat sich da noch nicht wieder normalisiert“, sagt Talwar, „aber es ist doch schon viel besser, als noch vor ein paar Monaten.“ Bargeldloses Bezahlen hat zugenommen: Ninortha Hanno, die in Bad Segeberg die Restaurants Einstein und Feuerstein betreibt, hat ähnliche Erfahrungen gemacht. Beide Restaurants hatten während des Lockdowns einen Lieferservice angeboten. Im Einstein hatte es das zuvor noch nie gegeben, im Feuerstein hatte man ein paar Jahre zuvor bereits einen Versuch gewagt. „Wir haben das jetzt aber wieder komplett eingestellt“, erklärt Hanno. Die Mitarbeiter würden jetzt wieder im Restaurant gebraucht. „Da ist es blöd, wenn eben mal einer wegfährt. Und wenn ich extra jemanden einstelle, dann wartet er hier sechs Stunden, ob jemand anruft.“ Das ist für Hanno keine Option. Auch während des Lockdowns habe der Lieferservice zwar funktioniert, aber auch nicht so sehr, wie man es sich erhofft hatte. Eine Beobachtung, die aber auch Ninortha Hanno gemacht hat: „Das bargeldlose Bezahlen hat wirklich zugenommen, das merken wir.“ Landgasthöfe mit Problemen: Beim Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) im Kreis Segeberg fällt die Bilanz gemischt aus. „Während viele in den Hotspots wie Scharbeutz oder Timmendorfer Strand gut durch den Sommer gekommen sind, sieht es im Landesinneren bei den Landgasthöfen, die sich auf Familienfeiern spezialisiert haben, düster aus“, sagt Lutz Frank, Betreiber des Restaurants am Ihlsee und Dehoga-Kreisvorsitzender. Alles Wichtige zu Kalkberg und Co. jeden Montag gegen 18 Uhr in Ihrem Postfach –klicken Sie hier, um unseren kostenlosen Newsletter zu abonnieren! Viele Feiern würden ganz verschoben oder eben mit viel weniger Leuten stattfinden. Im Restaurant am Ihlsee laufe es aufgrund des Á-la-carte-Geschäftes und der Lage gut. „Wir und auch viele andere Betriebe haben keine Kurzarbeit mehr, und die ersten Mitarbeiter haben sogar schon wieder Plusstunden.“ Einige Veränderungen könnte Frank sich sogar auch für eine Zeit nach Corona vorstellen: „Ich finde es gut, wenn alle mit Mundschutz zum Büfett gehen und würde auch das Desinfektionsmittel am Eingang gern belassen, außerdem mag ich dieses Abklopfen mit der Faust anstatt des Händeschüttelns.“ Unternehmen bereiten sich vor: Veränderungen gibt es jedoch nicht nur in der Gastronomie. Marlis Stagat vom Unternehmerverein „Wir für Segeberg“ (WfS) hat beobachtet, dass viele Firmen auch jetzt noch viele Heimarbeitsplätze vorhalten und ihrer Konferenzen lieber über Online-Anbieter abhalten, als sich persönlich im Konferenzraum zu treffen. „Insgesamt bereiten sich viele Unternehmen und Geschäfte schon mal darauf vor, dass es ja auch einen zweiten Lockdown geben könnte“, sagt Stagat, leider gebe es jedoch auch Firmen, die das nicht täten und die das Gefühl hätten, dass sie das alles nicht betreffe. Die LN-Themenseite mit allen Artikeln zum Thema Corona Coronavirus in SH: Das ist die aktuelle Zahl der Infizierten Familienfeier, Grillabend, Mund-Nasen-Schutz: Diese Corona-Regeln gelten aktuell in SH Abstand, Hygiene, Gästezahl: Das sind die Vorschriften für private Feiern Corona-Knigge: So geht Urlaub im Norden während der Pandemie Volle Strände in Schleswig-Holstein: Hier finden Tagestouristen Alternativen So bereiten sich Schulen auf eine mögliche zweite Welle vor Corona-Tests an Schulen: Die neue Strategie der Landesregierung Corona-Kurve stark abgeflacht – UKSH-Experte warnt vor Leichtsinn Lockerungen: Diese Dinge sind seit dem 20. Juli in Schleswig-Holstein erlaubt Abstands- und Hygieneregeln in Schleswig-Holstein: So teuer sind Verstöße Das sind jetzt die Regeln für Restaurants und Gaststätten in Schleswig-Holstein Zum Nachfahren: Schöne Fahrradtouren rund um Lübeck Schutzmasken richtig tragen: So geht’s! Diese Maskentypen gibt es – und so werden sie richtig genutzt Maskenpflicht in Schleswig-Holstein – das müssen Sie wissen #supportyourlocal: Machen Sie Ihr Angebot bei uns bekannt #supportyourlocal: So helfen Sie Geschäften, Restaurants und Freiberuflern in Lübeck Diese Veranstaltungen in Schleswig-Holstein fallen aus Von Sven Wehde