Segeberg nicht mehr der Corona-Hotspot in SH

Es ist ein kleiner Lichtblick: Nachdem die Corona-Inzidenz in den vergangenen Wochen im Kreis Segeberg immer weiter gestiegen ist und vor einer Woche sogar die kritische 100er-Marke überschritt, scheint der Negativtrend kurzzeitig gestoppt. Die Zahl der Corona-Infektionen ist im Vergleich zur Vorwoche leicht rückläufig. Am Donnerstag lag die Zahl der Corona-Infektionen bei 87,3 Fällen pro 100 000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen. Damit hat der Kreis die rote Laterne im nördlichsten Bundesland zurück an die Stadt Flensburg gegeben, wo die Inzidenz am Donnerstag bei 97,6 lag. Insgesamt hatte es am Donnerstag im Kreis Segeberg 66 per PCR-Test nachgewiesene Corona-Neuinfektionen gegeben. Wechselunterricht an Schulen wirkt: Ein Erfolgsfaktor könnte die Rolle rückwärts bei den Schulen und Kitas sein. Vor zehn Tagen wurden die Schüler aus dem Präsenzunterricht zurück in den Wechselunterricht geschickt, die Kitas in den eingeschränkten Regelbetrieb. „Die Beschränkungen in Kitas und vor allem Schulen greifen. In den Schulen können jetzt deutlich besser größere Abstände eingehalten werden, was dazu führt, dass bei Infektionen weniger Menschen als Kontaktperson der Kategorie I eingestuft werden müssen“, sagt Sabrina Müller, Sprecherin des Kreises Segeberg. Deutlich mehr als 50 Prozent der Neuinfektionen seien in den vergangenen Tagen durch umfangreiche Testungen unter solchen Kontaktpersonen der Kategorie I bekannt geworden, und das nicht nur für Schulen, sondern generell. Infektionsketten unterbrochen: Dieses Infektionsgeschehen hatte auch einen Vorteil, der dazu führte, dass es zu keiner weiteren Verbreitung kam. „Diese Kontaktpersonen waren bereits alle in Quarantäne und trugen daher nicht zu einer Ausbreitung des Virus bei. Die Infektionsketten konnten also unterbrochen werden“, sagt Müller. Gleiches gelte für die Ausbrüche in der Landesunterkunft und im Klinikum Bad Bramstedt, „da diese Menschen wenig Kontakt zur Bevölkerung haben“. So haben sich diese Ausbrüche nicht sehr weit verbreitet. Auf der Geriatrie-Station im Klinikum Bad Bramstedt seien derzeit noch elf Patienten und acht Mitarbeiter positiv, in der Landesunterkunft 17 Bewohner und in der Südstadt-Kita noch 21 Kinder und acht Mitarbeiter. „Das Ausbruchgeschehen in der Südstadt-Kita in Bad Segeberg steht aber unmittelbar vor der Beendigung“, so Sabrina Müller. Übersicht für Schleswig-Holstein: Wie stark verbreitet sich die Corona-Erkrankung? Übersicht für Deutschland: Die Gesamtentwicklung, alle Hotspots und Reisewarnungen Diese beiden Artikel sind kostenlos für alle lesbar, die nachfolgenden regionalen Analysen sind LN-Plus-Lesern vorbehalten. Testen Sie jetzt kostenlos LN+! Interaktive Karte: Wo sind die Corona-Hotspots in Schleswig-Holstein? Wo würde eine Einschränkung der Bewegungsfreiheit gelten? Analyse: Gibt es mehr Corona-Infektionen, weil auch mehr getestet wird? Belegung der Krankenhäuser mit Corona: Wie viele Intensivbetten in Schleswig-Holstein sind frei? Wie viele Menschen wurden bisher in SH gegen Corona geimpft? Mehr aus Ihrer Region: Zahlen und Fakten zum Coronavirus in Lübeck Zahlen und Fakten zum Coronavirus in Ostholstein Zahlen und Fakten zum Coronavirus in Segeberg Zahlen und Fakten zum Coronavirus im Kreis Herzogtum Lauenburg Zahlen und Fakten zum Coronavirus in Stormarn Gefährlich Pausen im Job: Aktuell sind noch 15 Kitas und 20 Schulen im gesamten Kreisgebiet von Corona betroffen. „Es gibt rund 50 infizierte Kinder beziehungsweise Schüler und knapp 20 Kita- oder Schulbeschäftigte.“ Mit Ausnahme der erwähnten Südstadt-Kita handele es sich in den Einrichtungen aber um Einzelfälle. Eine problematische Entwicklung gibt es in den Firmen und Unternehmen. „Wir stellen immer wieder Ausbruchsgeschehen an Arbeitsplätzen fest. Oftmals stecken sich die Menschen untereinander an, weil die AHA-L-Regeln (Anm. der Redaktion: AHA-L steht für Abstand, Hygiene, Alltagsmaske, Lüften) nicht konsequent umgesetzt werden. Ein häufiger Infektionsherd sind auch gemeinsam verbrachte Pausen ohne Mundschutz und Abstand“, so Müller. Infektionen würden daher unter Umständen zahlreiche Kontaktpersonen der Kategorie I nach sich ziehen. „Positiv-Fälle im Einzelhandel haben hingegen seit Beginn der Pandemie im Kreis Segeberg bisher keine tragende Rolle eingenommen“, sagt die Kreissprecherin. Ein Umstand, den auch die Einzelhändler immer wieder betonen, wenn es um die Schließungen geht. Zahlen könnten wieder steigen: Allerdings gehen die Experten des Kreises davon aus, dass die Zahlen schon bald wieder steigen könnten. Jedoch nicht unbedingt, weil das Infektionsgeschehen dramatisch zunimmt, sondern weil die Dunkelziffer kleiner wird. „Wir gehen davon aus, dass die Antigen-Schnelltests zunehmend Infektionen aufzeigen werden, die sonst vielleicht nicht bekannt geworden wären. Deswegen rechnen wir damit, dass die Fallzahlen wieder ansteigen werden“, sagt Müller. Und tatsächlich lassen die Infektionszahlen vom Donnerstag darauf schließen, dass die Corona-Inzidenz schon am Freitag wieder ansteigen wird. Was genau geschehen würde, wenn der Kreis dann doch wieder die 100er-Inzidenz erreicht, steht jedoch noch nicht fest. Müller: „Hier warten wir noch auf einen Erlass des Landes zur 100er-Inzidenz.“ Von Sven Wehde