Segeberger Veranstalter schreiben wegen Corona 1. Halbjahr 2021 ab

Hinter der Veranstaltungsbranche liegt ein rabenschwarzes Jahr. Egal, ob kleine oder große Events, die meisten Konzerte, Theatervorführungen und sogar Geburtstags- und Hochzeitsfeiern mussten wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden. Mit einer Besserung rechnen Segebergs Veranstalter erst im zweiten Halbjahr des neuen Jahres. „Die Veranstaltungsbranche wird nicht aussterben, aber sie wird sich ausdünnen. Corona wird auf jeden Fall deutliche Spuren hinterlassen. Viele Firmen werden das kommende Jahr nicht überstehen. Ich hoffe, dass ich genug Stärke habe, um durchhalten zu können“, sagt Ingo Micheel, Chef der Agentur „Creativ-Event“, die in Bad Segeberg die Regioschau und das Stadtfest ausrichtet und in früheren Zeiten auch den Weihnachtsmarkt „Country goes Christmas“ im Indian Village organisiert hat. Rücklagen angegriffen, um über die Runden zu kommen: 1999 hat Ingo Micheel seine Full-Service-Agentur gegründet. Mit größtenteils eigenem Equipment richtet er kleine und große Events aus. Aber ein Jahr wie 2020 hat er noch nicht erlebt. Seit dem ersten Lockdown im März blieben auch bei ihm die Aufträge aus. Sämtliche Veranstaltungen mussten abgesagt werden. Zwar habe er eine Überbrückungshilfe bekommen, doch die reiche hinten und vorne nicht, sagt Micheel, der seine Rücklagen angreifen musste, um über die Runden zu kommen. Regioschau soll weiter verschoben werden: Schwarz sieht der Eventmanager auch für das kommende Jahr. Vor dem zweiten Halbjahr sei an Veranstaltungen nicht zu denken, befürchtet er. Die Regioschau in Bad Segeberg war ursprünglich für April geplant. Dann wurde sie auf Ende Mai verschoben, nun peilt Micheel vorsorglich Ende August an. „Ob das klappt oder nicht, hängt von den Reitern ab“, erläutert er. Einen geeigneten Termin zu finden, ist jedoch nur die halbe Miete. Micheel: „Hoffentlich sind meine ganzen Partner dann noch da. Einige sind in Angestelltenverhältnissen untergekommen. Ob sie 2020 den Mut haben werden, sich wieder selbstständig zu machen, steht in den Sternen. Momentan ist so gut wie nichts planbar.“ „Kleine, aber feine Veranstaltungen werden die Zukunft sein“: Das sieht Michael Meier, der mit der Werbe- und Eventagentur „Kalkberg-Konsorten“ unter anderem den Kultursommer in Bad Segeberg organisiert, ähnlich: „Wenn man weiß, am 1. August geht es los, kann man planen. Niemand kann etwas dafür, aber Planung ist während der Corona-Pandemie nahezu unmöglich. Das fängt bei einer Hochzeit an, und bei größeren Veranstaltungen wird es ganz schwierig.“ Dass er von den Lockdowns nicht kalt erwischt wurde, habe er dem Umstand zu verdanken, dass er mit den Kalkberg-Konsorten und seiner eigenen Agentur „Meier & Konsorten“ mehrere Standbeine habe. „Unsere Schwerpunkte haben sich verlagert“, sagt Meier. Die Gestaltung von Homepages sei in den Vordergrund gerückt, und zusammen mit Katrin Krüger habe er sich der „Segeberg-Info-App“ gewidmet, die kostenlos zum Download bereit stehe. „Damit wollen wir auf kleine, aber feine Veranstaltungen hinweisen. Sie werden die Zukunft sein“, glaubt der Werbefachmann. „Kulturlandschaft wird nie wieder so sein wie vor Corona“: Dass 2021 wieder größere Veranstaltungen möglich sein könnten, damit rechnet Meier nicht: „Die Kulturlandschaft wird nie wieder so sein wie vor Corona. Vollblutmusiker haben sich notgedrungen andere Jobs gesucht. Die Angst vor Ansteckung wird bleiben und zusätzliche Auflagen werden den Gewinn noch weiter reduzieren. Es wird alles schwieriger werden.“ Der Terminkalender des Segeberger Unternehmens European Event & Medien-Technik ist voll. „Nahezu alle Veranstaltungen, die in diesem Jahr abgesagt werden mussten, sind auf 2021 geschoben worden. Danach haben wir gut zu tun, doch leider steht alles auf Standby. Ob sie auch stattfinden können, weiß niemand“, sagt Thomas Beth, einer von drei Geschäftsführern. „Hoffen, durchhalten und gucken, was das neue Jahr so bringt“: Ganz ohne Aufträge ist die Firma selbst in dieser Ausnahmezeit nicht geblieben. Anfang des Jahres waren Beth und seine Kollegen noch mit einem Theaterprojekt um den Maler Emil Nolde unterwegs. Sie sorgten für die Technik beim Segeberger Autokino, waren beim Kulturfestival der Landesregierung dabei und rückten zuletzt den Open-Air-Weihnachtsgottesdienst der Kirchengemeinde Todesfelde ins richtige Licht. Dennoch: „Wir hatten vielleicht 20 Prozent von den Veranstaltungen eines normalen Jahres“, bedauert Beth. Der „Coronakredit“ der KfW-Bank und die Unternehmerhilfe hätten dabei geholfen, den Einnahmeausfall zu überbrücken. Doch allein damit wäre es nicht gegangen. „Unser Glück ist, dass nahezu alles Eigentum ist. Im September 2021 müssen wir den Coronakredit zurückzahlen. Wir hoffen sehr, dass bis dahin Veranstaltungen wieder möglich sein werden und dass genügend Ton- und Lichttechniker zur Verfügung stehen. Viele haben sich einen anderen Job suchen müssen“, sagt der Geschäftsführer. Sein Motto für das neue Jahr: „Hoffen, durchhalten und gucken, was das Jahr noch so bringt.“ Von Petra Dreu