Segeberger halten sich an die Maskenpflicht

Manchmal hilft es zu sagen, was nicht zu sehen ist. „Ich lächle darunter“, sagt der Mann im Wahlstedter Edeka fröhlich zu der Verkäuferin und zeigt dabei auf seine Schutzmaske. Die junge Frau lacht. Die Stimmung in dem Supermarkt ist auch am ersten Tag der Maskenpflicht in Schleswig-Holstein entspannt. Zumindest bis jetzt. „Es läuft gut“, sagt Tobias May, und er muss es wissen. Der große Mann aus Klein Rönnau ist Türsteher in Diskotheken, derzeit kümmert er sich um die Sicherheit beim Einlass in den Edeka-Markt. Es ist kurz vor elf Uhr. „Bisher hatten wir nur zwei Kunden, die ohne Maske gekommen sind. Einer hatte sie einfach nur zuhause vergessen, der andere so getan, als wüsste er nichts von einer Maskenpflicht“, erzählt May. Der Kunde musste sich dann von jemand anderem etwas mitbringen lassen. Sicherheitsleute sind freundlich aber konsequent: Der Sicherheitsmann hofft, dass die Leute so entspannt bleiben, denn er hat auch schon andere Erfahrungen gemacht. Gerade am Anfang, als die Abstandsregeln und die Pflicht einen Einkaufswagen zu benutzen neu waren, hätten einige Kunden auch aggressiv reagiert. Körperlich musste May aber noch nie eingreifen, mit seiner freundlichen aber konsequenten Art bekommt er alle Situationen geregelt. Gerade kommt ein älterer Herr, er trägt zwar Mundschutz, hat aber keinen Einkaufswagen dabei. „Sie brauchen einen Einkaufswagen“, sagt May. „Nee“, antwortet der ältere Herr und versucht einfach weiterzugehen. „Doch. Das ist kein Spaß“, sagt May bestimmt – und schon macht sich der Kunde auf den Weg zu den Wagen, auch wenn er dabei noch etwas genervt stöhnt und leise vor sich hin schimpft. May lächelt. Er kennt das. „Es gibt natürlich immer welche, die wollen das einfach nicht und sind auch nicht belehrbar.“ Werden Abstandsregeln vernachlässigt? Merit Twele aus Fredesdorf möchte das alles auch nicht, obwohl sie eigentlich mit 70 Jahren zur Risikogruppe gehört. Sie trägt aber einen Mundschutz, als sie den Supermarkt betritt. „Aber es nervt mich, ich würde lieber ohne gehen. Man schwitzt darunter und kann seine Brille nicht tragen, weil die beschlägt“, ärgert sich Twele. Sie findet, es sollte jedem selbst überlassen werden, wann und wo er eine Maske trägt. „Das ist nicht in Ordnung, dass wir gezwungen werden. Das ist ja schon wie in einem Überwachungsstaat“, schimpft die 70-Jährige. Oya Michaelsen aus Wahlstedt, die gerade ihre Einkäufe in den Wagen legt, sieht das anders. „Ich reiße mich nicht darum eine Maske zu tragen, aber wir tun das ja für uns und die anderen. Ich denke, es ist sinnvoll und wir brechen uns dabei alle keinen Zacken aus der Krone.“ Sie geht extra nur einmal die Woche groß einkaufen. „Allerdings habe ich die Sorge und mein erster Eindruck bestätigt das auch, dass sich die Menschen jetzt nicht mehr so sehr an die Abstandsregeln halten, weil sie sich in einer trügerischen Sicherheit wähnen“, sagt Michaelsen. Verkäufer müssen keine Maske tragen: Die Mitarbeiter in dem Wahlstedter Supermarkt müssen übrigens nicht alle Masken tragen, tun es aber ganz überwiegend dennoch. „Ich habe sie darum gebeten, es freiwillig zu tun“, sagt Chefin Anja Kost. So seien die Mitarbeiter Vorbilder und ersparen sich unnötige Diskussionen mit den Kunden. „Die Kollegen machen super mit, es ist sogar ein richtiger Maskennähwettbewerb unter ihnen ausgebrochen“, erzählt die Edeka-Chefin. Sie ist stolz auf ihre Mitarbeiter, denn „es ist wirklich anstrengend den ganzen Arbeitstag damit rumzulaufen. Jeder ist froh, wenn er mal nach hinten kann um richtig durchzuatmen.“ Die Mitarbeiter hinter der Kasse könnten allerdings wirklich auf Masken verzichten, da sie ja durch Plexiglas geschützt seien. Kost hat auch noch ein paar Tipps für Maskenneulinge. „Ich habe sechs Stück, für jeden Tag eine, dann muss ich am Sonntag nur einmal waschen. Gegen das Beschlagen hilft ein eng anliegender Nasenbügel und, na ja, man mag es kaum sagen, aber auch eine Slipeinlage in der Maske ist gut, weil sie viel Feuchtigkeit aufnimmt“, sagt sie mit einem Lächeln. Das LN Corona-Update als Newsletter Alle News zum Coronavirus in Lübeck dienstags bis samstags gegen 7 Uhr im E-Mail-Postfach Keine Probleme in Bus und Bahn: Die Maskenpflicht wird auch am Bad Segeberger Bahnhof und am Zob deutlich. Schon in den Wartehäuschen haben viele Fahrgäste jetzt ihre Maske auf. Auch Monireh Esmaeili Tamizi holt gerade ihre Maske, einen klassischen OP-Mundschutz, aus der Handtasche. Die junge Frau war zu einem Vorstellungsgespräch in Bad Segeberg und möchte nun mit dem Zug zurück nach Kiel. „Ich habe zwei Masken, ehrlicherweise habe ich sie bisher nicht so viel genutzt, aber jetzt halte ich mich an die Pflicht“, sagt sie, „schließlich geht es um die Gesundheit von uns allen.“ Deshalb überlegt sie auch, sich jetzt noch eigene Stoffmasken zu nähen. So wie die Kielerin haben sich auch die meisten anderen Fahrgäste an die Maskenpflicht gehalten. „Bei uns lief das heute ohne Probleme, es gab keine Beschwerden, weder von Busfahrern noch von Fahrgästen“, sagt Sabine Brunkhorst, Sprecherin der Autokraft. Und auch Christiane Lage-Kress von der Nordbahn zieht eine positive Bilanz. „Die Fahrgäste halten sich weitestgehend an die Maskenpflicht, es gab am ersten Tag nur wenige Ausnahmen. Die haben wir dann darauf aufmerksam gemacht, aussteigen musste aber niemand“, sagt Lage-Kress. Auch die Autokraft setzt bei Mundschutz-Vergessern auf „freundliche Hinweise durch den Busfahrer“. Sparkasse Südholstein macht freiwillig mit: Während in Bussen und Bahnen sowie im Einzelhandel für die Bürger Maskenpflicht besteht, gilt dies eigentlich nicht bei Banken. Eigentlich. Denn die Sparkasse Südholstein hat die Maskenpflicht freiwillig eingeführt. „Wir orientieren uns da am Handel. Es ist bei uns in den Filialen ja doch oft ähnlich wie in den Geschäften, es bilden sich zum Beispiel auch mal Warteschlangen“, sagt Sparkassen-Sprecherin Imke Gernand. Deshalb wolle man auch auf die gleichen Hygieneregeln setzen wie der Handel. Darauf, dass die Regeln eingehalten werden, achtet auch hier ein Sicherheitsdienst. „Aber die Kunden ziehen ohnehin super mit und gehen ganz souverän damit um“, sagt Gernand. Eigentlich ist es ja ein eher nicht so gutes Zeichen, wenn jemand vermummt in eine Bank kommt. „Richtig“, sagt Gernand und lacht, „vor ein paar Monaten hätte ich da auch noch verstört geguckt. Aber heute ist das eben schon die Regel – und ganz normal.“ Lesen Sie auch: Maskenpflicht im Norden: Wer ist davon ausgenommen? Die LN-Themenseite mit allen Artikeln zum Thema Corona Coronavirus in und um Lübeck: Diese Texte sollten Sie gelesen haben Coronavirus in SH: Das ist die aktuelle Zahl der Infizierten Liveblog zur Corona-Krise: Das ist die Lage in Lübeck und Schleswig-Holstein Alle aktuellen Informationen aus Deutschland und der Welt im Live-Blog #supportyourlocal: Machen Sie Ihr Angebot bei uns bekannt #supportyourlocal: So helfen Sie Geschäften, Restaurants und Freiberuflern in Lübeck Ab heute gilt die Maskenpflicht: Wo kann man sie in Lübeck noch kaufen? Lübecks Friseure freuen sich auf die Wiedereröffnung am 4. Mai Nur noch sieben Infizierte: Ist Lübeck bald Corona-frei? Schleswig-Holstein strebt Gottesdienste ab 4. Mai an Kosmetiksalons fordern Erlaubnis zur sofortigen Öffnung Hier gibt es in und rund um Lübeck Masken Diese Maskentypen gibt es – und so werden sie richtig genutzt Maskenpflicht in Schleswig-Holstein – das müssen Sie wissen Landeselternbeirat fordert wegen Corona: „Schließt die Schulen im Norden!“ So setzen Lübecker Geschäfte die 800-Quadratmeter-Regel um Maskenpflicht in SH für alle ab sechs Jahre Diese Regeln gelten jetzt für die Geschäfte im Norden Diese Großveranstaltungen fallen im Norden aus Hier bekommen Betriebe im Norden Hilfe Von 150 bis 4000 Euro: Alle Bußgelder für Schleswig-Holstein im Überblick Von Sven Wehde

Corona - Segeberger halten sich an die Maskenpflicht