Segebergs Gastronomie gefrustet: Branche muss weiter auf Coronalockerungen warten

„Das alles ist eine einzige Katastrophe“, fasst Gastronom Toni Hasanramaj vom Bella Vita in Wahlstedt die Nachrichten zu geplanten Corona-Lockerungen zusammen, die einmal mehr die Kneipen, Restaurants und Lokale ausschließen. „Wir hatten uns so sehr konkrete Schritte erhofft. Und? Null. Nicht einmal erwähnt hat man uns.“ Verhandlungstermin für Gastro-Lockerungen: 22. März: Seit der Lockerung nach dem ersten Lockdown vor einem Jahr habe seine Branche alles für gute Hygienekonzepte getan, betont er. Die Hotspots lägen woanders. Selbst Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) sagte nach der Sondersitzung des Landtags am Donnerstag, dass es kaum einen Bereich gebe, der so sicher und gut organisiert sei wie die Gastronomie. Dennoch: Konkret sollen Perspektiven für sie erst am 22. März erneut verhandelt werden. Toni Hasanramaj kann das nicht nachvollziehen: „Du hast am Samstag im Supermarkt mehr Kontakt mit Menschen als jemals bei uns im Restaurant. Alles ist so widersprüchlich.“ Gastronom Lutz Frank (Restaurant am Ihlsee), Vizepräsident beim Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) Schleswig-Holstein, kann den Ärger nachvollziehen. „Da fragt sich mancher schon, warum er dichtmachen muss und beim Discounter ist zum Wochenende Wild West.“ Der Dehoga vertrete die Ansicht, dass wenn die Inzidentwerte stimmen, sollte gestartet werden, so Frank. Er bedaure sehr, dass seine Branche bei den Bund-Länder-Gesprächen nicht zum Tragen gekommen sei. „Wir in waren die ersten, die in den Light-Lockdown gegangen sind, dann kam der Voll-Lockdown wir werden die letzten sein, die wieder öffnen dürfen.“ Jedoch sei er davon überzeugt, dass Schleswig-Holsteins Landesregierung voll hinter der Branche stehe. Die Branche müssen positiv nach vorne gucken. Frank: „70 bis 80 Prozent der Betriebe haben die Dezemberhilfe bekommen. Wir haben sehr gute Konzepte, sind mit der Luca-App vielen voraus und stehen im ständigen Dialog. Am Wochenende sind Gespräche des Dehoga mit Daniel Günther geplant.“ Doch die Hilfen sind eben noch nicht angekommen „Wir sind am Limit. Bis auf einen ersten Abschlag ist noch nicht geflossen“, klagt Ninortha Hanno, Chefin des „Einstein“ in Bad Segeberg. „Wir haben enorme Kosten – auch durch unsere guten Hygienekonzepte. Und wie soll das jetzt mit den Schnelltests laufen? Soll ich die auch noch bezahlen? Ich persönlich werde keinen einzigen Euro mehr in die Hand nehmen für irgendwelche Auflagen. Wovon auch, dazu müsste ich Einnahmen haben. Dann sollen Land und Bund das zahlen.“ Diese Texte haben wir exklusiv für LN-Plus-Leser recherchiert: Lockdown verlängert, Lockerungen beschlossen: Das gilt in SH ab 8. März Lockdown-Verlängerung bis 7. März: Das gilt jetzt in Schleswig-Holstein für Schule, Friseur, Einzelhandel Eingeschränkter Bewegungsradius: Das bedeutet eine 5- oder 15-Kilometer-Regelung Schleswig-Holstein kündigt weitere Lockerungen an Die Aussage Günthers, dass man für die Schnelltests zum Coronavirus-Nachweis in Bars, Bistros und Restaurants eine „praktikablere, aber sichere Möglichkeit“ finden werde, ist ihr zu vage. Auch dass die Regierung bei Öffnungsschritten generell draußen immer mehr ermöglichen werde als drinnen, erntet Kritik. Ninortha Hanno: „Das Geschäft ist immer wetterabhängig.“ „Nur die Öffnung der Außengastronomie halte ich für absoluten Blödsinn: Bei schlechtem Wetter will kein Gast draußen sitzen und viele haben die Kapazitäten gar nicht. Also ich mit meinen 30 Außenplätzen würde nicht aufmachen. Das lohnt sich nicht“, ist auch Florian Ritzki vom gleichnamigen Restaurant in der Lübecker Straße in Bad Segeberg überzeugt. „Wir haben Trennwände und gute Konzepte in der Gastronomie, da haben manche Tausende Euros hineingesteckt.“ Viel wichtiger sei für ihn, dass die Hilfen bei allen ankommen. Klar sei eine Öffnung zu Ostern super, so der 28-Jährige. „Die Leute kommen. Das wird richtig voll, da bin ich mir sicher. Aber wie schnell hätten wir womöglich wieder steigende Zahlen. Ich persönlich würde lieber eine Woche länger warten, denn einen dritten Lockdown können wir uns wirklich nicht leisten.“ Von Heike Hiltrop