Segebergs Kleinod öffnet September

Tatsächlich sind die Handwerker im Haus noch mächtig am Schuften. Aber die letzte Phase wird jetzt eingeläutet. Am Montag, 2. Juli, soll der Haupteingang geschlossen werden, damit die Abrissarbeiten im Bereich der Touristinfo im jetzigen Foyer beginnen können. Doch nun wird bekannt, dass die Umgestaltung des Wickel-Hauses zum „Wortort“ mit veranschlagten Gesamtkosten von 1,75 Millionen Euro – von denen der Bund 1,6 Millionen als Förderung zugesagt hat – doch teurer wird als gedacht. Weil Ausschreibungen ungünstig liefen und zusätzliche Kosten auftraten. Bedingt zum Beispiel durch den Austausch alter Grundleitungen von 1953 seien Mehrkosten von 250000 Euro realistisch, heißt es von der Stadt. Ob der Bund diese erstattet? Wenn alles erledigt und die Maßnahme abgeschlossen sei, werde hierzu das Ministerium eine Entscheidung fällen, erklärte Bauamtsleiterin Antje Langethal. „Man steckt ja nicht drin’“, heißt es so schön norddeutsch, wenn man in alten Häusern beim Bauen auf Unvorhersehbares trifft. Erzieherin Bärbel Brumshagen steckt auch drin, mitten in der staubigen Baustelle – und ist trotzdem fröhlich. Vom Kindergarten „Alte Sparkasse“ öffnet sie die Tür zum neuen Dachgarten, der durch den Anbau möglich wurde. „Das wird ein richtig schöner Kindergarten“, schwärmt sie. Dieser habe demnächst seinen eigenen Eingang mit Freitreppe zum Seminarweg. 50 Jahre alte Bodenbeläge werden ausgetauscht. Außerdem ist ein Fahrstuhl eingebaut, für Mütter mit Kinderwagen ideal. Beim Dachgarten musste die Brüstung wegen der Kita-Kinder auf 1,50 Meter erhöht werden, berichtet Architekt Kraß. Damit nicht Unbefugte das lauschige Plätzchen in Beschlag nehmen, soll es mit einer hohen Pforte geschützt werden. Neben der Stadtbücherei, die einen Leseraum mit Parkett bekommt, profitiert auch Stadtarchivar Dr. Georg Asmussen und das Bad Segeberger „Gedächtnis“ vom Umbau. Asmussen verlässt ein „Schattenreich“. Das Archiv hat einen eigenen Eingang zum Innenhof, und das Büro des Archivars ist trotz Souterrain-Lage lichtdurchflutet. Hier können auf Wunsch Besucher Archivmaterialien einsehen. Noch schöner: Im Magazin sind große Roll-Regale installiert, die locker bewegt werden können. „Wir haben jetzt mehr Platz, durch neue Büroräume und vor allem die Regale wird die Archivfläche quasi verdoppelt“, schätzt Asmussen. Per Klimaanlage wird ein für wertvolle Archivalien günstiges Raumklima erzeugt. Das Archiv ist zurzeit größtenteils ausgelagert, Asmussen beginnt nun mit dem Einsortieren. Alte Fundamentsteine, die bei Erdarbeiten für den Anbau gefunden wurden, sind nun in den Hang eingearbeitet. Sie sind Zeugnisse eines längst vergessenen Hauses und bilden so einen würdigen Vorgarten für ein Stadtarchiv. Fast zwei Millionen Euro: Wie kann sich eine arme Stadt wie Bad Segeberg so einen teuren Bau leisten? Aber die Umgestaltung des Wickel-Hauses zum Stadtinfohaus „Wortort“ ist für die Segeberger fast geschenkt. Von den geplanten 1,75 Millionen Euro Gesamtkosten hat der Bund 1,6 Millionen Euro als Förderung zugesagt. Nicht nur Bücherei, Archiv, Touristinfo und Kita profitieren. Angebaut wurde ein Veranstaltungsraum mit Platz für 80 Personen. Wolfgang Glombik

Bad Segeberg - Segebergs Kleinod öffnet September