Segebergs Kunsthalle Flath beendet Ausstellung vor Teil-Lockdown

Es war ein ungewöhnliches Flath-Jahr: Aus der Kunsthalle Flath, einem dunklen Zweckbau mit dem Muff der 70er Jahre, ist bis Anfang Februar das erste inklusive Museum in Schleswig-Holstein geworden. Es folgt die feierliche Neueröffnung, verbunden mit der Hoffnung der Freunde und Förderer, Bad Segebergs bekannten Holzbildhauer (1906-1987) wieder mehr in den Fokus der Kunstszene rücken zu können. Nur vier Wochen später folgt der Lockdown. Mitte Mai nimmt der Kulturbetrieb langsam, quasi mit angezogener Handbremse, wieder Fahrt auf. Flath-Freunde und Fans vernetzen: „Die Pause hatte auch Positives“, betont Kuratorin und Museumsberaterin Dagmar Linden. „Wir haben uns neu formiert, eine Internetseite ist im Aufbau und wir haben neue Konzepte entwickelt.“ Eines davon ist das Knüpfen eines Netzwerks von Flath-Freunden, privaten Skulpturen-Eigentümern und solchen, die es werden wollen. Nun ist die Kunsthalle Flath erneut dicht. Dieses Mal mit Ansage. Bis zum 1. April ist Winterpause. In kleinem Rahmen feierten Kunstliebhaber das Ende der Ausstellung um die unbekannten Facetten des Malers und Bildhauers, noch rechtzeitig vor dem Teil-Lockdown. Statt einer Vernissage also eine Finissage. Den Maler und Holzbildhauer bekannter machen: Mit dabei: Leihgeber, Förderer und Fans. „Wir haben etwas geschaffen, worauf Segeberg stolz sein kann“, unterstreicht Werner Schulze vom Förderkreis Kulturforum Otto Flath – mit Blick auf „eine Zeit, die für uns alle nicht leicht ist und die die Gesellschaft vielleicht verändert“. Er bleibe dennoch optimistisch, dass man den Holzbildhauer, der seine Blütezeit vor 50 Jahren hatte, wieder über die Grenzen Segebergs hinaus bekannter machen könne: „Mir ist nicht bange. Wir schaffen auch das.“ Das hofft auch Kolja Olef: „Es spricht sehr viel aus seinen Figuren. Faszinierend, was er aus einem Stück Holz machen konnte. Flath ist keinesfalls angestaubt. Er hat zeitlose Kunst geschaffen, die mich stark an Ernst Barlach erinnert. Nur dass der unbezahlbar ist“, betont der Hamburger. Der 51-Jährige ist einer von 14 Leihgebern, die sich nun ihr Eigentum wieder nach Hause geholt haben. Er lobt ausdrücklich die Idee, Skulpturenbesitzer einzubeziehen. „Meine Großeltern hatten eine Holzfigur von ihm, in der ich als kleiner Junge Süßigkeiten versteckt habe. Und sie kannten Otto Flath noch persönlich“, plaudert der gebürtige Trappenkamper darüber, wie er Fan des Künstlers wurde. Vor einem Jahr sei er auf die gut einen Meter große Gestalt mit Fischen zu ihren Füßen und aufsteigenden Vögeln entlang des Körpers gestoßen. „Ein Düsseldorfer hat sie im Internet zum Verkauf angeboten.“ Nun steht sie, wenn sie nicht gerade ausgestellt ist, im heimischen Flur. „Die Skulptur ist namenlos. Dagmar Linden hat sie ,Franz von Assisi’ genannt. Bei uns heißt sie in Abstimmung mit meiner Tochter ,Der fünfte Tag’, denn der Schöpfungsgeschichte nach wurden an ihm die Tiere der Luft und des Wassers geschaffen.“ Nein, sagt Olef, besonders religiös sei er nicht, er sehe vielmehr das Philosophische in den Arbeiten. Beatrix Brockmann nickt bestätigend. Sie hat ebenfalls ein Werk beigesteuert: die Geigenspielerin. „Sie stand einst bei Silvius Wodarz. Ich bin mit seiner Tochter befreundet und habe sie nach seinem Tod aus dem Nachlass erwerben können.“ Auch sie habe Flath gekannt, sagt die Kielerin mit Segeberger Wurzeln. „Als kleines Mädchen, ich war etwa acht oder neun, habe ich ihn mal gefragt, ob er mir etwas schnitzt, wenn ich ihm ein Stück Holz bringe.“ Er habe das aber verneint, erinnert sie sich an den stillen, freundlichen Herrn im weißen Kittel an der Werkbank. Eine Lautespielerin sei noch im Familienbesitz der Familie Wodarz, sagt die Medizinerin: „Es soll ein ganzes Quintett geben.“ Ob es jemals in der Kunsthalle Flath zusammensteht, wird sich zeigen. Museumsexpertin Dagmar Linden jedenfalls verspricht in Sachen Otto Flath: „Es gibt noch viel zu entdecken.“ Lesen Sie auch Bürgermeisterwahl Bad Segeberg: Die Reaktionen der Parteien Bürgermeisterwahl Bad Segeberg: So reagieren die Kandidaten auf das Ergebnis Straßen- und Umweltschäden: Scharfe Kritik an „Ernte-Tourismus“ in Bornhöved Corona: Maskenpflicht für Innenstädte in Segeberg Bad Segeberg wählt heute neuen Bürgermeister - alle Infos im Liveticker Von Heike Hiltrop