Segebergs erster verkaufsoffener Sonntag nach dem Corona-Lockdown

Sagen wir mal so: Die Pandemie sorgt dafür, dass das Geld bei den Verbrauchern nicht sehr locker sitzt, dennoch ist ein gemeinsamer Familienausflug zum Einkaufsbummel eine willkommene Abwechslung. Demzufolge schlenderten sehr wohl viele Besucher am ersten verkaufsoffenen Sonntag in diesem Jahr durch Bad Segebergs Innenstadt. Aber längst nicht in jedem Geschäft spiegelte sich der Strom in der Fußgängerzone wider. Nur wenige haben Corona-Bedenken: Damit Abstände und Maskenpflicht eingehalten werden, haben Helfer vom Unternehmerverein „Wir für Segeberg“ auf Wunsch der Stadt einen Blick auf das Geschehen. In den Restaurants, Eisdielen und Imbissen sind die Außenterrassen gut besucht, doch in die Läden zieht es längst nicht jeden. „Die Leute bummeln zwar durch die Stadt, aber sie kommen eher zögerlich rein“, bestätigt Verkäuferin Sabine Lenschner. „Es ist viel ruhiger als sonst, aber ich habe damit gerechnet“, sieht Modellschipper Herwig Gohlke das ähnlich. Regelmäßig präsentieren er und seine Vereinskollegen Miniatur-Kutter und Nachbauten von dicken Pötten am Marktbrunnen. Dieses Mal steht er dort allein. Die anderen hätten Bedenken gehabt. „Wegen Corona. Ich habe dafür Verständnis. Es ist ja auch nichts los, außer ein paar Autohäuser, die sich auf dem Marktplatz präsentieren. Es gibt keine Essens-Stände oder so etwas. Das fehlt.“ Normaler Sonntagsbummel: Andere genießen dagegen wieder ein Stück Normalität mehr, so wie Horst May aus Reinfeld: „Es ist einfach mal rauskommen, unter Menschen sein und sehen, dass das Leben wieder losgeht.“ Für Familie Osmers aus Wahlstedt ist der Sonntagsbummel dagegen nichts Ungewöhnliches: „Wir haben uns die ganze Zeit über nicht eingeschränkt gefühlt.“ Aber eine Warteschlange, wie sie sie vor einem Schuhgeschäft erlebt hätten, schrecke ab. „Das muss sein, aber uns hat es davon abgehalten, in den Laden zu gehen.“ Noch zwei Termine stehen in Bad Segeberg in diesem Jahr aus: Der nächste verkaufsoffene Sonntag ist für den 11. Oktober vorgesehen. Eigentlich wäre das auch das Datum für das diesjährige Kartoffelfest an der Hamburger Straße. Das fällt jedoch aufgrund der Corona-Beschränkungen aus. „Dafür planen wir kleinere Aktionen. Aber nicht in dem Umfang wie sonst“, sagt Initiator Ulf Peters. Für den 8. November ist schließlich das letzte Sonntags-Shopping 2020 zwischen 12 und 17 Uhr in Bad Segeberg geplant. „Es ist der Sonntag, der uns im Mai gefehlt hat.“ Ralf Gersonde steht zwischen Pullis, Hosen, Hüten und Schuhen bei „vonkopfbisfuss“ und sieht sich um. „Dieser Sonntag ist für uns wichtig, weil jetzt Kollektionswechsel auf Herbst und Winter bei uns ist.“ Maximal acht Personen gleichzeitig sind in dem Bekleidungsgeschäft erlaubt. Es wirkt sehr gut besucht. Schon weil ein dreiköpfiges Verkaufsteam bereitsteht. Gersonde: „Wir hatten einen erfreulichen Juli und August. Jetzt läuft es auch.“ Es sei zwar nicht so voll wie sonst, bestätigt Buchhändlerin Andrea Fischer, „aber die Leute kommen zum Stöbern“. Ihre Branche gehöre zu denjenigen, die mit einem blauen Auge aus der Corona-Krise gekommen seien: „Die Menschen lesen viel. Sie schmökern lieber zu Hause im Garten, als dass sie verreisen.“ Eine gute Werbeplattform: Indoor-Cycling-Trainer Marco Will nutzt die Gelegenheit, sich in Erinnerung zu bringen. Er ist einer der wenigen Aussteller. Sein Angebot sei in der Corona-Krise sehr nach hinten gerückt. „Für mich ist der verkaufsoffene Sonntag eine gute Werbeplattform“, sagt er und unterstreicht genau das, was dieses Angebot für die meisten Ladenbetreiber im stationären Handel bedeutet - nicht nur in Corona-Zeiten. Von Heike Hiltrop