Selbst FDP-Promi versagte: Sorgenfrey verlässt Fraktion

Wie geht es weiter mit Bad Segebergs FDP? Alles deutet daraufhin, dass die Liberalen ihren Fraktion-Status in der Stadtvertretung verlieren und kaum noch eine politische Rolle in dem Gremium spielen werden. Grund ist der überraschende Austritt von Stadtvertreterin Angelika Sorgenfrey aus der Fraktion, den am Mittwoch auch Bürgervorsteherin Monika Saggau im Ältestenrat bekanntgab. Die – nun ehemalige – FDP-Fraktionsvorsitzende Anna-Patricia Thomsen ist über die Auflösung der Fraktion in höchster Aufregung, zumal ihr – wie berichtet – die abtrünnige Sorgenfrey die Schuld für das Verlassen der Fraktion in die Schuhe schob. Der FDP-Mailverkehr wurde in der Nacht zu Mittwoch zeitweise etwas unübersichtlich: Erst wurde ein fast wütender Beitrag mit Korrekturen von Thomsen an die anderen Fraktionen und an die Lübecker Nachrichten geschickt, dann kam am späten Abend noch einmal die dann vergebliche Bitte an die LN, den Artikel noch einmal zu stoppen. „Ich möchte den Artikel widerrufen, da wir noch einmal versuchen wollen, mit FDP-Promis mit Angelika Sorgenfrey zu sprechen“, schrieb Thomsen. Doch auch die Promis halfen nicht. Selbst ein Mitglied des FDP-Landesvorstands habe keine Chance gehabt. Frau Sorgenfrey verweigere jegliches Gespräch, beteuerte Thomsen. Auch die LN erreichten Angelika Sorgenfrey nicht. Die Telefonnummer sei abgeschaltet, es gebe keinen Kontakt mit ihr, beteuerte Anna-Patricia Thomsen. „Ein Mensch, der nicht redet, dem kann man nicht helfen.“ Der FDP-Ortsvorsitzende Wulff distanziert sich: Um das Wirrwarr komplett zum machen: In Nacht zu Mittwoch hatte die LN dann auch noch eine Mail vom FDP-Ortsvorsitzenden Christian Wulff erreicht, der darauf hinwies, dass Anna-Patricia Thomsen eine Pressemitteilung an die LN gesendet habe, „in der ich namentlich genannt bin und fälschlicherweise der Eindruck erweckt wird, ich hätte diesen mitverfasst“. Welche Rolle Wulff in diesem FDP-Spektakel spielt, konnten die LN leider nicht herausfinden. Trotz Bitten der LN meldete sich Wulff am Mittwoch nicht. Einzig Anna-Patricia Thomsen zeigte sich offen: Für sie sei der Bruch ihrer Fraktionskollegin völlig überraschend gewesen, berichtete sie. Erst kürzlich sei die Fraktionsarbeit für die nächsten Monate vorbereitet worden. „Wer kommt da auf die Idee, dass sie mir jetzt in einer Nacht- und Nebelaktion die Kündigung in den Briefkasten schmeißt?“ Thomsen habe jetzt eine außerordentliche Kreisvorstandssitzung initiiert. Da werde der „Fall Sorgenfrey“ behandelt. „Ich gehe davon aus, dass wir sie aus der FDP rausschmeißen.“ Wer seine Fraktion aufkündige und nicht sein Mandat an die Partei zurückgebe, müsse mit so etwas rechnen. Sonst würde Hans Günter Popp für Sorgenfrey in die Stadtvertretung nachrücken. BBS habe die Stadtvertreterin nicht abgeworben: Verdächtigungen der FDP, dass die Wählergemeinschaft BBS Angelika Sorgenfrey abgeworben haben könnte, wies der BBS-Vorsitzende Jürgen Niemann auf Nachfrage zurück. Er wisse nichts davon, dass die FDP-Stadtvertreterin sich dem BBS anschließen möchte. Thomsen berichtet derweil, dass sich die Parteikollegin offenbar die Fraktionsarbeit „anders vorgestellt“ habe. Sie kreidet der Abtrünnigen an, dass diese versucht habe, sie „in die Pfanne zu hauen“. Sorgenfrey habe Thomsen Pflichtverletzungen und Versäumnisse vorgeworfen. Weder habe sie Fraktionssitzungen einberufen noch telefonischen Kontakt zu ihr gehalten oder ihr Informationen aus der Stadtvertretung übermittelt. Das stimme alles nicht. „Sie hat sich schäbig gegenüber mir verhalten und gelogen“, kommentiert Thomsen. Sie legte ihrem Ortsvorsitzenden Christian Wulff und seinem Stellvertreter Marco Piotraschke Anruflisten vor, die sowohl ein- und ausgehende Anrufe belegten. „Hans Günter Popp und Finn Gütschow sagten gegenüber unserem Kreisvorsitzenden Stephan Holowaty aus, dass es Angelika Sorgenfrey war, die ständig die Fraktionssitzungen absagte“, zitiert Thomsen Zeugen wie bei Gericht. Lesen Sie auch: Bad Segeberg: Stadtvertreterin verlässt FDP-Fraktion im Streit Von Wolfgang Glombik

Krise bei Segeberger Liberalen - Schlammschlacht bei der FPD: Sorgenfrey verlässt Fraktion