Silvester in Segeberg: So geht's in Corona-Zeiten ohne Böller und Party

Discountern und Drogeriemärkten in und um Bad Segeberg haben sich auf das Verkaufsverbot von Feuerwerksartikeln eingestellt. Und das, obwohl in diesem Jahr zwischen Januar und September laut statistischem Bundesamt bereits 30 700 Tonnen Feuerwerkskörper im Wert von 75,6 Millionen Euro nach Deutschland importiert worden sind. Untersagt ist das „Überlassen“ von Silvesterraketen und Knallern der Kategorie F2. Damit ist die tatsächliche Abgabe an Privatpersonen unabhängig vom Vertriebsweg oder Datum des Kaufvertrags gemeint. Das heißt, dass auch Online-Bestellungen nicht mehr an Verbraucher ausgeliefert werden dürfen. Auf belebten Plätzen oder Straßen dürfen keine Feuerwerkskörper gezündet werden. Wer im eigenen Garten oder am eigenen Grundstück Restbestände aus dem Vorjahr startet, der hat zwar nichts zu befürchten, „aber gewollt ist das nicht“, betont Bad Segebergs Bürgermeister Dieter Schönfeld (SPD). „In der Nähe von Altenheimen, Krankenhäusern und Reet gedeckten Gebäuden ist das Abbrennen von Pyrotechnik sowieso immer verboten“, zitiert er aus der Allgemeinverfügung des Landes, die ganz überraschend und kurzfristig durch den Kreis erweitert wurde. Anders als hier und in Lübeck, gibt es in Wahlstedt keine zusätzlichen Verbote, wie dessen Bürgermeister Matthias Bonse (CDU) bestätigt. „Wir haben keine Plätze, auf denen wir Menschenansammlungen befürchten müssten“, sagt er – und verweist ausdrücklich auf die Abstandsregeln und die eingeschränkte Anzahl derer, die sich treffen dürfen, hin. Das sind Silvester fünf Personen aus zwei Haushalten. Zwischen Knallerbsen und Partybomben: Wer genau auf die Suche nach Knalleffekten geht, der kann trotz Böllerverbot fündig werden: Es gibt eine kleine Auswahl von Party- und Tischfeuerwerk. Dabei handelt es sich um die erlaubte Kategorie F1, die das ganze Jahr über zu haben ist und an ab Zwölfjährige abgegeben werden darf. Deko-Fontänen, die eigentlich für Eistorten gedacht sind, finden sich neben handelsüblichen Wunderkerzen und – dem Kinderklassiker – Knallerbsen. Wer’s mag, der freut sich unter Umständen auch über Partybomben, deren Inhalt sich mit einem dumpfen „Plopp“ über den Esstisch ergießt. Mitunter drängt sich jedoch der Verdacht auf, dass der eine oder andere Ladenhüter aus den Vorjahren dabei ist. Und irgendwie fühlt sich die Suche doch eher an wie die nach der versteckten Zigarette, die irgendwo gebunkert wurde, als der gute Neujahrs Vorsatz gefasst wurde, das Rauchen aufzugeben. Bleigießen nur noch mit der App: Bleibt als alte Silvestertradition das Bleigießen? Nein. Das ist schon seit zwei Jahren verboten. Zu viele giftige Dämpfe von zu viel Schwermetall, das nur im Sondermüll entsorgt werden darf. Aber es gibt Alternativen: Zinngießen oder Wachsgießen. Für Letzteres muss nicht einmal etwas gekauft werden. Hierfür reichen die Stumpen aus der Adventszeit. Sie werden zerbröselt in einem Topf aufgelöst und in kaltes Wasser gelöffelt. Schon seit Jahren auf dem Markt ist die ungiftige und umweltfreundliche Bleigießen-App für das Smartphone. Es gibt sie als Bezahl- oder kostenlose Variante. Nicht verboten, bestenfalls wegen seines hohen Zucker- und Fettgehaltes von Gesundheitsaposteln verpönt: Berliner. Die Auswahl steigt stetig: „Wir haben 28 Sorten im Angebot“, sagt Bäcker Torben Michely. In diesem Jahr seien die Bestellungen für Silvester deutlich früher losgegangen, sagt der Stuvenborner. In der Nacht des 30. Dezember läuft Produktion des beliebten Silvester-Hefegebäcks heiß. Die verkaufte Stückzahl in den acht Filialen im Vorjahresdezember: sechsstellig. Brotrock am Markt in Bad Segeberg: Silvester und Neujahr jeweils von 7 bis 13 Uhr. Alle anderen Bäcker haben Silvester geöffnet, Neujahr aber geschlossen: Bäckerei Gräper in der Kirchstraße: Von 6.30 bis 13 Uhr; in der Südstadt: 5.30 bis 13 Uhr; in der Oldesloer Straße: 4 bis 13 Uhr. Michely am Markt in Bad Segeberg und in der Neumünsterstraße in Wahlstedt: 5 bis 13.30 Uhr. Bäckerei Tackmann im Famila/Eutiner Straße Bad Segeberg: 8 bis 16 Uhr. Bäckerei Günther in der Hamburger Straße: 7 bis 13 Uhr; in der Bahnhofstraße: Silvester 6 bis 13 Uhr. Bäckerei Karl Heinz Rittscher im Glindenberg: 6 bis 13 Uhr, Neumünsterstraße in Wahlstedt: 6 bis 14 Uhr. De Buurn Bäcker im Netto in der Ziegelstraße: 7 bis 17.30 Uhr. Dallmeyers Backhus im Edeka Burmeister Gieschenhagen und in Christiansfelde (Anny-Schröder-Weg): 7 bis 14 Uhr. Bäckerei von Allwörden in der Segeberger Straße/Obi: 8 bis 14 Uhr; in der Bahnhofstraße/Kaufland: 7 bis 16 Uhr; in der Kurhausstraße: 7 bis 16 Uhr. Bäckerei Steiskal in der Neumünsterstraße in Wahlstedt: 6 Uhr bis 16 Uhr. Michely: „Ganz weit vorne ist weiße Schokolade, dicht gefolgt von Vanille-, Eierlikör und Baileys-Füllung. Die anderen Sorten halten sich in etwa die Waage. Die Nachfrage ist gut, ob es letztendlich auch mehr Bestellungen sind, das wird sich erst am Ende zeigen.“ Anders als gewohnt laufen die Getränke-Geschäfte. „Die Spitze wie sonst zum Jahreswechsel erleben wir nicht“, sagt Frank Jusko, Inhaber von Getränke-Hoffmann in Bad Segeberg. „Keine Feiern, also wird kein Fassbier gekauft, auch Spirituosen nicht. Der normale Feiertagsabsatz ist wesentlich geringer. Aber wir sind ja froh, dass wir öffnen dürfen.“ Er rechne in dem Bereich mit einem Minus von zehn bis 20 Prozent. „Was die Leute kaufen, sind Sekt und Champagner.“ Aber auch hier gilt: Anstoßen nur mit maximal fünf Personen aus zwei Haushalten und: Alkohol in der Öffentlichkeit zu trinken, das ist verboten, aber es gibt ja auch „promillefreien Schaumwein“. Von Heike Hiltrop