Silvester in Stormarn und Segeberg: Kommt tatsächlich ein „Böllerverbot“?

Sollte angesichts der Corona-Krise das Böllern an Silvester verboten werden? Die Niederlande haben sich dazu entschieden und auch in Deutschland wird darüber diskutiert. In den Kreisen Segeberg und Stormarn ist man aber noch zurückhaltend. „Wenn es um ein Feuerwerksverbot geht, dann ist das Aufgabe unser Kommunen, welche teilweise ja auch ,Böllerverbotszonen’ in der Nähe von Kirchen, Krankenhäusern, Kinder- und Altersheimen sowie Reetdach- und Fachwerkhäusern in den letzten Jahren erlassen haben“, erklärt Stormarns Kreissprecher Gregor Tuscher. Kommunen wollen abwarten: Doch soweit will man dort noch nicht gehen. „Bisher haben wir das Thema noch nicht angefasst“, sagt Bad Oldesloes Stadtsprecherin Agnes Heesch. Sollte es noch zu Verboten kommen, würden diese den Bürgern umgehend mitgeteilt. Zunächst wolle man auch noch die Regelungen von Bund und Land abwarten. Sollte es da zu verschärften Kontaktbeschränkungen kommen, sei aber klar, dass das Ordnungsamt natürlich nur öffentliche Flächen kontrollieren könne. Private Partys müssten durch die Polizei überwacht werden. Bürgermeister setzt auf freiwillige Einsicht: Matthias-Christian Bonse, Bürgermeister von Wahlstedt, setzt ganz auf die Vernunft und Einsicht der Bürger. „Wir wollen das Knallen nicht aktiv verbieten. Ich glaube auch nicht, dass sich die Massen auf dem Markt treffen. Die große Mehrheit verhält sich bisher super vernünftig, und das wird auch so bleiben“, ist sich der Bürgermeister sicher. Bei einem öffentlichen Feuerwerk sei das etwas anderes, das müsse nicht sein. „Aber das haben wir in Wahlstedt ohnehin nicht“, so Bonse. Sollte es gesetzliche Vorgaben für Silvester in den Corona-Verordnungen des Landes geben, will die Stadt Wahlstedt aber natürlich unterstützen. „Abhängig von der aktuellen Situation würden wir dann auch Prüfungen machen, außerdem ist die Polizei ja auch unterwegs“, sagt Bonse. Auch bei einer nicht repräsentativen LN-Umfrage mit über 1000 Teilnehmern sprach sich bis Mittwochnachmittag eine Mehrheit von rund 60 Prozent dafür aus, die Knallerei nicht zu verbieten. Es geht um Ansammlungen von Menschen: Auch in Bad Segeberg wird schon über das Thema Silvester in Corona-Zeiten nachgedacht. „Bei der Diskussion um ein Böllerverbot geht es ja eigentlich nicht um das Böllern selbst, sondern darum, die Ansammlung von Menschen zu verhindern und den Kliniken nicht noch zusätzlich Menschen mit Verletzungen durch Böller aufzubürden“, sagt Ordnungsamtschef Hartmut Gieske. Man werde sich dazu Gedanken machen und auch das Gespräch mit dem Kreis suchen. Am Ende sei es jedoch nicht die alleinige Entscheidung der Kommune. „Wir werden sehen, was da an Regelungen von Bund und Land kommt und dann reagieren“, so Gieske. So gebe es dann für alle Kommunen die gleichen Vorschriften. Belastung der Kliniken noch nicht am Limit: Tatsächlich ist die Belastung der Kliniken in der Region durch Corona zumindest zum jetzigen Zeitpunkt noch vergleichsweise gering. So ist im Kreis Stormarn derzeit nur ein Corona-Patient in intensivmedizinischer Behandlung. Insgesamt sind derzeit 29 von 49 Intensivbetten belegt. Im Kreis Segeberg werden 19 Corona-Infizierte in einer Klinik versorgt, jedoch ebenfalls nur eine Person auf der Intensivstation. Damit liegt der Anteil der Covid-19 Patienten an der Gesamtzahl der Intensivbetten bei 0.85 Prozent. Insgesamt sind in Segeberg 76 von 117 Intensivbetten belegt. Dass sich die Lage jedoch schnell ändern kann, zeigt ein Blick nach Bayern, wo die Corona-Pandemie bereits weiter fortgeschritten ist. Im Landkreis Aichach-Friedberg bei Augsburg sind bereits 17 von 18 Intensivbetten belegt und der Anteil der Corona-Patienten an der Gesamtzahl der Intensivbetten liegt bereits bei fast einem Drittel. Übersicht für Schleswig-Holstein: Wie stark verbreitet sich die Corona-Erkrankung? Übersicht für Deutschland: Die Gesamtentwicklung, alle Hotspots und Reisewarnungen Diese beiden Artikel sind kostenlos für alle lesbar, die nachfolgenden regionalen Analysen sind LN-Plus-Lesern vorbehalten. Interaktive Karte: Wo sind die Corona-Hotspots in Schleswig-Holstein? Analyse: Gibt es mehr Corona-Infektionen, weil auch mehr getestet wird? Mehr aus Ihrer Region: Zahlen und Fakten zum Coronavirus in Lübeck Zahlen und Fakten zum Coronavirus in Ostholstein Zahlen und Fakten zum Coronavirus in Segeberg Zahlen und Fakten zum Coronavirus im Kreis Herzogtum Lauenburg Zahlen und Fakten zum Coronavirus in Stormarn Kontaktbeschränkungen müssen vom Land kommen: Sollte die Silvesterfrage nicht über ein Böllerverbot, sondern über eine Verschärfung der Kontaktbeschränkung gelöst werden, müsse das über die Landesverordnung geregelt werden, so Stormarns Kreissprecher Gregor Tuscher. Diese verhindere jedoch auch jetzt schon größere Menschenansammlungen. Tuscher: „Sollte die jetzige Verordnung in ihrer Regelung fortbestehen, dürften sich im öffentlichem Raum ohnehin immer nur Personen zweier Haushalte, maximal zehn Personen, aufhalten.“ Ähnlich sieht es die Segeberger Kreissprecherin Sabrina Müller. Im Moment würden ja bereits weitgehende Kontaktbeschränkungen für den öffentlichen Raum gelten, und „da derzeit noch gar nicht absehbar ist, wie die Infektionslage an Silvester aussehen wird, ist es im Moment noch zu früh, über mögliche Verordnungen oder Allgemeinverfügungen zu spekulieren“. Von Sven Wehde