Stadt Bad Segeberg will Obdachlose in Containern unterbringen

Einige Fenster sind kaputt, hängen in den Angeln. Bauzäune wurden am Mittwoch eilig rund um die Bad Segeberger Obdachlosenunterkunft aufgestellt. Niemand soll hier mehr einsteigen können. „Der Abriss soll jetzt so schnell wie möglich erfolgen“, teilte der zuständige Amtsleiter Stephan Hartung am Mittwoch auf LN-Nachfrage mit. Schon vor vier Jahren war klar, dass die städtische Obdachlosenunterkunft Oldesloer Straße 79 wegen Baufälligkeit abgerissen werden muss. Im Sozialausschuss stellte Hartung jüngst die neuesten Pläne für das Grundstück vor. Da die Stadt schnell neue Unterkünfte für Obdachlose benötige, werde nach dem Abriss der Gebäude aus zeitlichen Gründen, aber vor allem aus Kostengründen eine Container-Lösung angestrebt. Nach dem Abriss sollen sechs Module mit Einzelzimmern, zuzüglich Toilettenräume und Küche aufgestellt werden. Hartung: „Wir prüfen jetzt, welche Container-Lösung am besten ist.“ Die Zimmer in Modul-Bauweise seien für Einzelpersonen gedacht, ausdrücklich nicht für Familien. Seit Jahren ist der Abriss der Ruine geplant: Das Haus galt schon vor Jahren als „schlimmste Bruchbude“ und Bauruine. Einigen Menschen ohne Dach über dem Kopf schien es dennoch in der zentral gelegenen Notunterkunft zu gefallen. Dabei hat sich die Wohn-Situation dort eher noch verschlimmert. Obdachlose, die jetzt von der Stadt beherbergt werden müssen, wohnen derzeit im Haus Oldesloer Straße 88. Hartung: „Im Moment haben wir alle dort untergebracht.“ „Nach dem Abriss des Hauses brauchen wir die Container dringend“, sagt Hartung. „Wir haben keine Reserven mehr.“ Es gebe auf dem Immobilienmarkt auch keine Häuser, die man hätte anmieten können. Die Behelfs-Wohnungen sollen in der Oldesloer Straße als Dauerlösung stehen. Hartung rechnet damit, dass die Beschaffung der Container ausgeschrieben wird, wenn die vorgesehene Kaufsumme von 200 000 Euro für die Modul-Bauten im Haushalt 2021 angemeldet sei. Eine Baugenehmigung vom Kreis sei auch noch nötig. Hartung rechnet mit der Aufstellung der Container im Frühjahr. Die Zufahrt auf dem dahinter liegenden Grundstück, das als Parkplatz für Busse bei den Karl-May-Spielen genutzt wird, bleibe auf jeden Fall offen. Krätze und Schimmel: Suchtberater trauten sich nicht hinein: Schon vor einem Jahr hatte die Stadtverwaltung gefordert, dass die Unterbringung von Obdachlosen in dem Haus Oldesloer Straße 79 „zwingend“ eingestellt werden müsse, „da sich das Gebäude in einem baulich katastrophalen Zustand befindet“. Ein Instandsetzung sei nicht wirtschaftlich. Auch die Suchtberater trauten sich dort gar nicht mehr zu ihren Klienten. Das Angebot „der aufsuchenden Sozialarbeit“ musste 2018 „aufgrund der Verschlechterung der baulichen Substanz des Hauses (starker Schimmelbefall) und des Befalls von Bewohnern mit Krätze und Kleiderläusen aus Gründen des Mitarbeiterschutzes eingestellt werden“, hieß es in einem Bericht der Ambulanten- und Teilstationäre Suchthilfe (ATS) an die Stadt. Das Grundstück ist schon lange ein Thema. Vor vier Jahren plante die Stadt, für rund 1,8 Millionen Euro hinter dem Haus Oldesloer Straße 79 ein dreistöckiges Gebäude nach dem sogenannten „Kieler Modell“ für Flüchtlinge zu errichten. Ein großer Speicher, der lange als Geräteschuppen für die Karl-May-Spiele diente, wurde dazu vorab abgerissen. Die Pläne mit dem großen Neubau sind längst begraben, aus heutiger Sicht viel zu teuer. Jetzt gibt es die „modulare Lösung“ – mit, so hoffen alle, hoffentlich nicht ganz so hässlichen Containern, denn hier strömen täglich die auswärtigen Besucher zum Kalkbergstadion vorbei. Von Wolfgang Glombik