Standup-Paddling auf dem Großen Segeberger See nur mit Lizenz

Auch wenn jetzt gerade bei diesem winterlichen Schmuddelwetter niemand an Wassersport auf dem Großen Segeberger See denkt: Der nächste Sommer kommt bestimmt, und damit lockt Bad Segebergs Hausgewässer zum Paddeln, Segeln oder Stand-up-Paddling (SUP) ein. Doch hier gibt es jetzt neue Beschränkungen, die bei Touristen und auch Einheimischen am Segeberger See für Verdruss sorgen könnten. In der Dezember-Sitzung der Stadtvertretung haben die Stadtpolitiker einen Bericht der Verwaltung zum neuen „Regelbuch“ am stadteigenen Großen Segeberger See ohne jede Diskussion „abgenickt“. Danach wird das Befahren mit Standup-Paddel-Brettern auf dem 178 Hektar großen See stark eingeschränkt. Die SUP-Bretter waren in dem Regelbuch noch nicht ausdrücklich erfasst, da das Stehpaddeln im Jahr 1988, als das Regelbuch entwickelt wurde, noch gar nicht zum sportlichen Angebot gehörten. Die Stadt möchte das Stand-up-Paddling einschränken, weil die Bretter eine sehr viele höhere Mobilität aufweisen. „Dies führt nach Ansicht der Beteiligten zu einer Zerstörung von Biotopen und zu einer erheblichen Störung von geschützten Tierarten“, heißt es von der Stadt. Auch würden Abstände zum Schilfgürtel häufig nicht eingehalten. SUP-Boards nur „mit der Lizenz zum Paddeln“: Im Ergebnis seien die beteiligten „Institutionen“ übereingekommen, dass zukünftig die Nutzung des Sees durch SUP auf die Mitglieder der beim Regelbuch beteiligten Boots- und Fischereivereine beschränkt sein soll. Der Verleih einer begrenzten Anzahl von Gastlizenzen für SUP-Boards soll durch den Bootsverleih am Südufer erfolgen. „Legale Einsatzstellen“ seien dann zukünftig nur noch die Stege der Vereine und des Bootverleihs, so die Stadt. Schon im April 1988 einigten sich die Stadt Bad Segeberg als Besitzerin des Großen Segeberger Sees, die Untere Naturschutzbehörde (UNB), die Naturschutzverbände, der Sportfischerverein als Pächter sowie die Segel- und Bootsclubs am See auf ein Regelwerk, zusammengefasst in einem kleinen Heft, dem sogenannten „Regelbuch“. Zuletzt wurde das Heft 2002 erneuert. „Das Regelbuch ist geschaffen worden, um gegen die ungeregelte Benutzung des Sees vorzugehen“, teilte kürzlich Alfred Ortmann vom Nabu den LN mit. Sportfischer haben Ranger-Ausweise: Im Herbst trafen sich die „Institutionen“ unter strenger Geheimhaltung auf Einladung der Stadt, um die neuen Beschränkungen mit aufzunehmen. Weder sollten Politik noch die Öffentlichkeit mit in die Beratungen einbezogen werden. Kontrolliert werden soll das neue Verbot von den Sportfischern. Die haben dafür auch „Ranger-Ausweise“, können aber meist mit ihren klobigen Fischerbooten kaum die Verfolgung aufnehmen, wenn uneinsichtige Paddler mit ihren Brettern über den See flitzen. Das „Regelbuch“, ein dünnes Heftchen, lässt motorbetriebene Boote auf dem See lediglich zur Abwehr von Gefahren in Notfällen zu. Ansonsten dürfen auf dem See nur „durch Muskelkraft angetriebene“ Wasserfahrzeuge und Segelboote unterwegs sein. Segebergs „See-Bibel“ müsste also geändert werden, sollte dort ein dampfbetriebenes Fährschiff, wie von Unternehmer Ingo Micheel vorgeschlagen, verkehren dürfen. Einfach am Ufer das Brett ’reinschmeißen und lospaddeln, das geht nun nicht mehr. Die Bad Segeberger Campingplatzbetreiber Uwe Maletzki und Brigitte Schmidt zeigten sich im Oktober sehr erstaunt, als sie von den LN hörten, dass geplant sei, SUP-Boards nur unter strengen Auflagen auf dem Segeberger See verkehren zu lassen. Damit würde für manche Feriengäste der See an Reiz verlieren. Von Wolfgang Glombik