Statt Demo: Segebergs neue Wächterin gegen Rechts

Eigentlich hatte die Initiative „Segeberg bleibt bunt“ am Sonnabend eine Demonstration gegen Rechts geplant, hatte diese aber wegen der steigenden Corona-Infektionszahlen jedoch abgesagt. Demonstriert hat die Initiative trotzdem. Hingucker dabei war eine rund vier Meter große Figur, die als heroische Wächterin der Stadt ein Zeichen für die bunte Vielfalt der Stadt setzte. Ziemlich genau vor einem Jahr hatte die Initiative auf einer Welle der Solidarität eine Demo für Demokratie und Toleranz auf die Beine gestellt, die mit mehr als 1500 Teilnehmern bis dahin die größte Demo war, die Bad Segeberg je gesehen hatte. Vorausgegangen waren das verstärkte und einschüchternde Auftreten des rechtsradikalen Intensivtäters Bernd T., der gerade dabei war, in Bad Segeberg das rechte Netzwerk „Aryan Circle Germany“ aufzubauen. Die Gruppe Gleichgesinnter um ihn herum wuchs. Sogar auf Schulhöfen warben sie für sich und ihre rechte Ideologie. Bunte Steine als Zeichen der Solidarität: Momentan jedoch ist es ruhig geworden um die Bad Segeberger Neonazis. „Aber sie sind immer noch da“, sagt eine Sprecherin der Initiative. „Vor einem Jahr sind sie ganz offen und martialisch aufgetreten. Nach den Hausdurchsuchungen im März 2020 haben sie jedoch ihre Taktik geändert und treten viel bürgerlicher auf. Sie sind aber immer noch da und sie sind aktiv“, so die Sprecherin. „Solange nichts passiert und sie von der Polizei und der Gesellschaft in Ruhe gelassen werden, halten sie ihr Verhalten ja auch noch für richtig. Die Hausdurchsuchungen waren richtig, und dass sie immer wieder kontrolliert werden, ist es auch. Das hat auf jeden Fall etwas bewirkt“, ist ein weiterer Sprecher überzeugt. Ein Passant bleibt in der Fußgängerzone stehen und erzählt: „Als 15-Jähriger hat Bernd T. hier auf der Kirchenmauer gesessen und hat damals schon Schrecken verbreitet.“ Segebergs neue Wächterin gegen Rechts: Wann die ursprünglich für Sonnabend geplante Demo nachgeholt werden soll, steht noch nicht fest. „Bei unseren Treffen war aber schnell klar, dass wir in einem kleineren Rahmen auf die Gefahr von Rechts aufmerksam machen müssen“, erzählt die Sprecherin. Die „kleinere“ Maßnahme allerdings ist dann vier Meter groß geworden: Aus Holz, Draht, Pappmaschee und Gips hatte die Initiative eine Figur gebaut, in bunte Klamotten gehüllt und auf ein fahrbares Podest gestellt. Schon von Weitem war die Riesin, für deren Haare ein Heidschnuckenfell herhalten musste, zu sehen. Wie eine Wächterin der Fußgängerzone hatte sie einen Stab mit einem Schild in der Hand, das den Schriftzug „Segeberg bleibt bunt“ trug und das Interesse der Passanten weckte. Einige von ihnen hatten bemalte Steine mitgebracht, um ihre Solidarität mit der Initiative auszudrücken, und erprobten die aus Kacheln gebauten Schiebespiele, die alle eine Botschaft hatten: „Segeberg bleibt bunt“. Lesen Sie auch: Demonstration abgesagt: Segeberger sollen bunte Steine mitbringen Trügerische Ruhe: Rechte Szene in Segeberg weiter aktiv Von Petra Dreu