„Streetworker“ unterstützen Segebergs Jugend

Kinder- und Jugendarbeit auf der Straße: Ein Konzept, das in Großstädten seinen Lauf nahm, ist inzwischen längst im ländlichen Raum angekommen. In Bad Segeberg nehmen mit Ann-Sophie Jacobsen (30) und Sascha Petersen (45) zwei Streetworker den Kontakt zu den Jugendlichen direkt auf der Straße auf. Jugendliche und ihre Verhaltensweisen sind so unterschiedlich wie das Leben: Mache gehen gerne in Jugendzentren wie die „Mühle“ gegenüber von Möbel Kraft, andere wiederum meiden solche Freizeitangebote und treffen sich lieber mit Freunden irgendwo im Stadtgebiet. Ann-Sophie Jacobsen kennt diese Stellen ganz genau, denn genau dort bietet sie bei Problemen ihre Hilfe an. Zusammen mit dem Sozialpädagogen und Leiter der offenen Kinder- und Jugendarbeit, Julian Kott (29), ist sie dabei, ihren neuen Kollegen Sascha Petersen mit den Jugendlichen und deren Treffpunkten vertraut zu machen. Petersen, Vater von drei Kindern aus Wiemersdorf, ist zwar erst seit Februar in der Stadt unterwegs, aber wo sich die Jugendlichen zu unterschiedlichen Zeiten am liebsten aufhalten, weiß er bereits. „Wenn ich morgens um 9.30 Uhr meine Tour durch die Stadt beginne, gehe ich natürlich dort vorbei, wo sich die Schulschwänzer treffen und wo morgens noch schnell eine Zigarette geraucht wird“, erzählt der 45-Jährige, der wie seine Kollegin Ann-Sophie Jacobsen als Vertrauter ansprechbar sein möchte. Vertrauen aufzubauen, braucht Zeit: Das jedoch ist kein Selbstgänger. „Von heute auf morgen geht das nicht. Vertrauen aufzubauen, braucht seine Zeit“, erzählt die Streetworkerin aus Rickling. Inzwischen werde sie aber von den Jugendlichen selbst angesprochen. „Wir unterstützen die Jugendlichen bei allen Probleme, die sie haben und versuchen, Alternativen aufzuzeigen. Egal, ob das schulische Probleme sind oder ein Elternteil zu Hause trinkt: Wir sind da. Beziehungsarbeit ist ganz wichtig“, betont die junge Frau. In der Regel sind die beiden Streetworker werktags zwischen 11 und 17 Uhr im Stadtgebiet unterwegs. Wer direkt Kontakt zu ihnen aufnehmen möchte, erreicht Ann-Sophie Jacobsen unter der Mobilfunknummer 01 74/190 45 62 und Sascha Petersen unter 0172/407 66 29. Das Jugendzentrum „Mühle“ ist unter der Festnetznummer 045 51/96 89 72 zu erreichen. Jugendliche, die dem rechten Spektrum zuzuordnen sind, seien derzeit kein Thema, sagen die beiden Streetworker. „Die Jugendlichen waren selbst erschrocken, als das plötzlich ein Thema in Bad Segeberg war“, berichtet Ann-Sophie Jacobsen. Rechte Jugendliche auszugrenzen, ist für beide aber keine Option. „Wenn man potenzielle Mitläufer ausgrenzt, haben Leute wie Bernd T. ein leichtes Spiel“, glaubt Sascha Petersen. Alternativen nach demokratischen Grundwerten schaffen: „Unsere Kernaufgabe ist es, die Jugendlichen stark zu machen. Nicht ,Scheitelträger’ sind unsere Zielgruppe, sondern die Jugendlichen, die keine Lehrstelle haben, aber dennoch dazugehören möchten. Die muss man fragen, ob sie Lust haben, Fußball zu spielen“, sagt Julian Kott, der in der offenen Kinder- und Jugendarbeit der Stadt Bad Segeberg den Hut auf hat. „Wir arbeiten nach demokratischen Grundwerten und schaffen Alternativen. Dadurch wirkt Pädagogik“, erläutert Julian Kott, der zwar in Bad Oldesloe wohnt, aber mit seiner Band „Ghosts of Dawn“ auch in Bad Segeberg bekannt ist. Lesen Sie auch: Soll Bad Segeberg das zentrale Jugendcafé fördern? Zuschüsse für Jugendcafé: Krawall-Debatte im Bürgersaal Planspiel: Jugend spielt Stadtvertretung in Bad Segeberg Jugendliche gefragt: Wie soll Bad Segebergs neuer Outdoorplatz aussehen? Von Petra Dreu

Jugendarbeit - Ihr Arbeitsplatz sind Bad Segebergs Straßen