Tempo 30 am Pflegeheim: Kreis Segeberg schmettert Antrag ab

Wer glaubt, als Kommunalpolitiker könne man in seiner Heimatgemeinde viel bewegen, der hat noch keine Erfahrung mit Segebergs beinharter Kreisverkehrsaufsicht gemacht. Kürzlich grätschte die Behörde den Stadtpolitikern zum wiederholten Male in die Flanke. Ein mit Mehrheit abgestimmter SPD-Antrag auf Tempo 30 im Bereich der Kreisstraße 7 direkt vor dem Pflegeheim Eichenhof, dem Kreisel und vor dem anschließenden Einkaufszentrum bis zum Ortsschild Richtung Mielsdorf fiel bei ihr gnadenlos durch. Keine Unfälle in dem Bereich: Ein zwingender „verkehrsrechtlicher Handlungsbedarf“ bestehe nach Auffassung der Verkehrsaufsicht nicht, da es sich bei der Straße um eine Fahrbahn handele, „die lediglich über einen einseitigen Fußweg – auf der Seite des Seniorenheims Eichenhof – verfügt“. Die Querung zum Einkaufszentrum sei durch einen markierten Fußgängerüberweg ausreichend gesichert. Zudem seien der Polizei in den vergangenen vier Jahren zwischen Ortstafel und K 4 weder Unfälle noch Verkehrsgefährdungen insbesondere mit Fußgängern bekannt geworden, heißt es von der Kreis-Behörde. Eine Klatsche für die Politiker. Joachim Wilken-Kebeck ist seit fast genau 30 Jahren SPD-Stadtvertreter und hat sich dabei häufig an der Verkehrsaufsicht „abgearbeitet“. Ohne Zustimmung dieser Amtsstube darf die Kreisstadt nicht einmal ihr Ortsschild um einen Meter versetzen, auch wenn das der genauen Gemeindegrenze entspräche. Wilken-Kebeck versteht es nicht. Vor dem Seniorenheim an der Lübecker Landstraße ist Tempo 30 vorgeschrieben, biegt man um die Ecke, ist dort immer noch das Pflegeheim, hier darf man aber wieder mit 50 Sachen fahren. Manche drücken das Gaspedal auch ganz durch. Dann kommt der Kreisel, und wer in die Geschwister-Scholl-Straße einfährt, darf wiederum nicht schneller als 30 Stundenkilometer fahren. Wilken-Kebeck: „Ich vermisse den Kreis als Dienstleister der Kommune.“ Die Stadtvertretung habe mit großer Mehrheit dafür plädiert, hier eine Tempo-Regelung umzusetzen. „Ich kann nicht entdecken, warum die Kreisverkehrsaufsicht dem nicht folgt.“ Umlandgemeinden würden sich jetzt sogar Hilfe beim Ministerium in Kiel holen, um ihre gefassten Beschlüsse gegen den widerspenstigen Kreis umsetzen zu können. Im Falle der Tempo-30-Ablehnung sei das keine rechtliche Begründung, sondern allenfalls eine Ermessensentscheidung, die auch anders hätte ausfallen könnte. Wilken-Kebeck: „Da sitzt ein einsamer Mensch im Kreishaus, der ein Votum für oder gegen unseren Antrag fällt.“ Beschlüsse der Politik abgeschmettert: In der Regel zeigt der Daumen für Bad Segeberg nach unten, berichtet Wilken-Kebeck frustriert. Die geplante Einbahnstraße in der Gorch-Fock-Straße: Gescheitert. Der Antrag, die Ortsschilder an der B 432 vor Klein Rönnau so zu versetzen, dass nicht mehr gerast werden kann: Gescheitert. Ähnlicher Antrag beim Ortsübergang zu Klein Gladebrügge: Gescheitert. Abgeschmettert worden sei auch der BBS-Antrag, das Segeberger Ortsschild auf der K 7 vor dem Einkaufszentrum so zu versetzen, dass auf Höhe der Supermärkte die Autos langsamer fahren müssen. Davor sind 100 Sachen erlaubt. Wilken-Kebeck: „Ich weiß nicht, warum uns als Stadtvertretung die Kreisverkehrsaufsicht nicht freundlich gesonnen zur Seite steht.“ Torsten Bohlmann (BBS): „Man muss ja nicht alles hinnehmen.“ Uwe Rönnfeldt (SPD) empfiehlt, den Tempo-30-Antrag für das Pflegeheim jedes Jahr neu zu stellen. „Irgendwann ist der Entscheider pensioniert.“ „Oder befördert“, ruft jemand dazwischen. Greift doch noch der Landrat ein? Ein Ass hat die Stadt aber noch im Ärmel: Der „kurze Dienstweg“. Denn auch Bürgermeister Dieter Schönfeld (SPD) ist dafür, am Pflegeheim Tempo 30 festzusetzen. Der Landrat wohne ja ganz in der Nähe. „Ich lade ihn bei Gelegenheit zum Spaziergang ein – vielleicht beurteilt er die Lage ja neu.“ Von Wolfgang Glombik

Kreis gegen Stadtpolitiker - Tempo 30 am Pflegeheim: Kreis schmettert Antrag ab