Tierische Begegnung: Kita-Gruppe zwischen Hühnern und Ziegen

So schnell ihre Beine sie tragen, rennen Lia, Emil, Paulina, Ben und die anderen quer über das eingezäunte Gelände Richtung Tiergatter. „Hoheit“, der handzahme Ziegenbock, schaut mit stoischer Gelassenheit auf den Trubel. Nur den kleinen Soay-Schafen sind die Jungen und Mädchen nicht ganz geheuer. „Aber das wird schon“, sagt Hans-Uwe Schwarz vom Rassegeflügelzuchtverein (RGZV) Wahlstedt. Er sieht sich um und nickt: „Das passt.“ Einen ganzen Vormittag verbringen die „Wölfe“, so nennt sich die Naturgruppe der Lebenshilfe-Kita „Im Streem“, pro Woche in der Anlage zwischen Hühnern, Schafen, Tauben und anderen Tieren. Schwarz: „Die Idee war, Kindern den Kontakt zu ermöglichen, aber auch ihnen Nutztiere näherzubringen. Sie sollen ruhig wissen, dass Kaninchen nicht nur gestreichelt, sondern auch gegessen werden. Und wie Geflügel aufwächst“. Nach zwei Probetagen stand die Kooperation fest: Nach zwei Probetagen ist nun das langfristig angelegte Projekt gestartet. Pädagogin Marion Löbel und Kita-Leiterin Susanne King haben die „Wölfe“ im Blick. Vereinsmitglieder stehen im Umgang mit den Tieren zur Seite. Ein Kreis aus wasserabweisenden Sitzkissen auf der Wiese der Anlage wird zum Pausenplatz. Bei Schietwetter steht den Kindern das Vereinsheim mit Küche und WC zur Verfügung. Anlage wird belebt: Das frisst ein Kaninchen, so alt wird ein Schaf und so fühlt sich seine Wolle an, was passiert, nachdem das Ei gelegt ist, bis das Küken Körner pickt: Das Natur- und Umwelterleben für die Kita-Kinder ist lehrreich und macht Spaß, wie sie selbst sagen. Es ist aber auch ein Angebot, von dem der Verein profitiert, wie Schwarz bestätigt: „Es ist wieder etwas los auf der Anlage.“ Gelände war verwaist: Und das sah vor einem Jahr noch ganz anders aus: Die Generation, die die schmucke Anlage am Stadtrand mit ihren Volieren und Ställen, den Pfauen und dem Ententeich 1998 angelegt hatte, war altersbedingt nicht mehr aktiv. Die Nachrücker zeigten nicht sonderlich viel Interesse am Erhalt. „Das Gelände war eigentlich fast tot“, bedauert Schwarz, der selbst zu den frühen Aktiven zählte, aber zwischenzeitlich ausgestiegen war. RGZV stand kurz vor dem Ende: „Das Gras auf der Wiese war kniehoch, einige Hütten und Ställe standen leer. Es gab nur noch sieben Mitglieder“, erinnert er sich. „Ich hätte es sehr schade gefunden, wenn das hier alles dichtgemacht worden wäre“, erklärt er sein wiedererstarktes Engagement. Seine ganze Familie und andere packen mittlerweile wieder gern mit an. Stauden und alte Apfelsorten wurden gepflanzt, alles wurde auf Vordermann gebracht. Nun wieder 16 Mitglieder: „Alle Hütten sind wieder belegt, derzeit haben wir 16 Mitglieder“, freut er sich über die gelungene Wiederbelebung. Neben den Kindern besuchen Senioren aus dem Paul-Gerhardt-Haus die Tiere. Schwarz: „Man kommt ins Gespräch. Die vielen neuen Eindrücke tun den Menschen gut, das darf man nicht unterschätzen.“ Wahlstedter steuern den RGZV wieder an: Mittlerweile steuern viele Wahlstedter auf Spaziergängen wieder die Anlage an. „Großeltern mit ihren Enkeln, Familien – noch vor ein paar Monaten war hier nichts los, nun haben wir Tage, an denen sind bis zu 20 Besucher hier“, setzt Schwarz darauf, dass das auch so bleibt. Demnächst ziehen die Hochbeete der „Wölfe“ an die RGZV-Anlage um. Sie müssen dem neuen Erweiterungsbau weichen, „Wir dachten schon, wir müssten sie abreißen, aber jetzt bekommen sie hier einen neuen Platz“, sagte Susanne King freudestrahlend. Von Heike Hiltrop

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