Tiny-Häuser Statt Eigenheim: Bad Segeberg möchte Flächen anbieten

Häuschen-Träume könnten hier bald Wirklichkeit werden. Die Stadt Bad Segeberg habe per Vorkaufsrecht eine Fläche erworben auf der eine Tiny-Haus-Siedlung entstehen könnte, teilte Bürgermeister Dieter Schönfeld (SPD) am Dienstagabend in der Stadtvertretung mit. Einstimmig schlossen sich alle Politiker dem Antrag der Freien Wählergemeinschaft BBS an, die sich schon seit fast einem Jahr dafür stark macht, dass die Stadtverwaltung Flächen zur Umsetzung einer Tiny-House-Siedlung, für ökologischen Wohnungsbau und für Mehrgenerationenhäuser prüft und auflistet. Bislang wurde das Thema wegen der Corona-Krise oft von der Tagesordnung genommen. Aber nach LN-Recherche sind diese Pläne offenbar schon sehr konkret, es geht dabei um eine Fläche an der Straße Bornwischen, die die Stadt erworben haben soll. Es seien aber noch einige rechtliche Dinge zu klären, erfuhren die LN. Hier ist in bester Lage mitten in einem Wohngebiet Platz für die Errichtung von Tiny-Häusern. Es handelt sich dabei um ein größeres Areal, das früher zur Gemeinde Gottes gehörte und von ihr auch als Spielfläche für Kinder genutzt wurde. Die Lage ist optimal, in fußläufiger Entfernung zum Großen Segeberger See. BBS ist Bürgermeister Dieter Schönfeld dankbar: Der BBS sei Bürgermeister Dieter Schönfeld „sehr dankbar“, dass er jetzt Nägel mit Köpfen macht und den Projekt-Vorschlag zügig umsetzen möchte, betonte BBS-Fraktionsvorsitzender Jürgen Niemann gegenüber den LN. Für Niemann könnte das Projekt in Bad Segeberg sogar „einen Leuchturm-Charakter“ bekommen. Denn das Interesse in der Bevölkerung an Tiny-Häusern sei riesig, habe er festgestellt. Der BBS sei von Bürgern oft darauf angesprochen worden. Kein Wunder: In Bad Segeberg gibt es derzeit keine Flächen für Eigenheime. Und das Areal an der Straße Bornwischen eignet sich auch deshalb gut für die Minihäuser, weil hier kein Keller gebaut werde. Denn tief im Boden werden Altlasten vermutet. Auf der früher ausgebeuteten Torffläche wurden nämlich bis in die sechziger Jahre vermutlich Hausmüll und Bauschutt abgelagert und in den siebziger Jahren mit Erde zugeschaufelt. Vor vier Jahren berichtete Anlieger Günther Gathemann den LN von seinen Recherchen bei Zeitzeugen zu dem Thema. Mini-Häuser auch für den kleinen Geldbeutel: Wie viele Tiny-Häuser an der Straße Bornwischen aufgebaut werden könnten, wurde den Stadtvertretern noch nicht mitgeteilt. Es dürften nur Mini-Parzellen sein. Die Häuschen bieten zum Beispiel auf nur 28 Quadratmetern alle Annehmlichkeiten eines Eigenheims – aber eben mit extrem wenig Platz. Doch gerade das ist beliebt: Im Vergleich zu den weiter explodierenden Preisen für Einfamilienhäuser auch älterer Bauart kostet ein neues Mini-Haus nur mehrere Zehntausend Euro. Denkbar wäre es, das Tiny-Haus-Besitzer nur eine Fläche pachten. Schon vor fast einem Jahr vermutete Niemann, dass die Nachfrage so groß sein werde, dass es bei der Stadt „Wartelisten geben werde“. Niemann: „Bad Segeberg ist nicht mehr nur interessant für Hamburger, sondern auch für Menschen, die in Lübeck keinen Wohnraum mehr finden.“ Notwendig sind jetzt ein Bebauungsplan, eine Parzellierung und die Erschließung des Geländes am Bornwischen. Denn so locker wie bei dem Bauwagen von Peter Lustig von der Kinderserie Löwenzahn gehe es nun mal nicht zu, warnen Experten. Auf Campingplätzen wie etwa in Klein Rönnau oder auch beim Großen Segeberger See in der Kreisstadt sind die dort schon aufgebauten Minihäuser oder Mobilheime ausdrücklich nur erlaubt, wenn die Besitzer dort nur einige Monate im Jahr wohnen. Dagegen wird das Wohnprojekt Bornwischen, ebenso wie bei einer normalen Eigenheimsiedlung, von vorn herein auf dauerhaftes Wohnen angelegt. Von Wolfgang Glombik