Toni Köppen: So bereitet sich Bad Segebergs neuer Bürgermeister vor

Es sind noch ein paar Monate hin, doch Toni Köppen ist schon mittendrin in den Vorbereitungen auf den Bürgermeister-Job in Bad Segeberg. „Einkaufen plus eine halbe Stunde“, sagt er, so viel Zeit muss er momentan im Supermarkt schon einplanen. Denn jeder, der etwas auf dem Herzen hat und ihn trifft, will das eben schnell mal loswerden. In der Stadt wird er von Mitarbeitenden des Bauhofes schon mal kritisch gemustert. Es dauert keine zehn Minuten, da kommt der erste Passant auf ihn zu. „Nur ganz kurz...“, sagt er. Diesmal geht es um verlassene Fahrräder im Stadtgebiet. Ist das Anliegen noch so simpel: „Ich bin mir für keine Antwort zu schade“, sagt Köppen. „Es hat ja doch ein anderes Gewicht, wenn der Bürgermeister nachhakt.“ Doch momentan könne er nur das sagen, was er tatsächlich weiß. Denn noch hat er diesen Einfluss nicht. Und noch weiß er viele interne Dinge nicht. Die erfährt er erst ab dem 4. Juni, seinem ersten Arbeitstag im Rathaus. „Aber die Leute dürfen nachfragen. Die viel besagte Bürgernähe lebe ich auch.“ Er will im Sinne der Einwohner Entscheidungen transparent machen. Und sind sie nicht in diesem Sinne, will er offen kommunizieren, warum. Ein Wahlkampfversprechen. Bürger „gefühlt umringt von Verboten“: „In Bad Segeberg ist man gefühlt umringt von Verboten. Sei es der Spielplatz in der Südstadt, Wassersport auf dem Großen Segeberger See oder die ausgegrenzte Jugend “, sagt er. Das soll anders werden, dafür setzt er auf alle Parteien. „Oft wird es emotional und das Fachliche geht verloren. Auf Landesebene können sie sich gern die Köpfe einhauen, aber auf Kreis- und Gemeindeebene hat das nichts zu suchen.“ In einigen Bereichen soll es sofort spürbare Veränderungen für die Bürger geben. Da kommt wohl auch der IT-Profi durch: Parkgebühren per Handy zahlen oder eine Mängel-App, mit der Einwohner Missstände melden können. Das sieht er weit vorn. Und das Rathaus soll besser erreichbar werden. „Ich habe den Eindruck, da hat man ein Stück weit resigniert. Von den Leuten wird das medial zerrissen. Man hat das Gefühl: Da ist gar keiner.“ Dafür brauche man nicht mal viel Geld. Viel Lektüre, viele Gespräche: Die Bandbreite an Themen und Ansprechpartnern ist riesig. Und so nimmt er schon jetzt an politischen Sitzungen teil. Oder besorgt sich Unterlagen, die verfügbar sind. „Ich bin derzeit viel mit Lektüre und Gesprächen beschäftigt“, erzählt er. Etwa zu Rechten und Pflichten eines Bürgermeisters, Gesetzestexten wie der Landesverfassung. Zu aktuellen Vorhaben. Oder zu den „Nebenjobs“, die er kraft Amtes noch dazu bekommen wird – wie den Vorsitz des Aufsichtsrates der Karl-May-Spiele. Doch die Menschen sind ihm das Wichtigste, auch wenn es nur ein schneller Kaffee zum Kennenlernen ist: „Es wäre fatal, wenn ich im Juni erst damit anfangen würde und keiner weiß: ,Wer ist das überhaupt?’“ Auch wenn er noch nicht Zugang zu allen Informationen hat, „kann ich trotzdem eine Meinung haben“, sagt Köppen. Denn wichtige Entscheidungen werden noch vor seiner Amtszeit getroffen, etwa was mit den Karl-May-Spielen passiert. Die Auswirkungen wird er aber später zu spüren bekommen. Bei anderen Vorhaben stellt er sich die Frage, inwieweit er noch Einfluss nehmen kann, zum Beispiel auf die Bebauung auf dem Schützenhof-Areal, das Anwohner in Sorge versetzt. Kreistagsmandat bis Ende Mai: Nicht nur Bürger suchen den Kontakt, sondern auch Offizielle von Unternehmen und Verbänden. Wohnungsbau mit der Wankendorfer, Service des Stromversorgers EWS oder die Wassersportler vom Segeberger See, Stichwort Stand-Up-Paddling-Verbot – Aufgaben warten reichlich. Gleichzeitig noch im Kreistag zu diskutieren, kommt für ihn deshalb nicht infrage. Sein Mandat als Abgeordneter der Wählergemeinschaft Wi-Se will er Ende Mai abgeben. Sein rechtmäßiger Nachfolger wäre der Kalkberg-Kaffeeröster Tim Schnoor. Hier sei man in Gesprächen. Am 11. Mai wird Köppen in der Stadtvertretung vereidigt. Seine IT-Führungsposition hängt er nur einen Tag vor Amtsbeginn, am 3. Juni, an den Nagel. Den Urlaub will er vorher nehmen. „Da muss man sich nichts vormachen, danach ist erst mal keine Zeit dazu.“ Noch im gleichen Monat steht die Verbandsversammlung des krisengebeutelten Wege-Zweckverbandes an. Was sich an seinem Alltag am meistern verändern wird? „Das wird anders als Homeoffice“, sagt er schmunzelnd. Doch Spaß beiseite: „Ich werde für meine Familie nicht mehr so großzügig zur Verfügung stehen“, sagt der Seekamper. „Ich bin vor allem wieder mehr unter Leuten und an einem zentralen Standort. Aber dieses Amt geht nur so: direkt bei den Leuten.“ Von Irene Burow