„Überfüllung“: Wege-Zweckverband Segeberg schließt Deponie in Tensfeld

In den vergangenen Jahren hat es viele unterschiedlichen Angaben über den Verfüllgrad und damit die Laufzeit der Mülldeponie in Damsdorf/Tensfeld gegeben. Im vergangenen Jahr kam dann die Hiobsbotschaft: Die Deponie ist nicht nur voll, sondern bereits übervoll. Am Montag untersagte der Wege-Zweckverband (WZV) alle weiteren Einlagerungen. Ganz freiwillig kam dieser Schritt nicht. Der WZV kam damit einer möglichen Anordnung des Landesamts für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR) zuvor. Auch wenn der WZV seine Verbandsmitglieder erst am Montag über die Anhörung durch das LLUR und die angedrohte Stilllegung der Deponie informierte, wurde das Verfahren offenbar nicht überraschend in Gang gesetzt. „Wir hatten den WZV bereits im September letzten Jahres darauf hingewiesen, dass das Erreichen des genehmigten Ablagerungsvolumens die umgehende Stilllegung einer Deponie zur Folge habe und aufgefordert, uns Informationen zum Verfüllungsgrad der Deponie vorzulegen. Die Frist dafür haben wir auf Antrag des WZV einmal um zwei Monate verlängert“, teilte Martin Schmidt, Sprecher des LLUR, auf LN-Anfrage mit. Deponieabfälle sollen über Recyclinghöfe angenommen werden: Die Handlungsnotwendigkeit habe sich vor allem dadurch ergeben, dass das genehmigte Ablagerungsvolumen erreicht, inzwischen sogar überschritten worden sei. Für den aktuellen Ablagerungsbetrieb habe dadurch der erforderliche Planfeststellungsbeschluss gefehlt, so der LLUR-Sprecher weiter. Die Anordnung werde nach Abschluss der Anhörung fertiggestellt und erst dann wirksam. Die Anhörungsfrist beträgt einen Monat. Der Schließung der Deponie kam der WZV nun bereits am Montag zuvor. Die Deponie zwischen den Gemeinden Damsdorf, Tensfeld und Tarbek wurde im Juli 1992 ursprünglich für Haus- und Gewerbeabfall in Betrieb genommen. Seit Juni 2005 werden nur noch vorbehandelte Abfälle wie Verbrennungsschlacken eingelagert. Die Ablagerungsfläche ist 16 Hektar groß und hat ein Gesamtvolumen von 2,8 Millionen Kubikmetern. Das Gesamtvolumen ist nicht nur erreicht, sondern teilweise bereits überschritten. Im vergangenen Jahr sind auf der Deponie in Damsdorf/Tensfeld rund 5000 Megagramm Abfälle eingelagert worden, was rund 5000 Tonnen entspricht. Bei den eingelagerten Abfällen handelte es sich 2020 nach Angaben des WZV überwiegend um Baustoffe auf Gipsbasis (rund 40 Prozent), Asbest (rund 20 Prozent), Kanalabfall (rund 15 Prozent), Schlacken (10 Prozent) und Dämmmaterial (10 Prozent). Nachteile für die WZV-Kunden soll es nicht geben. „Der WZV beabsichtigt, die Abfälle weiterhin über die Recyclinghöfe beziehungsweise den Containerdienst anzunehmen und in geeigneten Drittanlagen zu entsorgen“, teilte Verbandsvorsteher Peter Axmann mit. Dass die jetzige Anhörung und mögliche Schließung der Deponie durch das LLUR negative Auswirkungen auf das beabsichtigte Planfeststellungsverfahren für die Aufstockung der Deponie haben könnte, glaubt Axmann nicht: „Nach derzeitiger Einschätzung ist das nicht der Fall. Die Position des LLUR würde, falls sie zutreffend ist, allenfalls ein weiterer Beleg für die Sinnhaftigkeit der Deponieerhöhung sein.“ WZV-Verbandsvorsteher hofft auf Deponieerweiterung: Für eine mögliche Aufstockung der Deponie Tensfeld hatte der WZV bereits verschiedene Varianten ausgearbeitet. Diese reichen von einer Anhebung um zwei Meter mit 181 000 Kubikmetern zusätzlichem Verfüllvolumen bei einer Endhöhe von 66,5 Metern bis hin zu einer Maximallösung mit 1,8 Millionen Kubikmetern zusätzlichem Verfüllvolumen bei einer Endhöhe von 93,3 Metern. Sollte das LLUR zu einer anderen Auffassung kommen, hätte das auf jeden Fall finanzielle Auswirkungen auf die WZV-Kunden. Peter Axmann: „Eine erweiterte Füllmenge würde positiv auf die Erwirtschaftung der für die Abdeckung und Nachsorge der Deponie erforderlichen Kosten wirken. Die Maßnahmen müssten sonst anderweitig finanziert werden.“ Konkrete Alternativplanungen aber gebe es zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht. Deponie Tensfeld: Das Sorgenkind des WZV: Die Deponie ist und bleibt das Sorgenkind des Segeberger Abfallentsorgers. Ihr Volumen und auch die Kosten für die Deponienachsorge wurden zu einem Spielball, wie er gerade gebraucht wurde. Von einer Laufzeit bis 2045 war zuerst die Rede, dann sollte die Deponie bis 2035 ausreichend sein, dann bis 2030 und im vergangenen Jahr gab es dann ein zweifaches böses Erwachen: Die Deponie ist nicht nur voll, sondern bereits übervoll, und anstatt 30 Millionen Euro soll die Nachsorge 56 Millionen Euro kosten, rund 24 Millionen Euro mehr als gegenwärtig dafür vorhanden sind. Die Verbandsbürgermeister fielen aus allen Wolken. Mit einem blauen Auge könnte der WZV aus der Misere nur herausgekommen, wenn das LLUR einer Aufstockung der Deponie zustimmt. Derzeit arbeitet der WZV an einem entsprechenden Planfeststellungsverfahren, mit dessen Beantragung aber erst Ende 2021 zu rechnen ist. Der WZV ist bisher zuversichtlich, dass das LLUR einer Aufstockung zustimmen wird. Von Petra Dreu