Um keine Bäume zu fällen: Bad Segeberg will Wanderwege auflösen

Manchen Baumfreund treibt es die Tränen in die Augen, wie viele Eschen am Bruchweg westlich vom Ihlsee für die Sicherheit der Spaziergänger fallen mussten. Rund 200, dazu noch einige abgestorbene Eichen, hat der Forstbetrieb Wittek in den vergangenen Wochen abgeholzt. Die kranken Bäume stellten eine Gefahr dar. „Das war allerhöchste Eisenbahn, dass die wegkommen“, sagt Forstwirt Sven Dammann. Auch wenn es teilweise wie ein Kahlschlag wirkt. In der kommenden Woche wollen er und sein Kollege mit den Fällarbeiten fertig sein, dann kann der Weg wieder freigegeben werden. Die Bäume bleiben als Totholz im Naturschutzgebiet liegen. Der Klimawandel mit seiner extremen Trockenheit auch in diesem Jahr macht Bad Segebergs Naturschutz- und Naherholungsgebiet zu schaffen. Erst der Wanderweg entlang der Trave, dann der Bruchweg – und damit ist noch lange nicht Schluss. Einen kleinen lauschigen Weg zwischen der Straße Am Ihlsee und dem Geländeplatz der Reiter sowie einige Strecken im Ernst-Wittmark-Park Richtung Stipsdorf hat Bad Segebergs Verwaltung dabei besonders im Auge. Sie brachte nun eine Idee vor, die im Bauausschuss auf wenig Gegenliebe traf: Die Auflösung zweier Wanderwege bei gleichzeitiger Entfernung von Bänken und Mülleimern. Der Charme daran sei, so Bauamtsleiterin Antje Langethal, dass die Stadt sie nicht mehr instand halten müsse und auch nicht in die Pflicht genommen werden könnte, falls abbrechende Äste Passanten träfen. Waldwege: betreten auf eigene Gefahr: „Die Verkehrssicherungspflicht entfällt. Es ist ein Versuchsballon, um nicht noch mehr Bäume fällen zu müssen“, argumentierte sie. Denn, so deutete Langethal an, einige alte Buchen dort bereiteten Sorgen und müssten über kurz oder lang ebenfalls weggenommen werden, wenn die Stadt weiter die Verantwortung für die Wege tragen müsse. Ein ganz normaler Waldweg hingegen werde von Spaziergängern auf eigene Gefahr genutzt. Die Grünen und die SPD im Bauausschuss wollten den Testballon steigen lassen, doch mit der siebenstimmigen Mehrheit von BBS und CDU bleibt er am Boden. Bürgermeister Dieter Schönfeld (SPD) wies darauf hin, dass der Beschluss das Fällen von Bäumen bedeute. Den Vorwurf, dass die Entwidmungs-Gegner damit für das Abholzen von Bäumen seien, wiesen diese entschieden zurück. „Wir sind der Meinung, der Wald ist ein auch für den Tourismus wichtiges Naherholungsgebiet. Wir sollten ihn so weit wie möglich erhalten“, betonte Ralf Schaffer (BBS). „Wir sind nicht für ein Fällen von Bäumen, sondern für den Erhalt der Wanderwege“, konterten CDU und BBS scharf. Schaffer: „Wenn dort kranke Bäume stehen, dann müssen sie auch gefällt werden, wenn die Wege aufgelöst sind.“ 3 Kilometer lang ist die Strecke rund um den Ihlsee, nahe dem Wasser geht es durch den Ihwald. 5 Kilometer lang ist die Stecke, wenn ein Rundgang bis zur Trave eingeplant wird. 6 Kilometer lang ist die Wanderroute, die den Stadtkern umrundet, entlang des Ihlsee-Westufers und die Trave führt. 8 Kilometer misst die Tour rund um den Großen Segeberger See. Das letzte Wort liegt damit nun bei der Stadtvertretung, die am Dienstag, 29. September, im Bürgersaal des Rathauses von 18.30 Uhr an zusammenkommt. Von Heike Hiltrop