Umstritten: Wahlstedt streut einen Waldweg im Segeberger Forst mit Salz

Bei jedem Schritt knirscht der Schnee unter den Füßen. Ein paar Wildspuren lassen erahnen, dass Rehe, Kaninchen und andere Tiere unterwegs sind, auch wenn sie sich nicht blicken lassen. Das erwarten Spaziergänger, die im Segeberger Forst unterwegs sind. Wer jedoch über den Provinzweg in den Arkowald stiefelt, der wird überrascht sein. So wie Alfred Kzionska: Hier, mitten in der Natur, ist die Strecke vom Bauhof der Stadt Wahlstedt mit Streusalz freigemacht worden – bis zum Hundeauslauf. Kritik von Spaziergängern und BUND: „Das ist schädlich für Tiere und Natur. Das hat hier im Wald nichts zu suchen“, ärgert sich der Spaziergänger. „Einer meiner Hunde hat schon Probleme an den Pfoten. Den Schnee beiseitezuschieben, das hätte völlig ausgereicht.“ Bis vor einigen Tagen hätten Sand und Splitt hier für mehr Grip beim Laufen gesorgt. Dass die Stadt nachgesalzen hat, sei unnötig gewesen, sind sich auch andere einig, die den Hundeauslauf nutzen. „Keine flächige Ausbringung“: Normalerweise räumen die Schleswig-Holsteinischen Landesforsten die Waldwege nach Bedarf mit einem Schlittenpflug, heißt es dort auf LN-Nachfrage. Im Segeberger Forst seien das alles in allem rund 30 Kilometer. Wo es notwendig werde, kämen Sand und Splitt zusätzlich zur Anwendung, so Sprecher Ionut Huma. Für ihn seien die bummelig 200 Meter Streusalzstrecke vom Parkplatz am Alter Barker Weg ein „geringer Umfang“ und für Natur und Wildtiere kein Problem. „Es hat dabei keine flächige Ausbringung gegeben“, betont er. BUND übt scharfe Kritik: Das Bundes-Umweltamt warnt dagegen auf seiner Internetseite vor dem Einsatz von zu viel Streusalz, da es für Bäume und andere Pflanzen, Tiere, Gewässer sehr schädlich sei. Und erst im November war in einer groß angelegten Aktion der benachbarte Grundfoswald per Helikopter gekalkt worden, weil der pH-Wert des Bodens zu schlecht geworden war. Auch von der Kreisgruppe Segeberg vom Bund für Umwelt- und Naturschutz, BUND, hagelt es scharfe Kritik: „Das ist absolut unvernünftig und sollte unterlassen werden, das wissen wir doch alle“, wettert Klaus-Dieter Haß. „Von so einem Unsinn höre ich zum ersten Mal, nur weil Leute da mit ihren Hunden langgehen. Jeder weiß, dass konzentriertes Salz nicht gut ist für Pflanzen.“ 1,6 Millionen Tonnen Streusalz werden laut Statistik durchschnittlich bundesweit ausgebracht. Bei zu hohem Salzgehalt im Boden werden wichtige Nährstoffe ausgewaschen, das erschwert der Pflanze das Aufnehmen beispielsweise von Wasser. Die Feinwurzeln von Bäumen können angegriffen werden, so dass es zu Mangelversorgung kommt. Verkehrssicherungspflicht gibt es auch im Wald. Normalerweise ist das Betreten auf eigene Gefahr. Doch wenn Angebote wie Trimm-Dich-Pfade oder ähnliches geschaffen werden, dann müssen Gefahren, die für einen Benutzer nicht oder nicht rechtzeitig erkennbar sind und auf die er sich nicht einstellen kann, beseitigt werden. So müssen morsche oder kranke Bäume, von denen durch abbrechende Äste Gefahren ausgehen und die an gekennzeichneten Wanderwegen liegen, gefällt oder stark beschnitten werden. So wie die Eschen am Ihlwald und Trave-Wanderweg in Bad Segeberg zum Beispiel. Waldweg war vereist: Die Stadt rechtfertigt den Einsatz mit der Verkehrssicherungspflicht. Dort, wo es verstärkten Publikumsverkehr gebe, müsse für dessen Sicherheit gesorgt werden. Das gelte mit Blick auf den Hundeauslauf nahe der Stadt auch an dieser Stelle. An den ähnlichen Flächen bei Bockhorn und Glashütte wird durch die Schleswig-Holsteinischen Landesforsten hingegen lediglich der Schnee geräumt und Sand beziehungsweise Splitt gestreut. Streusalz kommt im Forst also nicht zum Einsatz. Die Strecke am Arkowald sei jedoch durch den Wintereinbruch extrem vereist gewesen, argumentiert Wahlstedts Bauamtsleiter Torsten Maaß. Für den Bürger verboten: Dabei verbietet die Stadt ihren Bürgern den Streusalzeinsatz, wie es in der Straßenreinigungssatzung unter Paragraf 3, Absatz 2 zu lesen ist: „Bei Eis- und Schneeglätte ist mit abstumpfenden Stoffen wie Sand oder Granulat zu streuen.“ Die Verwendung von Salz sei nur in besonderen klimatischen Ausnahmefällen wie Eisregen und an besonders gefährlichen Stellen wie Treppen oder Rampen erlaubt. „Baumscheiben und begrünte Flächen dürfen nicht mit Salz oder sonstigen auftauenden Materialien bestreut, salzhaltiger oder sonstige auftauende Mittel enthaltender Schnee darf auf ihnen nicht abgelagert werden“, heißt es dort weiter. Lesen Sie auch Segebergs Salzlager platzen aus allen Nähten: Kommt am Wochenende der große Schnee? Der Schnee kann kommen: Bastler aus Rehna baut sich sein eigenes Räumfahrzeug „Die Landesforsten haben uns gebeten das abzustumpfen. Darum sind wir mit einem Splitt-Salz-Gemisch eingesprungen“, ist Maß sicher, dass es keine andere Möglichkeit gegeben hat. „Die einzige Alternative wäre gewesen, den Weg und den Auslauf abzusperren und zu schließen.“ Von Heike Hiltrop