Unterricht trotz Quarantäne: So meistert die Burgfeld-Schule den Corona-Ausbruch

Für die Schule am Burgfeld kam es vergangene Woche Schlag auf Schlag. Am Dienstag wurden die ersten zwei Schüler positiv auf eine Corona-Infektion getestet. In den nächsten Tagen folgten weitere Fälle. Am Ende waren sechs Schüler aus drei neunten und zwei zehnten Klassen betroffen. Da auch Kontaktpersonen in Quarantäne mussten, waren zeitweise der ganze neunte Jahrgang, zwei zehnte Klassen und elf der insgesamt 65 Lehrer unter Quarantäne. Und auch wenn nicht alle gleichzeitig betroffen waren, wurde der Corona-Ausbruch für die Schule so zu einem echten Härtetest. Noch nie war eine Schule im Kreis Segeberg so stark von der Pandemie betroffen. Kann Unterricht auch bei einem solchen Corona-Ausbruch weiter funktionieren? Ja, das hat die Burgfeldschule gezeigt. Unterricht über den Bildschirm: Die Wunderwaffe heißt „WebWeaver“. „Wir und auch andere Schulen haben diese Online-Kommunikationsplattform zu Beginn dieses Schuljahres eingeführt“, berichtet Schulleiter Rüdiger Nelson. Es war eine Reaktion auf die Erfahrungen mit der Corona-Krise vor den Schulferien. Das datenschutzkonforme Onlinetool ermöglicht neben Daten- und Informationsaustausch, E-Mail- und Messengerfunktionen auch Videokonferenzen. Und genau die kommen jetzt zum Einsatz. Lehrerin Luisa Bodenstein berichtet: „Unsere Klassenzimmer waren bereits vor der Pandemie mit Computern und Beamern ausgestattet, sodass sich Lehrkräfte nun digital in das Klassenzimmer schalten lassen können und über Lautsprecher auch kommuniziert werden kann.“ Das bedeutet: Die Lehrer in Quarantäne fallen nicht aus, sondern sie konnten ihre Klassen, die in der Schule saßen, weiter von zuhause aus über den Bildschirm unterrichten. Verbindlicher Digital-Unterricht: Eine der Lehrerinnen ist Sybille Kreysch. „Es ist unglaublich, wie viel sich in den letzten Monaten getan hat. Vor einem Jahr hätte ich mir niemals vorstellen können, in dieser Form zu unterrichten“, erzählt die Lehrerin und lobt zugleich ihre Klassen: „Ohne die Mitarbeit der Schüler, die mich eigenständig pünktlich zum Stundenanfang über die Videokonferenz in den Unterricht dazu schalten, wäre ein solcher Unterricht nicht möglich.“ Das Ganze funktioniert auch andersherum: Lehrer unterrichten aus dem Klassenraum und die Schüler in der Quarantäne schalten sich per Videokonferenz dazu. Eine technische Spielerei ist das längst nicht mehr. „Die Schüler müssen teilnehmen, das ist verbindlicher Unterricht“, erklärt Nelson. Kein gleichwertiger Ersatz: Dennoch ersetzt der Digitalunterricht für die Schüler nicht den persönlichen Unterricht. „Ich sehe den Fernunterricht sehr kritisch, obwohl ich die Mühe, die unsere Lehrer investieren, sehr zu schätzen weiß. Ich finde, dass man nur dann wirklich etwas lernen kann, wenn tatsächlich ein Lehrer anwesend ist“, sagt Lina Blunck (18) aus der 12a. Ihr Klassenkamerad Konstantin Wenning (17) sieht das nicht ganz so kritisch: „Unsere Lehrer sind sehr bemüht, trotz der Umstände mit uns Unterricht zu machen und uns etwas beizubringen. Klar ist aber auch, dass Rückstände bei der Digitalisierung nicht über Nacht verschwinden, weil man erkannt hat, dass es in diesem Bereich Probleme gibt.“ Trotzdem finde er es gut, dass man über Videokonferenzen in Kontakt mit den Lehrern bleibe und den Anschluss nicht verliere. Technische Voraussetzungen noch nicht ausreichend: Die technischen Rückstände sind auch etwas, das Schulleiter Nelson noch Sorgen bereitet. „Die technischen Voraussetzungen sind längst noch nicht ausreichend. Wir müssen immer damit rechnen, dass das W-Lan oder ein PC nicht funktioniert. Ein Kollege rennt fast den ganzen Tag durch die Schule, um die Router wieder hochzufahren.“ Deshalb dämpft der Schulleiter auch die Erwartung. Mit dem Online-Unterricht konnte der Corona-Ausbruch vielleicht noch überbrückt werden. „Im Falle einer erneuten Schulschließung könnten wir aber nicht den gesamten Unterricht digital aufrechterhalten. So weit sind wir noch nicht“, sagt Nelson. Digitalisierung bringt Vorteile: Trotzdem hat die Krise für den Schulleiter in jedem Fall auch eine positive Seite. Corona sei auch der Katalysator, der die Digitalisierung an den Schulen jetzt voranbringe. „Wir kommen an der Digitalisierung nicht vorbei und jetzt bewegt sich endlich was“, sagt Nelson. Für ihn ist die Online-Plattform nicht nur etwas für Krisenzeiten, sondern sie bietet auch ganz viel Potenzial für den normalen Unterricht. „Wir können den Unterricht darüber mit weiteren Medien bereichern, Hausaufgaben oder Projektarbeiten darüber organisieren. Wir können alles auf einer Plattform vereinen.“ Dass Schüler ihre Hausaufgaben oder Arbeitsblätter zuhause vergessen, das gebe es dann nicht mehr. Fortbildungen helfen Lehrern: Der Geschwindigkeit, mit der die Corona-Krise die Digitalisierung auch an den Schulen vorantreibt, kann natürlich auch bei den Lehrern nicht jeder sofort folgen. „Das wäre vermessen zu sagen, dass alle gleich gut damit klarkommen. Kollegen, die nicht jeden Tag im Internet unterwegs sind, tun sich natürlich noch schwerer. Es ist ja auch alles sehr komplex“, sagt Nelson. Es werde also noch eine Weile dauern, bis alle souverän damit umgehen könnten. Aber man arbeite daran. Schulinterne Fortbildungen und Kollegen, die als Multiplikatoren dienen und die anderen bei Fragen unterstützen, helfen dabei. Und auch mit dem schnellen W-Lan soll es irgendwann klappen. „Die Verträge sind schon unterschrieben“, sagt Nelson. Von Sven Wehde