Uwe Menke (81), Altbürgermeister von Bad Segeberg ist gestorben

Er war eine Persönlichkeit, die die Stadt Bad Segeberg erheblich geprägt hat. Alt-Bürgermeister Uwe Menke ist vergangene Woche in der Nacht von Donnerstag auf Freitag im Alter von 81 Jahren gestorben. Das bestätigte die trauernde Familie am Dienstag den LN. Uwe Menke hat in seiner Amtszeit von 1979 bis 1985 als Bürgermeister Bad Segeberg nachhaltig geprägt. So gilt er als Macher, politisches Schwergewicht, der sich auch gegen politische Widerstände durchsetzte. Er war alles andere als ein politischer Leisetreter. Menke war schlagfertig humorvoll, manche bekamen auch etwas von seinem schwarzen Humor ab. Aus seiner Abneigung gegen „Rote Socken“ machte er jedenfalls nie ein Hehl. Sozis brauchten hohe Frustrationstoleranz: Rote und Schwarze schenkten sich damals nichts im Bad Segeberger Rathaus. Damit verglichen sind heutige Debatten in der Stadtvertretung eher „Ponyhof“. Sozi im Rathaus zu sein, das ging zu Menkes Amtszeit nur mit hoher Frustrationstoleranz. Damals waren sich Parteien spinnefeind. Bürgermeister Menke mittendrin. Entscheidungen gab es trotzdem: Menke gilt als Vater der Bad Segeberger Fußgängerzone. Gegen den Willen der hoffnungslos unterlegenen SPD-Fraktion setzte er damals den Verkauf der Bad Segeberger Stadtwerke an die Schleswag durch. Mit dem Erlös soll die Stadt damals den Bau der Fußgängerzone finanziert haben. Aus Sicht der SPD habe er damit „das Tafelsilber“ der Stadt verkauft. Über alle Parteigrenzen hinweg ist man ihm aber heute dankbar für eine andere Entscheidung: Uwe Menke hatte im Bürgermeisteramt maßgeblich die Gründung der Kalkberg GmbH vorangetrieben. Er gilt deshalb auch als „Retter der Karl-May-Spiele“. Denn die Spiele befanden sich damals in einer schweren Krise. Er gab den Akteuren so die nötige Beinfreiheit, um künstlerisch und wirtschaftlich zu agieren. Ein Christdemokrat durch und durch: Uwe Menke war seit 1962 Mitglied der CDU, mit Leib und Seele Christdemokrat. 1968 wurde er Kreisvorsitzender der Jungen Union, 1971 Schatzmeister im Landesverband. 1974 übernahm Uwe Menke den Ortsvorsitz des CDU Stadtverbandes Bad Segeberg. Von 1976 bis 1985 wirkte er als Kreisvorsitzender des CDU Kreisverbandes Segeberg. Der frühere Ministerpräsident des Landes Schleswig-Holstein (1963 bis 1971), Helmut Lemke, galt als Menkes Ziehvater in der Partei. Uwe Menke erlebte seine schwärzeste politische Stunde, als er trotz der absoluten Mehrheit der CDU in der Bad Segeberger Stadtvertretung bei der als sicher geltenden Wiederwahl als Bürgermeister durchfiel. Klaus Knütter, sein Gegenspieler beim SPD-Ortsverein, habe mit dem damaligen Oberbürgermeister von Kiel, Karl Heinz Luckhardt, die Strippen gezogen, um dessen Jugendamtsleiter Jörg Nehter nach Bad Segeberg zu holen. Die Kandidatur gelang. Am 4. Dezember 1984 konnte der parteilose Nehter mit Hilfe von CDU-Überläufern die meisten Stimmen auf sich vereinigen. In der SPD-Chronik ist von Freudentränen die Rede, von dem Ende der Zeit „der totalen Bevormundung“. Die CDU sei am Boden zerstört gewesen, sie legte Widerspruch gegen die Wahl ein. Das Oberverwaltungsgericht gab ihr recht. Aber in der Mehrzweckhalle des Städtischen Gymnasiums wurde Nehter 1985 nach ordentlicher Ausschreibung der Stelle vor 1000 Zuschauern von der Stadtvertretung zum Bürgermeister gewählt. Politisches Stehaufmännchen: Menke gab nie auf: Menke war ein politisches Stehaufmännchen. Nach seiner Abwahl in seiner Heimatstadt wirkte er von 1986 bis 1992 als Bürgermeister in der Stadt Heiligenhafen (Kreis Ostholstein). Die Niederlage im Bad Segeberger Rathaus kommentierte er vor 17 Jahren gegenüber den LN drastisch: „Wenn man sich in die Arena begibt, muss man damit rechnen, dass man darin umkommt." Auf die Perspektiven Bad Segebergs angesprochen, empfahl er der Stadt, Arbeitsplätze zu sichern. Auf gar keinen Fall hätte er in seiner Amtszeit das neue (teure) Rathaus gebaut, betonte er. Undenkbar wäre es für ihn auch gewesen, sein Büro, wie bei seinen Nachfolgern passiert, im alten Sitzungssaal aufzuschlagen. Nach der Wiedervereinigung verlegte Uwe Menke sein politisches Engagement nach Mecklenburg-Vorpommern, insbesondere als Kreisvorstandsmitglied der CDU Ludwigslust-Parchim und in der Kommunalpolitischen Vereinigung des Landes. Ab 2005 bis 2016 wirkte er als Landesgeschäftsführer der Senioren Union Mecklenburg-Vorpommern. Er sei Bad Segeberg immer verbunden geblieben und sei auch nie weggezogen, berichtet seine Tochter Kirstin Tödt den LN. Bis zuletzt sei er an der Politik in Bad Segeberg interessiert gewesen, schon weil sein Schwiegersohn Olaf Tödt (CDU) in der Kommunalpolitik ein führender Kopf ist. Bis zum Schluss politisch top informiert: Menke habe vier Tageszeitungen und politische Magazine gelesen. Ihm, dem politischen Schwergewicht, der Projekte auch gegen Widerstand durchsetzen wollte, sei heute Vieles zu seicht ohne klare politische Linie. In den vergangenen Jahren ließ er sich beim Eisbeinessen der Feuerwehr sehen oder bei der Stadtvogelschützengilde. Aus der aktuellen Politik hielt sich der Alt-Bürgermeister öffentlich aber komplett heraus. Uwe Menke war eine politische Kämpfernatur, aber privat war er ein fürsorglicher Familienvater, Ehemann und auch liebevoller Opa. Für ihn stand das Wohl der Familie immer ganz obenan, berichten die Töchter. Von Wolfgang Glombik