WZV Segeberg: Abfallgebühren steigen 2021 erneut an

Nach zwei satten Erhöhungen der Abfallentgelte von mehr als 32 Prozent in den Jahren 2018 und 2019, mit denen die Segeberger in ganz Schleswig-Holstein für die Abfuhr ihres Mülls am tiefsten in die Tasche greifen mussten, steht für 2021 die nächste Erhöhung an: Diese soll sich zwar „nur“ im einstelligen Prozentbereich bewegen. Wie lange es dabei bleibt, ist allerdings fraglich, denn beim WZV sind weitere kostenintensive Projekte in Planung. Eine lange Zeit schien es, als würden die Segeberger auf einer „Insel der Glückseligen“ leben – zumindest was die Abfallentgelte betrifft, die über Jahre nicht erhöht worden sind. Dann aber kam es knüppeldick: 14,4 Prozent mehr im Jahr 2018, weitere 17,7 Prozent mehr im Jahr 2019. Dritte Preisanhebung in vier Jahren: Dass nach einem Jahr Pause 2021 die nächste Erhöhung ansteht, überrascht dennoch. „Wir kommen nicht drumherum. Die Erhöhung allerdings wird moderat ausfallen und sich im einstelligen Bereich bewegen“, kündigte Verbandsvorsteher Peter Axmann in der letzten Sitzung des Abfallwirtschaftsausschusses an. Erörtert werden soll die Entgelterhöhung in den nächsten Sitzungen der Gremien. Endgültig beschließen sollen die Mitglieder der Verbandsversammlung in ihrer nächsten Sitzung am 15. Dezember. Entgelteinzug: Zum ersten Januar 2020 hat der WZV den Entgelteinzug von den Steuerämtern der Städte, Ämter und Gemeinden nach zahlreichen vorbereitenden Terminen mit den dortigen Mitarbeitern und vielen Monaten interner Arbeiten übernommen. Der Anfang sei etwas holprig gewesen, laufe inzwischen aber. Altkleider: Die Sammlung und Wiederverwertung von Altkleidern über im Kreisgebiet aufgestellte Container wurde laut WZV immer gern angenommen. Seit einiger Zeit jedoch sei der Markt für Altkleider praktisch zusammengebrochen. Der aktuelle Entsorgungsvertrag des WZV läuft noch bis Ende dieses Jahres. Die Stadtreinigung Hamburg habe ihre Container für Altkleider bereits eingezogen. Derzeit prüft der WZV Möglichkeiten, wie die Entsorgung von Alttextilien auch über den Jahreswechsel hinaus angeboten werden kann. Personelles: Durch den Ruhestand des bisherigen Abteilungsleiters für den Bereich Abfallanlagen werden dessen Tätigkeiten durch die Anlagenleiter Helmut Wachowitz (Schmalfeld) und Michael Labudda (Tensfeld) übernommen. Solange der Streit um den Recyclinghof Norderstedt noch nicht geklärt ist, ist diese Aufgabenverteilung allerdings noch nicht in Stein gemeißelt. Brand Recyclinghöfe: Im September fingen im Abstand von einer Woche Container auf den Reyclinghöfen Norderstedt und Bad Segeberg Feuer, die von WZV-Mitarbeitern aber schnell unter Kontrolle gebracht werden konnten. In beiden Fällen geht der WZV von in Brand geratene Lithium-Batterien aus, die leicht selbst entzündlich sind und Temperaturen von 1000 bis 2000 Grad Celsius erreichen können. Ob die nächste Erhöhung der Abfallentgelte eine lange Halbwertzeit haben wird, ist fraglich, denn für den WZV stehen in nächster Zeit weitere Ausgaben, Investitionen und Beraterhonorare an. Unter anderem sollen die 2005 eingeführten privatrechtliche Abfallentgelte in öffentlich-rechtliche Abfallgebühren umgewandelt werden. „Das sind zwei unterschiedliche Welten. Beide haben Vor- und Nachteile. Durch die steuerrechtlichen Neuregelungen aber müssen wir jetzt auf Gebühren umstellen“, erläuterte Axmann. Steht der nächste Beratungsmarathon bevor? Die Umstellung auf ein Gebührensystem aber sei komplex, deshalb müsse der WZV auf externe Berater zurückgreifen. Dabei soll es jedoch nicht bleiben, denn bei der Gelegenheit soll auch das ganze Abfallwirtschaftssystem des WZV unter die Lupe genommen und aufgefrischt werden. Bei der Aussicht dürften sich bei einigen Verbandsbürgermeistern die Nackenhaare kräuseln, denn das letzte große Beratungsprojekt zur WZV-Umstrukturierung erstreckte sich über mehrere Jahre und verschlang Beträge im siebenstelligen Eurobereich. Ein Trost: „Die Gemeinden wollen wir frühzeitig mit einbinden“, kündigte der Verbandsvorsteher an. Mit fast einer Million Euro muss der WZV zudem für das Chipping der 180 000 Mülltonnen im Kreisgebiet rechnen. Damit will der Abfallentsorger Schwarzbehältern auf die Spur kommen, die wiederum hohe Kosten verursachen, weil sie nicht angemeldet sind. Die Ausschreibung dafür werde zur Zeit vorbereitet. „Entscheidend ist dabei das optimale Gleichgewicht zwischen Aufwand und Kosten. Abgefragt werden sollen daher verschiedene Szenarien hinsichtlich des zu erreichenden Enddatums der Aktion“, sagte WZV-Abteilungsleiterin Katja Finnern. Wie schnell das Chipping umgesetzt werden könnte, steht offenbar noch in den Sternen. „Momentan werden verstärkt gelbe Säcke durch gelbe Tonnen ersetzt. Diese Firmen sind die gleichen, die auch das Chipping durchführen würden“ , erläuterte Axmann. Recyclinghof Schmalfeld soll ausgebaut werden: Auch in den Recyclinghof in Schmalfeld muss der WZV investieren. Zum einen sei das in die Jahre gekommene Sozialgebäude für die Mitarbeiter nicht mehr zumutbar. Zum anderen hat die Verbandsleitung strategische Überlegungen im Blick, den Recyclinghof auszubauen. „Wegen seiner räumlichen Nähe zu den Ballungsräumen Kaltenkirchen und Henstedt-Ulzburg ist Schmalfeld verkehrstechnisch viel günstiger gelegen als Bad Segeberg. Zweidrittel der Sammelmengen im gesamten Kreisgebiet fallen dort an. Es würde Sinn machen, auch dort einen Betriebshof zu haben“, zeigt sich der Verbandsvorsteher überzeugt. Für weitere Planungen jedoch gibt es ein Problem: Sollte die A 20 irgendwann mal fertiggestellt werden, zerschneidet die immissionsreiche Autobahn den nach den Vorgaben des Bundesimmissionsschutzgesetzes gebauten Recyclinghof in zwei Teile. Die Planungen für den Abfall-Umschlag, die Schaffung von Lagerflächen, Fahrzeugunterständen und erweiterten Sozialräumen und für eine optimierte Verkehrsführung dürften kompliziert werden. „Zunächst gilt es jetzt, ein kompetentes und im Bereich von Abfallanlagen und Betriebshöfen erfahrenes Planungsbüro zu finden“, sagte Peter Axmann. Weil bis zu einem möglichen Baubeginn noch etwas Zeit ins Land ziehen dürfte, soll für die nicht mehr zumutbaren Sozialräume zunächst eine Containerlösung geschaffen werden. Von Petra Dreu