Wege-Zweckverband setzt Findungsgruppe ein

In zwei Abwahlrunden hatten die Bürgermeister der 94 WZV-Mitgliedsgemeinden am 24. April und 29. Mai mit großer Mehrheit für das „Aus“ von Verbandsvorsteher Jens Kretschmer gestimmt, der immerhin 20 Jahre im Amt war. Nach außen ist inzwischen zwar Ruhe eingekehrt, aber hinter den Kulissen brodelt es noch immer. Grund dafür ist die Benennung von Kretschmers „rechter Hand“ Nis Nissen zum Geschäftsführer der WZV-Entsorgung, der Tochterfirma des Wege-Zweckverbandes. Diese Entscheidung sorgte für Unmut bei einem Großteil der Mitarbeiter. Aber auch längst nicht alle Bürgermeister sind damit einverstanden. Viele fordern seit Längerem eine „Runderneuerung“ an der Spitze des kommunalen Verbandes. „Das ist nur vorübergehend“, versucht Hans-Jürgen Kütbach die Wogen zu glätten. Er fungiert momentan als Stellvertreter des kommissarischen Verbandsvorstehers Gerd Lentföhr. Der wiederum weiß von den Vorbehalten von Mitarbeitern und Amtskollegen, hat aber in den vergangenen Wochen immer wieder die Loyalität des Justiziars versichert und dessen Einsatz für den WZV gelobt. Die Benennung Nissens als Geschäftsführer der WZV-Entsorgung begründet Hans-Jürgen Kütbach mit dem Handelsrecht. Anders als beim WZV sei es bei der GmbH nicht möglich, einen kommissarischen Geschäftsführer einzusetzen. „Jede GmbH ist verpflichtet, sobald sie einen Geschäftsführer abmeldet, einen neuen zu benennen. Andernfalls hätte es dazu kommen können, dass das Gericht zwangsweise einen Not-Geschäftsführer bestellt. Das wäre natürlich nicht in unserem Sinne gewesen“, führt Hans-Jürgen Kütbach weiter aus. Der Hauptausschuss setze alles daran, die vakante Stelle des Verbandsvorstehers so schnell wie möglich neu besetzen zu können. Bis dahin habe Nissen erweiterte Kompetenzen. „Danach aber hat er wieder seine alten Aufgaben“, versichert Kütbach. Dass die Besetzung des Geschäftsführers der WZV-Entsorgung mit Nis Nissen nur kommissarisch zu verstehen sei, sieht er in der bisherigen Beschlussfassung begründet. Bislang war Verbandsvorsteher Jens Kretschmer zeitgleich auch Geschäftsführer der WZV-Entsorgung. Diese Konstellation soll jedoch verändert werden. „Die Kritik, dass diese Vorgehensweise nur wenig transparent sei, kann ich verstehen“, erläutert Kütbach weiter. WZV und WZV-Entsorgung müssten entflochten werden. Dadurch kämen alle Stellen auf den Prüfstand. Dass es Vorbehalte der Mitarbeiter gegenüber der verbliebenen Verbandsspitze gebe, sei bekannt. In seinen Augen jedoch müsse die Situation in die Zeit vor und nach der Freistellung Kretschmers unterschieden werden. Er hoffe, dass sich alle daran gewöhnen würden.„Momentan sind wir dabei, Spannungen abzubauen, um so offen wie möglich sprechen zu können. Die Mitarbeiter wissen, dass sie vor uns kein Blatt vor den Mund nehmen müssen. Wenn es Diskrepanzen gibt, muss man daran arbeiten. Das heißt aber nicht: Nissen muss weg.“ Das jedoch sehen viele Mitarbeiter offenbar anders. Nach LN-Informationen haben sie den Hauptausschuss um ein klärendes Gespräch gebeten, an dem auf ihre Bitte hin Nissen nicht teilnehmen soll. Dessen Ausschluss begründen sie mit seinem Verhalten in der Vergangenheit, in der Kretschmer und Nissen stets als Einheit aufgetreten seien. „Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit kann es nicht mehr geben. Viele Kollegen denken offen über einen Wechsel nach“, sagte ein Mitarbeiter. Fehlendes Vertrauen führt auch Dietrich Herms, Bürgermeister von Klein Rönnau, an. „Der Justiziar hat oft genug bewiesen, dass er nicht mit offenen Karten spielt“, kritisiert Herms, der auf die richtige Weichenstellungen durch die Findungsgruppe hofft, die erstmals am heutigen Donnerstag tagt. Sie will erörtern, wie ein Nachfolger von Kretschmer gesucht werden soll. Der Findungsgruppe gehören neben Fachbereichsleitern, Personalvertretern und dem Hauptausschuss mehrere Bürgermeister und leitende Verwaltungsbeamte an, die zuvor ihr Interesse an einer Mitarbeit bekundet hatten. Von Petra Dreu

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