Wildpark Eekholt: Viele Einbußen, aber auch viele Spenden

In den vergangenen Tagen hat das Telefon im Wildpark Eekholt kaum stillgestanden. Die Menschen wollten wissen, wann sie wiederkommen können. Einige Tränen seien sogar geflossen, berichtet Geschäftsführer Wolf-Gunthram Freiherr von Schenck. „Wir haben große Zustimmung erfahren. An Spenden, aber auch an Zuspruch. Man merkt, den Menschen ist wichtig, was wir hier tun“, sagt er. „Das hat uns Mut gemacht.“ Dem Park sei unglaublich toll geholfen worden. Seit dem 16. März musste er geschlossen bleiben. In den fast fünf Wochen, die seither vergangen sind, fehlen rund 60 000 Besucher. „Hätte es uns im Winter getroffen, wäre es besser zu verschmerzen gewesen“, sagt von Schenck. Doch jetzt sei Hochsaison. Die meisten Einnahmen fließen im Frühjahr. Er schätzt die Einbußen momentan auf etwa eine halbe Million Euro. Im Bereich Schüler und Schulklassen habe sozusagen ein ganzer Jahrgang das Bildungsangebot verpasst. Enorme Spendenbereitschaft: Doch ganz allein stand und steht der Park nicht da. Viele Menschen blieben im Geiste bei den Tieren, ihren Pflegern und den Umweltpädagogen. Die Spendenbereitschaft ist enorm. Mehrere Zehntausend Euro sind schon zusammengekommen. „Das hätte ich nicht gedacht“, sagt der Geschäftsführer. Darunter Taschengeldspenden von fünf oder zehn Euro, eine Familie spendete 20 000 Euro. Ein Ende sei noch nicht zu erkennen. Das LN Corona-Update als Newsletter Alle News zum Coronavirus in Lübeck dienstags bis samstags gegen 7 Uhr im E-Mail-Postfach Aus diesem Grund haben die Parkbetreiber in den sozialen Netzwerken zur Wiedereröffnung um Augenmaß gebeten. Man wolle am Montagmorgen kein Wettrennen erleben, hoffe auf die Verteilung der Besucher über den ganzen Tag. Schließlich ist es auch ein Öffnen unter Auflagen. 12 000 Menschen habe diese Nachricht am Wochenende erreicht, 200 Kommentare folgten auf Facebook. Der Ansturm blieb aus; die Familien flanierten gelassen und freudig durch den Wald. Sie beobachteten wieder Störche und Fischotter, lasen Infotafeln und testeten das Gewicht eines Geweihs. Ab sofort gibt es Soforthilfe für Tierparks sowie Einrichtungen, die sich dem Natur- und Umweltschutz sowie der nachhaltigen Entwicklung widmen. Das Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung (Melund) stellt fünf Millionen Euro bereit. Den Einrichtungen wird das Antragsformular zugeleitet. Die Dokumente können auch per E-Mail an soforthilfe@melund.landsh.de angefordert und zurückgesandt werden. Die Soforthilfe ist mit Hilfen aus anderen Programmen kombinierbar. Zunächst müssen aber alle anderen Soforthilfen des Bundes, des Landes oder der kommunalen Körperschaften ausgeschöpft sein. Die Soforthilfe des Melund wird für maximal drei Monate als Zuschuss gewährt, der nicht zurückgezahlt werden muss. Anträge müssen bis spätestens 31. Mai 2020 gestellt werden. Umweltminister Jan Philipp Albrecht: „Es geht jetzt um eine schnelle Hilfe für Tierparks sowie Bildungseinrichtungen für den Naturschutz und die nachhaltige Entwicklung. Die Landesmittel werden helfen, Liquiditätsengpässe zu vermeiden und wirtschaftliche Perspektiven zu erhalten.“ Unter ihnen hat sich am Montag Schleswig-Holsteins Umweltminister Jan Philipp Albrecht (Grüne) ein Bild vom Wildpark gemacht. Es war sein erster Besuch in Eekholt. „Wir wollen zeigen, dass es möglich ist“, sagt er. „Wir brauchen jetzt Angebote für die Menschen. In Tierparks lässt sich das am besten realisieren.“ Dennoch sei das Infektionsrisiko damit nicht vom Tisch. Unter Auflagen sei das jedoch der richtige Schritt. Ob die Lockerungen beibehalten werden können, hänge von den kommenden Wochen ab. „Ob wir halten können, was wir uns vorgenommen haben“, so Albrecht. Die Neuinfektionen also auf einem erträglichen Level zu halten. „Ich bin froh, dass Schleswig-Holstein in dem Punkt voranprescht“, sagt Wolf-Gunthram Freiherr von Schenck und hofft auf eine Signalwirkung auf andere Bundesländer. Bei einem Spaziergang konnte sich der Minister von der Weitläufigkeit des Parks überzeugen. Zur gleichen Zeit hielten sich etwa 260 Personen auf der Fläche auf. „Wenn man sie auf 67 Hektar verteilt, wird klar: Wir haben mehr Platz als jeder Baumarkt“, erklärt ihm der Geschäftsführer. „Wenn man grob rechnet, sehen sich die Besucher nicht einmal.“ Keine öffentlichen Fütterungen: Einige Änderungen gibt es aber schon. Beispielsweise Hinweisschilder und Wegeführungen. Öffentliche Fütterungen und Flugvorführungen finden nicht statt. Am Eingang markiert Sprühfarbe den vorgeschriebenen Abstand zueinander und Mitarbeiter arbeiten hinter Plexiglas. Spielplätze und Streichelgehege sind gesperrt. Dem Gesundheitsamt wurde ein Hygiene- und Kapazitätenkonzept vorgelegt. Das Beschäftigungs- und Trainingsprogramm für die Tiere musste während der Schließzeit hingegen weitergehen. Es wurden gar Szenarien durchgespielt, sollte es im Team zu einer Corona-Infektion kommen – um eine Versorgung aller Tiere sicherzustellen. „Wir haben durchaus gefragt, wer im Wildpark übernachten würde“, sagt von Schenck. Das Wohl der Tiere stehe für alle an oberster Stelle. 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