Wintereinbruch: So arbeitet sich Segeberg durch den Schnee

Noch am Montagabend war in Sachen Winter im Segebergischen nur die Eiseskälte zu spüren, aber weit und breit kein Flöckchen. Dann fing es an zu schneien . . . und hörte den ganzen Tag nicht wieder auf. Noch in der Nacht zu Dienstag begann für die Männer der Bauhöfe in Bad Segeberg, Wahlstedt und andernorts die Schicht. Straßen und Wege frei machen und streuen: Räumfahrzeuge im Dauereinsatz. Kaum waren die weißen Massen beseitigt, legte sich wieder ein weißer Teppich auf alles. So wurde das Schneeschieben zur Sisyphusaufgabe. Die Menschen haben sich auf den lange angekündigten Wintereinbruch eingestellt. Bei „Gummi Hamann“ in Bad Segeberg sind die Spikes für Schuhe ausverkauft. Nachschub kommt erst in den nächsten Tagen. Die Schlitten sind aus Garage und Keller rausgeholt. Ob auf den Bundes- und Landstraßen oder der Autobahn 20: Es waren offenbar nur die unterwegs, die wirklich mussten. Kontrollierte Lkw mit Winterreifen unterwegs: Der Schwerlast- und Gefahrgut-Trupp vom Autobahnbezirksrevier Segeberg hatte sich zur Kontrolle an der B 205 auf einem Parkplatz postiert. Mit 28 Tonnen ungesicherten Stahlstangen war die Fahrt für einen Brummi hier zu Ende. Der obligatorische Reifencheck der Ordnungskräfte zeigte aber: Lkw-Fahrer haben sich auf das Wetter eingestellt und sind mit ordentlicher Winterbereifung unterwegs. „Bei dieser Witterung schaffen wir heute vielleicht zehn Schwerlaster“, sagte einer der Polizisten und konzentrierte sich wieder auf seine Aufgabe. „Die Lkw hier sind international unterwegs, da kommt es sehr selten vor, dass mal ein Reifen nicht in Ordnung ist.“ Zwar ist es verboten und gefährlich – doch irgendwie auch romantisch und ein Riesenspaß. Als sich am Dienstag auf den Straßen Quaals eine feste Schneedecke gebildet hatte, nahm ein Oldtimer-Traktor gleich mehrere Schlitten als Kette ins Schlepptau und tuckerte mit den Kindern durchs Dorf. Es sind halt besondere Zeiten. Wann gab es das zuletzt? Schneegestöber ohne Ende, deftiger Rodelspaß für die Kinder, aber andererseits auch liegengebliebene Fahrzeuge und Schneeräumfahrzeuge, die fast pausenlos unterwegs waren. Lesen Sie auch Überfüllung“: Wege-Zweckverband schließt Deponie in Tensfeld Tankstellenüberfall in Bad Segeberg aufgeklärt: Zwei Männer in Haft Bauhof hilft auch Grundstücksbesitzern: Auch Michael Karck, Leiter des Bad Segeberger Bauhofs, kann sich gar nicht mehr daran erinnern, wann seine Truppe so intensiv im Wintereinsatz gefordert war. Mehr als 20 Bauhof-Mitarbeiter waren seit 5 Uhr ständig dabei, städtische Straßen, Parkplätze, Radwege und Überwege an Ampeln von Schnee zu räumen. Karck: „Wir versuchen, die Hauptstraßen immer freizuhalten und vor allem die Busrouten sowie die Haltestellen.“ Zwei Räumfahrzeuge für die Straße, ein Trecker für die Parkplätze und zwei kleine Trecker für die Rad- und Fußwege waren im Einsatz. „Wir müssten eigentlich nicht jede kleine Straße räumen, aber bei diesen Schneemengen helfen wir auch den Grundstückseigentümern.“ Eine Straße wie den Kreutzkamp zum Beispiel hätten sonst die Hausbesitzer jeweils bis zur Fahrbahnmitte alleine zu räumen. Lastwagen saß fest und blockierte Kreisel: Auch in Notlagen war der Bauhof gefordert. Gegen 6 Uhr blieb ein Lastwagen in der Anhöhe beim Kreisel im Schnee stecken. Karck: „Wir haben alles darangesetzt, ihm mit den Streufahrzeug aus der Patsche zu helfen.“ Die Polizei meldete kaum Unfälle. Wenn, dann seien es nur Blechschäden gewesen. Frühmorgens hatte sich auf der B 206 Höhe Bimöhlen ein Lastzug festgefahren. Die Bergungsarbeiten dauerten mehr als zwei Stunden, teilte die Polizei mit. Schnee vom Bürgersteig nicht auf die Straße kippen: Alle scheinen jedoch ein bisschen aus der Übung zu sein im Umgang mit der weißen Pracht. Bauhof-Chef Karck empfiehlt den Bürgern, ihren Schnee nicht gänzlich vom Bürgersteig auf die Straße zu schieben, weil dann die Schneeräum-Fahrzeuge diesen wieder auf den Bürgersteig zurückwerfen müssten. Schon hätten sich Bürger beschwert. Besser sei es, einen Wall direkt an der Bordsteinkante aufzuhäufen, damit die Räumfahrzeuge ihren Schnee dagegendrücken können. Durch den knirschenden Schnee zu stapfen, das macht im Segeberger Forst auch bei der Menge noch Spaß. Doch die Landesforsten appellieren nachdrücklich an Waldbesucher, von denen es in der Pandemie viel mehr gibt als sonst, nicht die Wege zu verlassen und Hunde unbedingt anzuleinen. Das Wild fahre in dieser Zeit mit Futtermangel seinen Energieverbrauch herunter. Aufgescheuchte Rehe müssten an ihre Reserven gehen, was für sie gefährlich sei. „Hundebesitzern bieten wir mit den Hundewäldern Auslauf- und Freiflächen innerhalb der Landesforsten an“, sagt Timm Scherer, Direktor der Landesforsten. Am besten aber sei es für alle, Mensch und Tier gleichermaßen, wenn gerade in Corona-Zeiten der Wald mit noch mehr Augenmaß und Rücksichtnahme besucht werde. Von Heike Hiltrop und Wolfgang Glombik