Womo-Dinner beim „Mones“ in Bad Segeberg im Lockdown

Ein Restaurant-Besuch im kleinstmöglichen Format und auf Abstand: Die Besucher bringen Tisch, Stühle und nur die Liebsten mit, bestellen vor und lassen sich gute Küche direkt an den fahrbaren Untersatz reichen. Das Wohnmobil-Dinner erfreut sich bundesweit großer Beliebtheit. So auch in Bad Segeberg. Denn es gibt sie noch immer, die kleinen Schlupflöcher der Freude: Ist es doch eine der letzten verbliebenen Optionen im Corona-Stillstand, auswärtiges Essen zu genießen. Das dachte man sich auch im „Mones“ in Bad Segeberg, sonst eher Wild-West-Restaurant und angesagte Location für Livemusik. Geschäftsführer Oliver Roth kam auf die Idee, als ein Stammgast aus Hamburg als Abholer bestellte. „Das Essen ist doch bis Hamburg längst kalt“, dachte Roth noch, doch die Besucher blieben mit dem Wohnmobil einfach da. „Ich habe dann bemerkt, dass es das andernorts auch schon gibt“, erzählt er. Mittlerweile trendet das „Womo-Dinner“; in der Facebook-Gruppe zum Thema tummeln sich seit November fast 34 000 Mitglieder. Voller Parkplatz an den Wochenenden: Aus der Not wurde eine Tugend: Von Mittwoch bis Sonntag lädt der Segeberger Südstadt-Saloon Wohnmobilisten auf den Gastro-Parkplatz an der Theodor-Storm-Straße ein. Seit Ende des Jahres genießen Gäste aus der Region, manchmal Hamburger oder Husumer, hier Dinner bei Kerzenschein, als hätten sie nie etwas anderes getan. „Du gehst essen und bringst deine Location mit“, fasst Roth zusammen. Alles Corona-konform. Mittlerweile hat es sich herumgesprochen. Am Wochenende sind die sechs Parkplätze hier schon mal ausgebucht. Zum Bestellvorgang gehört dafür unbedingt die Frage nach der Länge des Mobils, damit der Platz sinnvoll genutzt wird. Und dann wird die fahrbare Sitzecke zum Gourmet-Restaurant hinter verschlossenen Türen. „Der Abhol-Charakter bleibt also. Nur besser: Es gibt Essen von vernünftigen Tellern, bei Kerzenschein, einem Gläschen Wein und mit Besteck. Ich bin sowieso ein Abfallgegner und kein Fan von Plastik“, erklärt der Gastronom. Segeberg: Neben dem „ Mones “ in Bad Segeberg bietet die Kochschule Neumünster ein „Candle-Light-Wohnmobil-Dinner“ an. Überregionale Berichterstattung hat die Macher dort an ihre Kapazitätsgrenze gebracht. „Auf diesen Ansturm waren wir nicht vorbereitet“, schreiben sie auf ihrer Homepage. Dort stehen die kommenden Termine mit Themenabenden, die meisten sind jedoch bis in den März hinein bereits ausgebucht. Gäste werden auf Wartelisten gesetzt. Auch das „ Ristorante Divino “ in Bad Bramstedt ist dabei. Stormarn: Am Reinfelder Stadtrand haben auch die Inhaber des Italieners „ Casa Rusticana “ gute Erfahrungen damit gesammelt. „Das Wohnmobil-Dinner ist gut angelaufen“, schreiben sie und bitten die Gäste gleichzeitig, an den Wochenenden rechtzeitig zu reservieren. Den Gastro-Trend bietet auch das „ Strandhus “ Großensee an. Lauenburg: Freitags und sonnabends gibt es auf Gut Basthorst ein Drei-Gänge-Menü direkt ans Wohnmobil. Das Womo-Dinner gibt’s zudem am „ Lauenburger Hof “ in Sandesneben. Ostholstein: Am „ Monte & Meer “ in Neustadt, Restaurant „ Ollex “ in Schashagen sowie in den Restaurants „ Vörn Diek “ und „ Achtern Diek “ in Dahme. Lübeck: In Lübeck ist vor Kurzem auch das Restaurant „La Masseria“ auf den Zug aufgesprungen. Auf dem Reiterhof am Groß Steinrader Melkerstieg verwöhnen die Betreiber Gäste mit Wohnmobil, Bulli, Van oder großen Pkw mit italienischen Gerichten. Mit dabei ist zudem das „ Ristorante Leonardo “ in Krummesse. Gäste im Schulbus und Luxus-Liner: Neben dem klassischen Caravan oder Bulli gab es sogar noch speziellere Besucher. Sie kamen etwa im zwölf Meter langen Wohnmobil-Luxus-Liner aus einem Nachbarort. Für diesen wurde die ganze Seite des Restaurants abgesperrt. Eine Gangway musste erst ausgefahren werden, um das Edelmenü in Empfang zu nehmen. Andere Gäste kamen im amerikanischen Schulbus oder haben das Innenleben ihres SUV extra zum Restaurantplatz umfunktioniert – samt befestigtem Holzbrett als Tisch zwischen den Gurten. Doch so schön das Erlebnis ist, ohne ein paar Regeln geht es nicht. „Es ist nicht dafür gedacht, dass die Menschen jetzt aus Hannover oder München kommen.“ Auch eine Camping-Alternative sei das nicht, stellt Roth klar. Übernachtungen sind nicht gestattet. Mehr als 50 Wohnmobilisten dürften so bisher ein ungetrübtes Restauranterlebnis genossen haben, trotz Lockdown. Das Wild-West-Team gibt sein Bestes, rettet sich mit dem Gastro-Trend und klassischem Abholservice durch diese Zeit. Es rechnet nicht damit, dass es kurzfristig weitergeht. Der immer weiter verlängerte Lockdown wundert den Geschäftsführer Roth nicht: „Der Genickbruch für viele dürfte der schleichende Weg der Finanzhilfen sein, bis das Geld nach Wochen endlich auf dem Konto ist. Ich denke, dass es mit den Lockerungen für die Gastronomie noch bis Ostern dauern wird. Ich plane schon seit drei Monaten mit diesem Szenario“, sagt Oliver Roth. „Aber ich bin ein positiver Mensch, aufgeben war für mich nie eine Option.“ Von Irene Burow