30 Jahre Nuthouse Flowers

Die Nuthouse Flowers aus Bad Oldesloe haben schon vor 3000 Leuten direkt am Millerntor bei einem Freundschaftsspiel des FC St. Pauli gegen den FC Sevilla zum Saisonauftakt Folk-Rock gespielt. Und zum Jahreswechsel vor gut einem Jahr lauschten rund 240 000 NDR-Hörer dem eigenen Silvestersong der Oldesloer Band. „Da waren wir schon ein bisschen stolz. Da sind wir kurzfristig berühmt gewesen“, erzählen die Musiker. Dabei sind sie vor 30 Jahren einmal ganz klein angefangen. Als Schülerband des Oldesloer Gymnasiums. Akkordeonspieler Jens Rittmeyer war gerade mal 16 Jahre alt, als er die Irish-Folk-Rock-Band mit gründete. Den Anstoß gab damals Christoph Schlüter, erinnert er sich. Mit dem hatte er zuvor ein Pogues-Konzert in Hamburg besucht. So entstand die Oldesloer Coverband der populären irischen Folk-Punk-Gruppe. Die irische Musik war damals im Norden recht unbekannt: Die irische Musik war damals im Norden relativ unbekannt. Deshalb konnte die Band spielen, was ihr gerade in den Sinn kam. „Da wir nicht spielen konnten, klang es jedes Mal anders. Wie waren echt schlecht. Ich habe mir die Füße an den Schlagzeug-Pedalen festgeklebt, damit sie nicht abrutschen“, berichtet Oliver Wulf lachend. Da Michael Groth Blockflöte spielen konnte, sollte er die Tin Whistle mit noch weniger Löchern auch beherrschen können. Und Jens Rittmeyer bot als Springer immer das, was musikalisch fehlte. Mit 16 erlernte er zunächst die Mundharmonika und brachte sich auch die anderen Instrumente nach und nach selbst bei. Wie die Gitarre, die ihm sein Opa kaufte. Rittmeyer: „Ich hatte nie Musikunterricht.“ Über die Noten malt er noch heute Buchstaben. „Die Leute gehen ab wie die Flummis“: Hauptsächlich ging es den Musikern, die alle aus unterschiedlichen Musikstilen kommen, schon damals um den Spaß. Und natürlich wollten sie auch berühmt werden. Jens Rittmeyer: „Ich wollte eigentlich in einer Bluesband spielen.“ Irish Folk habe er davor noch nie gehört und auch kein Interesse daran gehabt. Wulf: „Man rutscht da so rein.“ Bei den Auftritten hätten sie dann gemerkt: „Die Leute gehen ab wie Flummis.“ So nutzten sie die musikalische Marktlücke im Norden zunächst für eine Art „Trinkgelage mit Musik“, wie sie die Anfänge aus heutiger Sicht scherzend beschreiben. Damals wurde sowohl auf als auch vor der Bühne „ordentlich gesoffen“, erinnern sie sich. Heute hat das Publikum „eine professionelle Erwartungshaltung“. Und getrunken wird wenig. Geübt wurde zu Beginn in Reinfeld bei Michael Groth im Keller. Im dortigen Probenraum traten sie bei der Weihnachtsfeier des Kegelklubs seiner Eltern auf. „Das war der erste öffentliche Aufritt. Wir haben etwas Geld gekriegt und waren richtig glücklich.“ Zum Schlüsselerlebnis wurde dann der Auftritt im Oldesloer Travestadion beim Sepp-Herberger-Tag 1991. Dort wurden sie in den Fußball-Pausen gefeiert und mussten eine Zugabe nach der anderen geben. Die erste Kassette wurde 1995 live aufgenommen: In der Anfangszeit sang „TC“ Stuhr bei den Nuthouse Flowers. Und so wurde die erste Kassette 1995 live im Hause Stuhr aufgenommen. Gille Richter machte in Reinfeld erste Bandfotos für die Presse, Heinrich Stuhr sponsorte die ersten Plakate. Da der Oldesloer Architekt viele Schulen im Osten baute, wurden die „Nuts“ dort häufig zur Eröffnung engagiert. „1995 waren wir dann schon ganz gut“, sagt Rittmeyer. Seit 2009 spielt er zudem Akkordeon. Wobei er mit einem Kinderknopfakkordeon startete. Er spielte damals auch noch bei den Drangdüwels und kam in den zwei Bands auf 56 Aufritte pro Jahr. Damals hatten die „Nuts“ noch 25 jährliche Gigs, heute sind es aus familiären und arbeitstechnischen Gründen (fünf der sechs sind Väter) nur noch zehn bis zwölf Musik ist für alle ein Hobby geblieben, eine Liebelei. Drei der Musiker sind von Anfang an dabei: Bis auf die drei Musiker der „Ursuppe“ (Michael Groth machte von 1995 bis 2005 eine Spielpause) gab es in den ersten Jahren eine hohe Fluktuation. Henning von Burgsdorff kam 1998 zunächst als Aushilfsmandolinenspieler dazu und trägt seitdem unter anderem mit Gitarre und Bouzouki zur musikalischen Vielfalt bei. Bassist Christian Deckert aus Leezen gehört seit 2015 zur Band und kommt aus dem Swing- und Jazzbereich. „Bandküken“ Henner Witt stieg ebenfalls 2015 in die Band ein. Er ist mit 36 Jahren der Jüngste. „Ich bin zehn Jahre jünger als der Rest der Band“, sagt der Sänger, der sich diesen Part mit Rittmeyer und von Burgsdorff teilt. Rittmeyer. „Vor allem der dreistimmige Gesang kommt gut an.“ Mit Witt kamen traditionelle Rocksongs ins Repertoire. Wulf: „Er hat frischen Wind hereingebracht.“ Der typische „Nuts“-Sound entsteht durch die Instrumentenvielfalt und den Soundgroove im Zusammenspiel. Es gibt jetzt auch viele eigene Songs: „Wir covern nicht nur“, betont Wulf. Nur ein Drittel der Titel stammt noch von den Pogues, ein weiteres Drittel sind eigene Songs, das letzte Drittel Traditionals. Die „Nuts“ haben seit zehn Jahren „viel Stammpublikum“. Und spielen beim Hamburger Hafengeburtstag ebenso wie beim Oldesloer Stadtfest, der Lübecker Celtic-Folk-Night, im Bad Segeberger „Mones“ oder in der Möllner Bogart’s Bar. Bei großen Auftritten kommen dann noch Gastmusiker dazu. Die Musiker: „Im Moment läuft es super.“ Das persönliche Auftrittshighlight von Henner Witt war ein Kneipenfestival im Gewölbekeller in Peine. Bei einem Whiskeyklub in einem kleinen Dorf im Harz werde ebenfalls richtig Party gefeiert. Es sind der Spaß und die gute Stimmung, die allen am wichtigsten sind. Und die können mit wenigen Leuten auch mal besser sein, als mit viel Publikum.„Eigentlich macht jeder Auftritt Spaß. Es ist immer anders. 30 Jahre sind ein Highlight“, betont Rittmeyer. Er geht davon aus, dass sie sich auch weiter treffen werden, falls sie mal keine Musik mehr machen sollten. Am 31. Januar bieten sie den Support für die befreundete Oldesloer Folk-Band „Exzenter“ im KuB Bad Oldesloe. 8. Februar Irish Night in Bargfeld-Stegen im „Lieblings“. 14. März. St. Patricks Day Party im „Mones“ Bad Segeberg. 17. März: St. Patricks Day Party in der „Klangbar“ Hamburg. 10. Mai. Hamburger Hafengeburtstag, Jolly Rogers Bühne. 21. Mai: Himmelfahrt in der „Rohlfshagener Kupfermühle“. Info und Bandvideo: www.nuthouse-flowers.de Den Silvestersong „New Year`s Eve“ übrigens hat Jens Rittmeyer 1999 bei einer Silvesterparty im Lindenhof Treuholz geschrieben. Er wurde 2005 für eine der sechs CDs aufgenommen und kam 2007 zudem als Single heraus. Gast-Sängerin war damals „Cass“, Henrike Krügener, die später als „Schné“ bekannt wurde und 2012 Bremen beim Bundesvision Song Contest von Stefan Raab vertrat. Von Susanna Fofana

Bad Oldesloe - 30 Jahre Nuthouse Flowers