Azubipreis: Reinfeld sucht die engagiertesten Lehrlinge

Bereits zum 21. Mal vergibt der Handelsverein Reinfeld (HVR) den Azubipreis – und diesmal soll es richtig krachen. Der HVR will in diesem Jahr viel mehr Jugendliche motivieren, sich um den mit 300 Euro dotierten Azubipreis zu bewerben. „Man muss nicht das glatte Einser-Zeugnis haben“: In den Vorjahren hätte sich nur sehr wenige Auszubildende aus Reinfeld und Nordstormarn getraut, ihre Bewerbung einzusenden. Kein Wunder: Wer schätzt sich selbst schon als Top-Azubi ein. Das soll sich nun ändern. Während früher vor allem die Noten im Mittelpunkt der Bewertung standen, geht es jetzt auch um andere Qualifikationen. „Man muss nicht das glatte Einser-Zeugnis haben. Es wird auch mit herangezogen, wenn Leute zusätzlich etwas machen. Beim letzten Mal hat zum Beispiel eine junge Frau gewonnen, die eine Dachdecker-Ausbildung gemacht hat. Sie hat sich auch sehr dafür eingesetzt, dass mehr Frauen auf den Bau gehen“, berichtet Monika Bade. Auch Auszubildende mit Migrationshintergrund sind aufgerufen, ihre Bewerbung für den Azubipreis des HVR einzureichen. „Diese Jugendlichen müssen zusätzlich die Sprache lernen, den Lehrstoff auf Deutsch bewältigen und dann noch die Prüfung bestehen.“ Das müsse man hoch anrechnen. Engagement im Betrieb: Daneben gibt viele junge Menschen, die in der Berufsschule vielleicht nicht die Besten sind, die dafür aber im Betrieb den Chef oder die Chefin mit ihren Leistungen beeindrucken. Wenn ein Auszubildender zum Beispiel gut am Kunden ist oder einfach seinen Job richtig toll macht. Auch diese Jugendlichen haben eine Chance auf den Azubipreis. „Vielleicht werden in diesem Jahr sogar zwei oder drei Preise verliehen“, sagt Bade. Alle Azubis, die Spaß an ihrer Arbeit haben oder die sich durch gute Noten oder besonderes Engagement hervortun, können sich für den HVR-Azubipreis 2020 bewerben. Auch Ausbilder sind aufgerufen, ihre Azubis für den Preis anzumelden. Der HVR will besondere Leistungen belohnen und es öffentlich machen, wenn junge Menschen in ihrem Ausbildungsbetrieb was bewirken. Friseurin als Traumberuf: Der allererste Azubipreis ging 1999 an Sabrina Risse. Sie war 19 und hatte gerade die Ausbildung als Friseurin absolviert – im „Haarstudio Ute Schulz“ in Reinfeld. Heute ist es ihr eigener Betrieb. „Als meine Chefin in Rente ging, habe ich das Geschäft übernommen und mir damit einen großen Traum erfüllt.“ Nicht einen Tag habe sie es bereut, dass sie diesen Beruf ergriffen habe. „Ich schließe hier seit 24 Jahren die Türen auf und zu. Ich liebe die verschiedenen Menschen, meine Omis und Opis, das Zusammensein mit den Kolleginnen – ich bin einfach gerne mit Leuten zusammen.“ Authentisch zu sein, darauf komme es in ihrem Job an. „Das Schöne in Reinfeld ist auch, dass hier alles so familiär und echt ist.“ Keine Klischees, nichts Überkandideltes. Manchmal fluche sie, dann wieder tanze sie mit ihren Mädels durch den Laden. „Natürlich ist das Frisieren wichtig, aber wir legen auch viel Wert auf das Menschliche. Ich finde, dass das heutzutage viel zu doll flöten geht.“ Alle Auszubildenden, die in diesem Jahr die Prüfung ablegen, können sich um den HVR-Azubipreis bewerben. Auch Ausbilder können die Bewerbungsunterlagen für den Berufsnachwuchs einreichen. Voraussetzung: Der Wohnsitz oder die Ausbildungsstätte des Azubis muss in der Stadt Reinfeld oder im Amt Nordstormarn liegen. Gute Noten sind hilfreich, aber auch persönliche Hintergründe oder besonderes Engagement, wie etwa ehrenamtliche Tätigkeiten, werden vom HVR berücksichtigt. „Die 2020 erfolgreich bestandene Abschlussprüfung ist allerdings Voraussetzung“, sagt HVR-Sprecherin Monika Bade. Neben der Wertschätzung können der oder die Gewinner/in ein Preisgeld von 300 Euro erhalten. Der HVR hat in den vergangenen Jahren bereits häufig einen zweiten und dritten Preis vergeben, da der Jury die Entscheidung schwerfiel. Bade: „Also, nur Mut und gleich die Unterlagen einreichen.“ Bewerbungen können persönlich abgegeben oder per Post sowie E-Mail gesendet werden: Architekturbüro Monika Bade, Jahnstraße 14, 23 858 Reinfeld, Telefon 045 33/610 52 58, E-Mail monika.bade@web.de Erforderlich sind der Gesellenbrief, das letzte Zeugnis und evtl. vorhandene Unterlagen. Von Interesse sind auch zusätzliche Qualifikationen, ehrenamtliche Tätigkeiten oder sonstige gute Leistungen. Diese werden bei der Preisvergabe mit berücksichtigt. Nicht nur die Betriebe und Azubis, auch Eltern oder Großeltern, die der Meinung sind, ihr Kind/Enkelkind hat eine gute Leistung in der Ausbildung abgeliefert, können gerne Unterlagen einreichen. „Man kann als Friseur viel Geld verdienen“: Kreativität, handwerkliches Geschick, Kontakt zu Menschen – der Friseurberuf vereint, wovon viele träumen. Dennoch hat er einen schlechten Ruf, was auch an der schlechten Bezahlung liegt, heißt es im Allgemeinen. „Man kann als Friseur viel Geld verdienen. Aber man muss es sich erarbeiten und zeigen, dass man dazu Bock hat“, sagt Sabrina Risse. „Darauf wollen wir auch als Handelsverein hinweisen: Man muss nicht zwingend weniger Geld verdienen oder hat weniger Ansehen, wenn man einen Ausbildungsberuf ergreift. Man muss nicht zwingend studieren, um einen guten Job zu haben. Man kann was ganz Tolles lernen und nach der Ausbildung eine wunderbare Karriere machen“, macht Monika Bade deutlich. Das gelte für Friseure, Tischler, Maler, Maurer, Dachdecker, Krankenpfleger und überhaupt alle Ausbildungsberufe. Von Britta Matzen