Bad Oldesloe: Alleinerziehende Mutter verzweifelt über Kita-Bescheid

Seit dem Sommer hat die Stormarner Kreisverwaltung einen ganzen Batzen an zusätzlicher Arbeit. Grund ist die Kita-Reform des Landes, die Kreise sind nun zentrale Anlaufstelle. Caroline Pophal aus Pölitz wusste schon früh davon und stellte rechtzeitig den Sozialstaffel-Antrag für ihren fünfjährigen Sohn Levi, der in Bad Oldesloe in die Kita Brummkreisel geht. Bisher musste sie das beim Amt Bad-Oldesloe-Land machen, jetzt beim Kreis. Was Caroline Pophal (29) im Sommer nicht ahnte: Es begann für sie eine monatelange quälende Wartezeit. „Ich habe bereits im Juni einen Antrag auf Sozialstaffel für meinen Sohn Levi Pophal gestellt und bis heute keinen Bescheid erhalten“, schrieb die alleinerziehende Mutter vor kurzem den LN. „Bekannte von mir, die Leistungen vom Jobcenter erhalten und diesen Antrag erst im August gestellt haben, haben bereits nach zwei Wochen einen Bescheid erhalten.“ Sie fragte zweimal nach, es geschah jedoch nichts. Mitte September erhielt sie dann Post, dass noch Unterlagen fehlten. „Die habe ich umgehend per Post an die Kreisverwaltung zu Händen einer bestimmten Mitarbeiterin geschickt“, schildert die junge Mutter. Und sie hörte wieder wochenlang nichts. „Beim Kreis Stormarn läuft nur der Anrufbeantworter, auf Mails wird nicht geantwortet,es passiert einfach nichts.“ „Bitte helfen Sie mir!“: Caroline Pophal ist nicht nur alleinerziehend, sondern macht auch eine Ausbildung zur Erzieherin in der Beruflichen Schule Bad Oldesloe. Das heißt, sie bekommt kein Gehalt, sondern lediglich Bafög. „Bereits seit vier Monaten muss ich nun den kompletten Kita-Beitrag bezahlen“, sagte die Pölitzerin im Gespräch mit den LN. In ihrem Fall sind es derzeit 320 Euro pro Monat, ermäßigt über die Sozialstaffel wären es lediglich 80 Euro Essensgeld. Caroline Pophal war der Verzweiflung nah und schloss ihre erste E-Mail an die LN mit den Worten „Bitte helfen Sie mir!“ Sie habe sich schon überall Geld geliehen, „um die Nahrung meines Kindes zu finanzieren. Ich bin mittlerweile wirklich finanziell und psychisch am Ende.“ Sie habe Angst, dass Levi seinen Kita-Platz verliert. Zwischenzeitlich hatte sie auch schon die Bürgerbeauftragte des Landes, Samiah el Samadoni einschaltet. Jetzt im November kam wieder Bewegung in die Sache, nachdem die 29-Jährige auch die LN eingeschaltet hatte. „Angeblich sind die Unterlagen im September nicht angekommen, da ist mir echt die Hutschnur geplatzt und ich habe eine unfreundliche Mail an den Kreis geschickt.“ Aber sie habe dann auch die angeforderten Papiere und Belege nochmals verschickt. Landrat gelobt Besserung: Stefan Dzyk, Fachdienstleiter in der Kreisverwaltung, erklärt es so: „Der im Juni gestellte Antrag war unvollständig. Ein Teil der nachgeforderten Unterlagen ging hier am 29. September ein. Die restlichen Unterlagen wurden auf Erinnerung vom 14. November unverzüglich nachgereicht, sodass die Sozialstaffel am 18. November festgesetzt werden konnte.“ Bereits vor einigen Wochen hatten Eltern aus Hamberge beklagt, dass die Bearbeitung der Anträge sehr schleppend verlaufe. Viel besser ist es offenbar nicht geworden. „Es gibt weiter starke Verzögerungen bei der Berechnung der Sozialstaffel“, teilte Landrat Henning Görtz jetzt im Finanzausschuss des Kreises mit. Durch die Änderung bei der Geschwister-Ermäßigung gebe es zudem weiteren hohen Arbeitsaufwand. Der Kreis hatte eine Vergünstigung beschlossen. Statt 50 Prozent müssen Eltern für ein Geschwisterkind nur noch 30 Prozent des normalen Beitragssatzes zahlen. Das ist laut Görtz allen bekannt, die Kita-Träger gingen aber trotzdem unterschiedlich damit um und verschickten teilweise Mahnbescheide an die Eltern. Görtz versprach jedoch, mit Hochdruck daran zu arbeiten, die Verzögerungen abzubauen. Dabei helfen soll auch zusätzlich Personal (siehe Beistück). „Es gibt unglaublich lange Bearbeitungszeiten sowohl bei der Sozialstaffel als auch bei der Geschwister-Ermäßigung“, berichtet auch Tom Winter von der Stormarner Kreiselternvertretung, „teilweise dauert es fünf Monate.“ Winter warb vor dem Finanzausschuss des Kreises trotzdem darum, die verabschiedete höhere Geschwister-Ermäßigung (70 statt 50 Prozent) wie beschlossen rückwirkend zum 1. August 2020 gelten zu lassen. Die Kreisverwaltung hatte aufgrund der Arbeitsbelastung beide Hände gehoben, die Kreispolitiker bestanden jedoch auf ihrem Beschluss, der im Jugendhilfeausschuss gefasst worden war. Im Finanzausschuss beschlossen sie daher, zwei zusätzliche Stellen – befristet auf ein Jahr – dafür zu schaffen. „Wenn wir etwas beschließen, müssen wir auch Personal dafür bereitstellen“, sagte der CDU-Fraktionsvorsitzende Joachim Wagner. Von 3000 Anträgen seien knapp 1900 beschieden, erklärte Landrat Henning Görtz. „1100 davon müssen wir aber aufgrund der geänderten Geschwisterermäßigung noch mal neu anfassen.“ Von Markus Carstens