Bad Oldesloe: Ein Unverpackt-Marktwagen für den Norden

Eigentlich wollten Jacqueline Dietz (31) und ihre Schwester Stefanie (36) von diesem März an beruflich in Vollzeit auf ihren Foodtruck „Des Teufels fette Beute“ setzen. Stefanie: „Da ging Corona gerade los.“ Als sie nach den vielen Sommer-Anfragen im November erneut ausgebremst wurden, „mussten wir uns einen Plan B überlegen“. Das Ergebnis: ein Unverpackt-Marktwagen für den Norden. Der ehemalige Bäckerwagen wartet schon auf den Ausbau. Bereits im Januar soll es mit „Lisbeth Lose“ auf die ersten Wochenmärkte gehen. „Businessplan geschrieben und Nägel mit Köpfen gemacht“: Die Oldesloer Schwestern haben in ihren früheren Wohnorten Lübeck und Hamburg die Erfahrung gemacht, dass es schwer ist, Unverpackt-Läden mit Bioware zu nutzen, wenn die nicht in der Nähe sind und erst angefahren werden müssen. Jacqueline: „Wie toll wäre es, wenn sich das Angebot auf dem Wochenmarkt befände, wo man sowieso einkauft.“ So haben sie nicht darauf gewartet, bis sich die Coronalage wieder entspannt, sondern einen Businessplan geschrieben. „Wir haben Nägel mit Köpfen gemacht.“ Mittlerweile steht das Auto bereit und sie haben viele Gespräche geführt, zum Beispiel mit regionalen Lieferanten und Großhändlern. Sie wollen ausschließlich Bioprodukte anbieten. Das Kassensystem ist bereits bestellt. Nun müssen noch die Bins geordert werden, die Lebensmittelspender. Mitte/Ende Januar wollen sie mit ihrem zweiten Standbein auf den ersten Wochenmärkten im Norden stehen. Natürlich wollen die Oldesloerinnen mit ihrem regionalem Ursprungsbusiness Catering weitermachen, wenn es wieder möglich ist. Aber selbst ihr Festival mit der weitesten Anfahrt und der größten Personenanzahl, das „Watt en Schlick Fest“, musste im Coronajahr 2020 abgesagt werden. Kaffee und Mehl werden vor Ort frisch gemahlen: Auf den Wochenmärkten sollen von Getreide über Gewürze bis hin zum Kaffee insgesamt 110 Artikel angeboten werden. „Es ist echt viel geworden“, finden die beiden. Und das auf engstem Raum. Mehl und Kaffee sollen vor Ort gemahlen werden. Die Kaffeebohnen stammen aus der Stormarner Rösterei „Caligo“. Auch die „College Curries“ soll es bei „Lisa Lose“ geben, Gewürzmischungen, mit denen indische Studierende unterstützt werden. Durch die regionalen Produkte ergeben sich Alleinstellungsmerkmale, mit den Großhändlern arbeiten sie eh schon beim Catering zusammen. Und so können sich die zwei Standbeine zukünftig gut ergänzen, da auch große Gebinde schnell verbraucht werden. Das Weihnachtsmenü zum Fertigkochen mit Bio-Rind, als vegetarische oder vegane Alternative kann bis 14. Dezember über die Homepage www.des-teufels-fette-beute.de, per E-Mail an weihnachten@des-teufels-fette-beute.de oder unter Tel. 01 70/902 07 06 geordert werden. Die Crowdfunding-Kampagne ist unter www.startnext.com/lisbeth-lose im Netz zu finden. Wer zu Weihnachten nicht kochen will, findet auch in der Kreisstadt Klassiker. Ente und Gans auf Bestellung zum Fertigkochen gibt es etwa im Glacehaus (www.glacehaus.de), im Restaurant „KandelaR“ im Hotel Hinz (www.hotel-hinz.de, mit Videoanleitung bei Facebook) sowie Gans to go im Gasthaus „Mäcki“ Rethwischfeld (www.Gasthaus-Maecki.de). Weihnachtsgerichte zum Abholen bieten das Restaurant „Zum Kamin“ (www.zumkamin.de) an, das Hotel & Restaurant Wiggers (www.hotel-wiggers.de) und Roberts (www.robertscatering.de). Auch in vielen anderen Oldesloer Restaurants werden über die Weihnachtstage Speisen zum Abholen gekocht. Zum Einkauf am Unverpackt-Marktwagen bringen die Kunden ihre sauberen Gefäße selbst mit. Die werden gewogen und nach Wunsch befüllt. Wer nichts dabei hat, greift zur plastikfreien Alternative vor Ort. Als erste Märkte schweben den Schwestern der Wochenmarkt „Brink“ in Lübeck sowie die Wochenmärkte in Reinfeld und Bad Oldesloe vor. Wenn es gut läuft, ist eine regionale Erweiterung in den Kreisen Segeberg und Lauenburg angedacht – und vielleicht auch weitere Mitarbeiter und ein zweiter Wagen. Crowdfunding-Kampagne ist bereits gut angelaufen: Seit Ende November und noch bis Mitte Januar läuft eine Crowdfunding-Kampagne für das Unverpackt-Projekt. „Es läuft ganz gut an“, sagt Stefanie. Die ersten 50 Euro kamen aus Berlin: Da waren sie überrascht. Wer an das Projekt glaubt, kann bei Startnext frei spenden oder für die Zukunft ein Dankeschön erwerben. Wenn 5000 Euro im Topf sind, bekommen die Schwestern das Geld, ansonsten geht es an die Spender zurück. Ein Festmahl zum Fertigkochen: Die Anfrage einer Oldesloerin, die zu Weihnachten ihre vegane Enkeltochter zu Besuch hat und nicht weiß, was sie kochen kann, brachte die Schwestern noch auf eine kleine Weihnachtsidee. Sie kreierten ein Festmahl – eine Pastete mit Fleisch sowie als vegetarische und vegane Alternative. „Die Resonanz ist ziemlich gut“, sagt Jacqueline. Noch bis zum 14. Dezember kann bestellt werden. Am 23. Dezember wird dann mit einer Zubereitungsanleitung geliefert. An einem Tag der Wahl bis zum 27. Dezember kann das gekühlte Menü dann zu Hause fertig gekocht – oder aber eingefroren werden. Von Susanna Fofana