Bad Oldesloe: Nabu-Kritik an Baumpflege im Pastoratsgarten

Im ehemaligen Pastoratsgarten neben der Oldesloer Peter-Paul-Kirche, den der Nabu gepachtet hat, stehen mehrere große Bäume, die stark mit Efeu bewachsen waren. Als Klaus Graeber vom Oldesloer Nabu jetzt von einem Aufenthalt als Vogelwart auf der Hallig Habel zurückkehrte, traute er seinen Augen nicht. „Ich war entsetzt“, sagt Graeber. „Ohne unser Wissen war der Efeu an sechs Bäumen bis zu einer Höhe von zwei Metern abgesägt und entfernt worden – mitten in der Brutzeit. Jetzt stirbt der Efeu und die Blätter rieseln auf den Weg.“ Graeber fragt: „Wie konnte das passieren?“ Und liefert selbst die Erklärung: „An einer großen Kastanie, dem einzigen nicht mit Efeu bewachsenen Baum in der Reihe, waren kürzlich wegen der anhaltenden Trockenheit zwei starke Äste abgebrochen und größtenteils in den Nachbargarten gefallen. Vitale Bäume? Die Kirchengemeinde beauftragte daraufhin einen Baumpfleger mit einer Begutachtung auf Verkehrssicherheit. Dieser bescheinigt laut Graeber allen Bäumen, dass sie vital und wüchsig sind. „Er schreibt in seinem Gutachten aber nicht, dass er sofort zur Tat schritt und den Efeu durch ,Ringeln’ abtötete. Und er liefert auch keine Begründung dafür. Er schreibt aber, dass durch das ,Ringeln’ eine Gefahr für die Verkehrssicherheit durch abgestorbene Äste entstanden ist.“ Der Schaden sei nun auf Jahre hin irreparabel, denn der Efeu sei zum Teil 20 bis 30 Jahre alt gewesen. Sämtliche Pflanzenteile des Gemeinen Efeus sind giftig. Zeichen der Vergiftung können schon nach Einnahme von zwei bis drei Beeren auftreten: Brennen im Rachen, Durchfall und/oder Erbrechen, Kopfschmerzen, erhöhter Puls, Krämpfe. Zubereitungen aus Efeublättern können in niedriger Dosierung gegen Husten helfen. Wegen der enthaltenen Saponine, die eine seifenähnliche Wirkung besitzen, kann Efeu auch als pflanzlicher Waschmittel-Ersatz verwendet werden Efeu ist laut Experte Graeber früher im Verdacht gewesen, Bäumen zu schaden. „Das liegt an einer Verwechslung von Ursache und Wirkung: Man sieht absterbende oder tote Bäume, die stark mit Efeu bewachsen sind, und gibt dem Efeu die Schuld. Tatsächlich sterben die Bäume aus anderen Gründen ab und dadurch kriegt der Efeu mehr Licht und kann besonders üppig wachsen.“ Das hätten mehrere Untersuchungen an großen Bäumen gezeigt. Efeu als Biotop: Mit Efeu bewachsene Bäume seien sogar ein hervorragendes Biotop für diverse Vögel und Insekten. Und auch für die Verkehrssicherheit sei Efeu nützlich, denn er schütze die Stämme vor Sonnenbräune. „Dass gerade an dem einzigen nicht mit Efeu bewachsenen Baum Äste abgebrochen sind, passt dazu. Und wenn wirklich ein mit Efeu bewachsener Ast abbricht, hält der Efeu den Fall auf oder dämpft ihn zumindest.“ Die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Oldesloe lobt zunächst die gute Kooperation mit dem Nabu, verweist auf den gewollt niedrigen Pachtzins, Fledermaus-Projekte und die Wiese neben der Kirche als großen Lebensraum für Tiere. „Die malerische Kulisse am Pastoratsgarten wiederum ist aber verbunden mit einem hohen Maß an Pflege, um die Verkehrssicherheit für die Fußgänger zu gewährleisten“, wie Pastor Diethelm Schark erklärt. „In der Tat ist es zu einem massiven Abbruch von Ästen an der besagten Kastanie gekommen. Wir haben daraufhin einen staatlich anerkannten Baumgutachter beauftragt, die Bäume zu überprüfen und eine auch weiterhin bestehende Verkehrssicherheit für den häufig frequentierten Fußweg in die Oldesloer Innenstadt zu garantieren“, so Schark weiter. Zustand der Bäume einschätzen: „Im Zusammenhang mit den Begutachtungen wurde durch den Baumpfleger an mehreren Bäumen der Efeu bis in eine Höhe von etwa zwei Metern gekappt, um, so das Gutachten, den Zustand des jeweiligen Baumes eingehend abschätzen zu können“, erläutert Schark. Er könne den Standpunkt des Nabu in Sachen Artenschutz zwar nachvollziehen, „aber ehrlicherweise bin ich auch sehr froh, dass bei dem massiven Holzabbruch niemand zu Schaden gekommen ist und wir nun auch sicher sein können, dass mit jetzt notwendigen Pflegemaßnahmen die Verkehrssicherheit auch weiterhin gewährleistet sein wird“, so Diethelm Schark. Klaus Graeber befürchtet indes, dass das Beispiel Schule machen könnte. „Der Schaden kann leider noch über den Pastoratsgarten hinaus gehen, wenn die Leute das sehen und denken, der Nabu befürwortet das.“ Deshalb stellt Graeber klar, dass der Nabu das „Ringeln“ der Efeus klar ablehnt. Dass das in der Brutzeit passiert, sei sogar ein Verstoß gegen Paragraf 39 des Bundesnaturschutzgesetzes (Schutz von Brutstätten). Von mc