Bad Oldesloe/Reinfeld: Ärger um Post-Zustellung

Der LN-Artikel über die Oldesloer Firma, die nur etwa einmal pro Woche Post bekommt, schlug hohe Wellen. Auf dem Facebook-Account LN Stormarn wurde das Thema eifrig diskutiert. „Wir hatten eine Tageszeitung, die per Post zugestellt wurde. Nachdem wir einmal fünf Ausgaben an einem Tag hatten, haben wir das Abo gekündigt“, schrieb ein Nutzer. „In Bad Oldesloe bekommt man Post oder man bekommt sie nicht. Immerhin liegt die Erfolgsquote höher als beim Lotto. Zumindest darüber kann man sich freuen.“ „Das ist in Tralau nicht anders. Diese Woche bekam ich Post vom 2. November und 16. November. Der Brief vom 2. November war ein Angebot mit einer Gültigkeit bis 23. November. Angekommen ist der Brief am 3. Dezember“, schrieb eine Bürgerin aus der Gemeinde Travenbrück und beendete ihren Post mit drei Ausrufezeichen. „Ist hier nicht anders. Tagelang nichts und dann wird der Briefkasten voll gestopft“, lautete ein weiterer Kommentar aus Bad Oldesloe. Oder: „Wir bekommen in Bad Oldesloe nur alle 10 bis 14 Tage mal Post.“ Eine andere Frau schrieb jedoch auch: „Bei uns klappt immer alles, wir bekommen außer montags jeden Tag Post.“ Das würden sich auch die Oldesloer Stadtpolitiker wünschen. In Versammlungen war zuletzt immer wieder die verspätete Zustellung von Sitzungsunterlagen und Tagesordnungen Thema. Jetzt gerade erst wies Bürgerworthalterin Hildegard Pontow erneut auf das Problem hin. Neuer Service offenbart das Dilemma: Doch auch in anderen Orten klappt es offenbar teilweise nicht so gut mit der täglichen Zustellung, zum Beispiel in Reinfeld. Jens Krüger etwa wohnt am Stadtrand und berichtete den LN: „Seit kurzem gibt es einen Service von GMX, in dem man sich vorher per Mail informieren lassen kann, wenn man einen Brief bekommt. Dies passiert in Zusammenarbeit mit der Deutschen Post AG. Nun bestätigt sich mein schon länger gehegter Verdacht, dass die Briefe zwischen sieben und zehn Tage brauchen, um hier anzukommen. Darunter sind sogar zwei Briefe aus Reinfeld, also meiner eigenen Stadt. Auch ich möchte meinen Postboten hier ganz klar aus der Schusslinie bringen, da dieser immer sehr hilfsbereit und zuverlässig ist. Meine Vermutung ist ein systematischer Fehler beim Verteilzentrum.“ Eine Verzögerung von zwei bis drei Tagen finde er gar nicht schlimm, meint Jens Krüger. Aber in einer Woche gar keine Post zu bekommen und dann einen riesigen Stapel, sei nicht akzeptabel. „Was ist mit wichtigen Terminsachen, zum Beispiel Rechnungen?“, fragt der Reinfelder. Pakete dagegen würden sehr zuverlässig und pünktlich geliefert. Gewerkschaft nimmt Post in Schutz: Und davon gibt es vor Weihnachten stets immens viele – und aufgrund der Corona-Krise noch mal mehr. Möglicherweise liegt es also an dem hohen Paketaufkommen, dass Briefe etwas länger liegen bleiben. Das vermutet auch Lars-Uwe Rieck, Landesfachbereichsleiter Postdienste, Speditionen und Logistik bei der Gewerkschaft Ver.di. „Pakete haben vielleicht eine höhere Priorität derzeit“, sagt Rieck, nimmt die Deutsche Post jedoch ausdrücklich in Schutz. „Es wurden seit Beginn der Corona-Pandemie massiv Leute eingestellt und in neue Fahrzeuge investiert. Trotzdem wird die Post weiter von Paketen überrollt. Das ist in dieser Form noch nie dagewesen. Die Kollegen dort sind gerade alle nicht zu beneiden.“ Post-Sprecherin Maike Wintjen bestätigt, dass es derzeit viel mehr Pakete als Briefe gibt, von einer Priorisierung könne jedoch keine Rede sein. Auch im Verteilzentrum gebe es keine Probleme. „Die Kollegen dort und draußen haben alle Hände voll zu tun, es wurde schon im März neues Personal eingestellt und zusätzliche Entlastungsbezirke geschaffen“, erklärt Wintjen. Das heißt, es gibt kleinere und dafür noch mehr Bezirke, um dem Postaufkommen gerecht zu werden. „Wir haben ein gutes System und ausreichend Personal. Einen Rückstau gibt es nicht“, so die Post-Sprecherin weiter. „Alle Mitarbeiter geben ihr bestes und machen einen tollen Job.“ Werbung wird gebündelt ausgeliefert: Auf der anderen Seite komme nun mal wegen des sinkenden Aufkommens nicht mehr jeden Tag ein Brief zu Hause an. Und was häufig verspätet ausgetragen wird, sei die sogenannte Dialogpost. „Das ist Werbung, die wir bündeln und später ausliefern dürfen“, erklärt die Sprecherin. Von Markus Carstens